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Volk und Wirtschaft

Der Rechtspopulismus als Preis der Globalisierung? Ein Blick ins Buch selbst

Thomas Wahl
Dr. Phil, Dipl. Ing.
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Thomas WahlSamstag, 02.05.2020

Das Buch „Die Gesellschaft des Zorns. Rechtspopulismus im globalen Zeitalter“ der Soziologin Cornelia Koppetsch ist jüngst in das Visier unserer „Diskurswächter" gekommen. Es wurde sowohl in der akademischen wie in der medialen Öffentlichkeit auf mehreren Ebenen heftig kritisiert.

Neben den gegen das Buch erhobenen Plagiatsvorwürfen, deren Triftigkeit zumindest durch neutrale Verfahren überprüfbar ist, entzündete sich an dem Werk ein völlig anders motivierter politischer Affekt, dessen Berechtigung unabhängig von formalen Regelverstößen zu beurteilen gewesen wäre. 

Grund genug, selbst einen Blick in das Buch zu werfen (z.B. hier in die recht ausführliche Leseprobe), um zu erfahren, was darin die allergischen Reaktionen hervorgerufen hat. Dort formuliert die Autorin selbst ihre Fragestellungen:

Dieses Buch ist der Versuch einer Soziologin, sich einen soziologischen Reim auf den Aufstieg der neuen populistischen Rechtsparteien zu machen – keinen politischen und auch keinen sozialwissenschaftlich akribischen, sondern einen, der ... Fragen stellt: Wie konnten reaktionäre und autoritäre Tendenzen in einer Gesellschaft erstarken, die sich auf dem Höhepunkt des Friedens, der Aufklärung und des Fortschritts glaubte? Was können wir durch die Brille der Mobilisierungsursachen der neuen Rechtsparteien über die heutige Gesellschaft und ihre Spaltungen erfahren? Und welche Umrüstungen von Gesellschaftserzählungen und theoretischen Erkenntniswerkzeugen sind dazu notwendig?

In der Tat scheint dieser Erkenntnisanspruch empirischer Sozialforschung die Community zu stören, die Forschung eher als "sozialpädagogische Erziehungsmaßnahme" sieht und daher nicht genehme Ergebnisse versucht moralisch zu diskreditieren, um nicht diskutieren zu müssen. Es geht um Meinungsmacht und Diskurshoheit.

Besonders das Konzept der theoriegeleiteten Empathie, das den Rechtspopulismus als gesellschaftstheoretische Herausforderung sieht, gerät in die Kritik. Die Tatsache, dass für die Forschung z.B. AfD-Wähler nach den Gründen ihrer Entscheidung befragt werden, ohne schon ein Urteil über sie gefällt zu haben, wird als "gemein machen" mit deren Anliegen interpretiert.

Koppetsch betont daher im Buch:
Im Unterschied zur alltäglichen Empathie ist diese nicht durch Identifikation, sondern durch gesellschaftliche Betroffenheit geleitet, da dem Aufstieg der neuen Rechtsparteien .... spezifische Veränderungen innerhalb der Gesellschaft im Ganzen vorausgegangen sind, die in meiner und unserer Zuständigkeit liegen. Sozialwissenschaftliche Beobachter können dabei ... keinen gleichsam göttlichen Standpunkt für sich reklamieren. 
Die eigentliche methodologische Herausforderung sieht sie vielmehr bei der notwendigen wissenschaftlichen Objektivität des Analyseprozesses, wenn die Untersucher
unweigerlich selbst  – buchstäblich  – Partei ergreifen, da sie als (mehr oder weniger etablierte) Akademiker einer spezifischen Sozialklasse angehören und als (zumeist links oder liberal eingestellte) Sozialwissenschaftler in weltanschaulicher Opposition zu den Positionen der AfD .... stehen.
Dabei werden auch paternalistische Erklärungsmuster wie die vorgeblichen  Persönlichkeitsdefizite von Rechtspopulisten ad absurdum geführt.
Alternativ wird den Wählern, die vorrangig in den benachteiligten Schichten vermutet werden, Irrationalität oder eine kollektive seelische Störung  – wie zum Beispiel Autoritarismus, Fremdenfeindlichkeit etc.  – attestiert .....
Deutlich daher die Kritik des Buches an weiten Teilen der Soziologenzunft:
Die Deutungsschablonen und .... Analyseinstrumente, mit denen der Aufstieg der AfD seitens der Sozialwissenschaftler zumeist analysiert und bewertet wird, stellen demnach keine neutralen Untersuchungsperspektiven dar, sondern theoretische Linsen, welche die eigenen Sichtweisen und Bewertungen, ... zumeist ungewollt, stets mitreproduzieren. Sie sind damit ein Stück Begriffspolitik in den Sozialwissenschaften und dienen immer auch der Selbstvergewisserung, auf der richtigen Seite zu stehen. 
Was dazu führt, populistische Rechtsparteien nicht als ernstzunehmende politische Strömungen zu erkennen, sondern als ›Symptomträger‹, deren politischen Meinungen irrelevant sind - was ihre Bekämpfung durch "Beschimpfung" oft wirkungslos macht. Dabei konstatiert Koppetsch eine kleine Ironie: die aus den 68ern hervorgegangenen Milieus, nunmehr selbst Bürgertum, geraten in die antibürgerliche Kritik und können damit nicht gelassen umgehen.

Der Rechtspopulismus als Preis der Globalisierung?  
Ein Blick ins Buch selbst

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