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Feminismen

Bonnie und die tausend Männer

Clara Westhoff
Journalistin

Freie Journalistin beim Bayerischen Rundfunk

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Clara WesthoffDonnerstag, 06.07.2023

Es gibt Filme, für die man gar nicht in der richtigen Stimmung sein kann, die sind einfach unbequem. Ich denke da zum Beispiel an "Im Westen nichts Neues", den ich noch immer nicht gesehen habe, weil ich abends auf dem Sofa einfach nie Lust auf Krieg habe. Solche Filme muss man ohne große Überlegung aus einem Impuls heraus anmachen, sonst sieht man sie wahrscheinlich nie. Bei der Dokumentation "Bonnie und die tausend Männer" ist mir das gelungen. Ein Porträt über eine Prostituierte – okay mag man denken, harte Kost, schon einige Male gelesen und gesehen. Doch bei der Geschichte von Bonnie ist es anders, bei dieser speziellen Art von Dokumentation ist es anders.

Regisseurin Mette Korsgaard hat Bonnie Cleo Andersen, die sich als Prostituierte Patricia nennt, zwei Jahre lang in Dänemark begleitet. Vieles wird in dem Film nur angerissen: Der Drogentod ihrer Schwester, ein sexueller Missbrauch in der Vergangenheit oder die Rolle ihrer eigenen Kinder. Anderes rückt immer wieder in den Fokus: Bonnies Essstörung, ihr harter Arbeitsalltag, der Rückhalt ihrer Freunde, ihre Hoffnung auf ein anderes Leben. Diese Dokumentation liefert keine Fakten über Prostitution in Dänemark, ordnet Bonnies Leben nicht in einen größeren Kontext ein. Es ist die Machart des Films, der ihn so besonders macht.

An den richtigen Stellen stellt Mette Korsgaard mit viel Feingefühl die richtigen Fragen. Dabei erzwingt sie keine verbalen Antworten. Im philosophie-Magazin steht in einer Rezension zu der Dokumentation:

Fast möchte man Mette Korsgaard vorwerfen, dass sie doch viele drängende Fragen hätte formulieren müssen, die dem Zuschauer stetig im Kopf herumschwirren. Warum drängt beispielsweise keiner ihrer Angehörigen Bonnie dazu, mit ihrer Sexarbeit aufzuhören und ihrem eigentlichen, in seiner Bescheidenheit so berührenden Traum einer eigenen Würstchenbude nachzugehen? Warum überredet sie keiner zu einer dauerhaften psychologisch betreuten Traumaaufarbeitung?

Dem möchte ich entgegensetzen, dass es genau diese Art der Interviewführung ist, die die intimen Einblicke überhaupt ermöglicht. Mette Korsgaard hat zu der Protagonistin ein ganz besonderes Band aufgebaut, das zu Bildern führt, die in ihrer brutalen Authentizität zu Tränen rühren. Natürlich lässt das Fragen offen – doch genau das hallt nach. Man bleibt mit seiner Wut über dieses furchtbare System, über dieses aufreibende Leben von Bonnie allein zurück. Wenn man damit auf seinem Sofa sitzt, ist das zwar kein schönes Gefühl, aber ein wichtiges. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt übrigens auch das Philosophie Magazin: hier kann man das nachlesen.

Die Dokumentation ist noch bis zum 30. Juli 2023 in der arte-Mediathek verfügbar. Es gibt sie nur in dänischer Sprache, deutsche Untertitel sind jedoch verfügbar. 

Bonnie und die tausend Männer

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