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Medien und Gesellschaft

"Menschenfeinde von rechts wollen wir nicht im Haus haben"

Simon Hurtz
Journalist, Dozent, SZ, Social Media Watchblog

Mag es, gute Geschichten zu erzählen.
Mag es, gute Geschichten zu lesen.
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Mag es gar nicht, in der dritten Person über sich zu schreiben.

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Simon HurtzMittwoch, 16.02.2022

Ich bin Katapult-Fan, und ich bin Benjamin Fredrich-Fan. Das lässt sich etwa in diesem piq nachlesen. Und in diesem. Ach, in diesem auch. Mich beeindruckt es wirklich, was Fredrich und sein Team aus Katapult gemacht haben, seit er das Magazin 2015 in Greifswald gegründet hat.

Katapult macht fast alles anders als klassische Medienhäuser – und vieles besser. Mittlerweile liegt die Auflage bei gut 150.000, die Hälfte davon sind Abos. Katapult beschäftigt 48 Menschen und macht 2,5 Millionen Euro Umsatz. Noch besser als die Zahlen sind die Inhalte: Kaum Werbung, dafür lustige Karten, aufschlussreiche Grafiken und seriös recherchierter Journalismus.

Mir gefällt nicht alles, was Katapult macht. Als sich Fredrich im vergangenen Jahr öffentlich mit Übermedien zoffte, sahen beide Seiten schlecht dabei aus. Dieses Interview kann ich dagegen uneingeschränkt empfehlen. Die Erfolgsgeschichte von Katapult ist inspirierend und macht Mut. Der "Einfach mal machen"-Charme von Fredrich verfängt bei mir, und ich hoffe, dass sich Katapult genauso weiterentwickelt, wie es angefangen an.

Es ist schwer, das Gespräch adäquat zusammenzufassen. Dafür ist es zu lang und schneidet zu viele Themen an. Unter anderem geht es um …

  • die sinkenden Auflagen des Boulevards: "Die allerdings bei größeren Boulevardmedien wie Bild und Bunte steil bergabgehen, während die Kundschaft billiger Königshäuserhefte langsam ausstirbt. Außerdem dürfen wir nicht vergessen, dass Bild vor zehn Jahren ein relevantes Meinungsmedium mit dreieinhalb Millionen verkaufter Hefte pro Tag war. Heute dient sie nur noch als Skandal-Verstärker, und sogar der Postillon hat auf Instagram mehr Fans als Bild."
  • die drei Grundpfeiler von Katapult: "Antifaschismus, also die Ablehnung von jeder rechtsradikalen, fremdenfeindlichen und menschenunwürdigen Politik. Gleichberechtigung, also im weitesten Sinne Feminismus und Diversität. Außerdem Ökologie, also Umwelt- und Klimaschutz.
  • die weitgehende Werbefreiheit: "Unsere Anzeigenpreise haben wir dagegen mit 30.000 Euro bewusst so hoch angesetzt, dass sie eh niemand zahlt; das sorgt sozusagen für marktgerechte Werbefreiheit. Unlängst hat das Hamburger Label Audiolith gefragt, ob wir Anzeigen von ihnen schalten wollen. Das fanden wir schon deshalb super, weil es Feine Sahne Fischfilet unter Vertrag hat."
  • den Wunsch nach Binnenpluralität in der Redaktion: "Menschenfeinde von rechts wollen wir nicht im Haus haben, ansonsten aber stehen wir politisch grundsätzlich allen offen, sofern sie nicht parteipolitisch gebunden sind. Darüber gab es grad eine Diskussion, weil zwei Redakteure Parteimitglieder sind. Eigentlich ist das okay, arbeitsrechtlich dürfen wir so was ja nicht mal abfragen, und ich persönlich hätte gern alle demokratischen Meinungen hier vertreten, aber nicht als aktive Parteimitglieder.
  • die geplante Katapult-Journalistenschule: "Wobei ein wichtiger Schwerpunkt unserer Schule darin bestehen wird, was klassische Journalistenschulen kaum lehren, für uns aber existenziell ist: alles mit Grafik, also Visualität, dazu Programmieren, Datenverarbeitung. So was sollten Journalist*innen aus meiner Sicht aber ohnehin in der Ausbildung lernen. Und vielleicht bringen wir ihnen hier auch noch Methodik und Statistik der Wissenschaft bei, was für Katapult im Besonderen, aber den Journalismus im Allgemeinen hilfreich ist."

Mein Lieblingssatz kommt ganz am Ende, in der Antwort auf die Frage, ob Fredrich selbst an der Schule lehren möchte:

Puh, wenn mir was einfällt, was ich besonders gut kann, vielleicht. Im Grunde aber würde ich da lieber Profis ranlassen. Ich bin ja nicht mal Journalist, ich hab nur Bock drauf, irgendwas Relevantes zu machen, und nirgendwo fühle ich mehr Relevanz als im Lokalen. Man spürt oft: Wenn ich hier heute nicht drüber berichte, dann macht es keiner. Das ist nur im Lokaljournalismus so. Deshalb ist er so befriedigend.

Vielleicht braucht der Journalismus mehr Menschen, die von sich sagen, dass sie keine Journalistïnnen sind.

"Menschenfeinde von rechts wollen wir nicht im Haus haben"

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Kommentare 4
  1. Marcus von Jordan
    Marcus von Jordan · vor 2 Jahren

    ...mir schmeckt erstmal nicht, dass Redakteur*innen keine aktiven Parteimitglieder sein sollen...im Sinne des Produkts verständlich, im Sinne der Parteipolitik unerfreulich. Muss das nicht bei gegebener Transparenz und Zurückhaltung an der richtigen Stelle ok sein? Offene Frage...hab noch nicht weiter nachgedacht drüber und kenne auch die Standards nicht (bin ja auch kein Journalist :)).

    1. Simon Hurtz
      Simon Hurtz · vor 2 Jahren

      Ich bin da hin- und hergerissen. Meiner Meinung nach wäre es falsch, Journalistïnnen zu nötigen, aus einer Partei auszutreten, sobald sie in einer Redaktion arbeiten. Schließlich ändert das ja nichts an ihren Überzeugungen, sondern ist reine Symbolpolitik. (Bei der SZ gibt es übrigens auch einige Parteimitglieder.)

      Allerdings kann auch Symbolpolitik wichtig sein. Ich könnte mir vorstellen, dass sich ein Teil der Leserïnnen daran stört. Medien müssen versuchen, alles zu verhindern, was sie voreingenommen und weniger glaubwürdig erscheinen lässt.

      Ziemlich eindeutig bin ich allerdings, wenn es um *aktive* Parteimitglieder geht, wie es Fredrich präzisiert. Das geht für mich nicht. Ich halte es für falsch, sich in einer Partei zu engagieren, während ich womöglich über politische Themen berichte. Und ehrlich gesagt stört es mich auch bei Sportreporterinnen oder Kulturredakteuren.

    2. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor 2 Jahren

      @Simon Hurtz wo beginnt "aktiv" ist dann halt die Frage...die Parteien, die Demokratie, wir brauchen händeringend jedes saubere Hirn, das bereit ist sich einzubringen...ich würde die Schwelle wirklich erst ziemlich hoch ansetzen.

      Und wie gesagt - ich würde mit Transparenz dagegenhalten...ich würde immer gern den/die Autor*in anklicken können und etwas über sie/ihn erfahren...(bei torial haben wir so eine "Selbstauskunft" eingebaut und es gab ja mal die browser Erweiterung cahoots (oder so), die Daten über Journos gesammelt hat und zeitweise auch an torial angeflanscht war, wo dir dann als Leser die Namen markiert wurden und du die Infos direkt abrufen konntest). Als Leser interessiert mich ja das ganze Framing im Zweifel und nicht nur Parteiarbeit. Firmenbeteiligungen, Vereinsmitgliedschaften, familiäre Bindungen in Organisationen, Firmen...oder vielleicht auch Haltungen...vielleicht ist kritische Bericht über die Grünen auch von einem grünen am interessantesten?...man kommt da leicht ins Tausendste und vielleicht sollte man sich vor pauschalen Regeln eher fern halten.

      Ich kann mir aber z.B. sehr gute eine Redakteurin vorstellen, die sagen wir mal CSU Schatzmeisterin ist in ihrer Stadt. Als Kollege oder Chef würde ich eben darauf bestehen, dass das immer wieder transparent gemacht wird.

  2. Jan Freitag
    Jan Freitag · vor 2 Jahren

    Danke fürs Piqen!

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