Wenn diese Doku im Titel verspricht, zu verraten, wie Twitch-Streamer so "ticken", könnte man eine Homestory erwarten. Darum geht es aber nur ganz am Rande. Tatsächlich ist Max Humpert und Tanja Reinhard ein faszinierender Einblick in den ganz normalen Arbeitsalltag der Akteure eines Mediums gelungen, das sich in mancherlei Hinsicht anschickt, das Live-Fernsehen abzulösen.

Twitch ist für viele nach wie vor der Ort, an dem Menschen sich selbst dabei zuschauen lassen, wie sie live Videospiele zocken. Doch die Plattform hat sich längst darüber hinaus entwickelt. Um das zu zeigen, hat das Autor:innenteam seine Protagonist:innen gut ausgewählt. Ex-YouTube-Star LeFloid hat mit zwei Freunden eine Viertelmillion Euro (rund einen Euro für jeden Abonnenten) in ein Produktionsstudio in Berlin investiert, in dem das Trio jeden Morgen mit seinem Publikum schäkert und abends auch mal Gameshows veranstaltet. Shurjoka ist als kritische und kontroverse Gamerin mit sozialem Bewusstsein bekannt geworden, hat inzwischen ebenfalls zwei Angestellte und spielt manchmal auch on-camera Pen&Paper-Rollenspiele. Und der Ex-Bauarbeiter Bdarf hat sich gerade professionalisiert und will vom Streaming bald seine Miete bezahlen.

"Off-Cam" präsentiert Streaming als echten Beruf, der irgendwo zwischen Influencer:in und Medienmacher:in steckt. Stylish gefilmt, nur mit Interviews der Hauptfiguren, ohne Off-Kommentar und Expert:innen-Einordnungen, zeigt er die tägliche Realität derjenigen, die es vermeintlich geschafft haben, genauso wie den verzweifelten Hustle eines Wäregerns. "Videospielen für Werbedeals" wirkt in diesem Format irgendwie erstaunlich normal, ohne Verurteilung oder Hype. Anschauen lohnt sich.