Um ehrlich zu sein: Ich sitze gerade mitten in Neu-Delhi auf einer Terrasse, beobachte den Verkehr, schaue durch den Smog, permanent wird gehupt. Das Frühstück bei indischen Freunden von Freunden bestand aus Grießbrei mit roten Karotten und Erbsen und einer Süßspeise aus Zucchini, Milch und Blattsilber. Ich wollte eine Ayurveda-Studie picken, oder auch einen Text darüber, dass die Feinstaubdebatte in Deutschland angesichts der hiesigen Luftverhältnisse lächerlich erscheint. Halt irgendwas, was zu dem hier passt. Aber dann kam es anders. Der Nachruf für Moritz erschien auf meinem Smartphone. Er ist so schön und so berührend, dass die Ayurveda-Studie warten muss. 

Viele kleine Geschichten, die Moritz lebendig machen.In einer Sprache, die gleichzeitig so unsentimental und sensibel ist, dass sie einen nicht bedrängt. Man will nicht weg von dem Thema und dem Text, sondern weiterlesen. Mehr erfahren, wer dieser junge Mann war. 

Moritz engagierte sich. Moritz mischte sich ein. Moritz ging feiern. Machte danach Pfannkuchen für seinen besten Freund und sich, zuhause in der Küche. Irgendwann wurde das zu anstrengend. Dann wurde eben auf dem Balkon gefeiert. Moritz, so heißt es, hörte nicht auf, dieses Leben zu genießen. Dieses Leben, das viel zu früh zu Ende war. Er kämpft. Er hofft. Er akzeptiert das Unvermeidbare.

Auch wenn das vielleicht gar nicht passt oder eben gerade passt, doch noch ein Schwenk von Moritz nach Indien. Denn wieviele Menschen gibt es hier, die von vorneherein null Aussicht auf ein langes oder gutes Leben haben. Und die sich mit einer für Europäer unvorstellbaren Gleichmut in ihr Schicksal fügen. Vielleicht habe ich den Nachruf auch davon beeindruckt gelesen. Aber, keine Frage, ich bewundere es bei Moritz wie bei den Menschen hier, Dinge zu nehmen, wie sie sind. Und die Lebensfreude dennoch nicht zu verlieren.