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Flucht und Einwanderung

Wie Diktaturen Demokratien gefährden – Ein überraschender Aspekt

Achim Engelberg
Dr. phil.
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Achim EngelbergDonnerstag, 27.07.2023

Gegenwärtige Krisen werden oft zu einseitig gesehen und erst nach einiger Zeit in ihrer Komplexität erkannt.

So ist es bei den Unruhen in den französischen Banlieues, in denen viele Bewohner aus den ehemaligen Kolonien stammen. Oder deren Vorfahren von dort kamen.

Natürlich hat der Kolonisator die zentrale Schuld, aber ohne den Kolonisierten gibt es kein Verhältnis, wie der tunesisch-französische Klassiker Albert Memmi nicht nur wusste, sondern auch in Essays und Romanen darstellte.

Die sozialen Konflikte, die die Beiträge in diesem piq erläutern, sind eine Erklärung, zusätzliche Aspekte benennt der Schriftsteller und Journalist Marc Weitzmann.

Dem antisemitischen Anteil der Gewalt räumt er wesentlich weniger Raum ein als viele Kommentatoren; er befragt dazu einen Lehrer vor Ort:

"Wenn man sich anschaut, was dieses Mal passiert ist, sieht man, dass die Unruhen in zwei Phasen ablaufen", sagte er mir. "Zuerst markieren wir unsere Territorien, indem wir alles verbrennen, was den französischen Staat und die französischen Behörden in unserem Viertel repräsentiert: Polizeistationen, Rathäuser, öffentliche Einrichtungen aller Art, einschließlich Schulen und öffentliche Bibliotheken (von denen 35 während der Unruhen niedergebrannt wurden). Zweitens werden wir alle Geschäfte in der Innenstadt angreifen. Mit anderen Worten: eine sezessionistische Strategie.

Die Ausgegrenzten grenzen sich noch zusätzlich aus.

Wie Deutschland lange von Öl und Gas aus der russischen Diktatur abhängig war, so ist es Frankreich immer noch von autoritär geführten ehemaligen Kolonien wie Marokko oder aus dem lange zu Frankreich gehörenden Algerien. 

Die dort herrschenden Führer und Könige sind an einer Integration von Menschen in den Banlieues nicht nur nicht interessiert, sie behindern sie tatkräftig:

Noch 1993 konnte der marokkanische König Hassan II. im französischen Fernsehen erklären, dass 'die Marokkaner niemals Franzosen sein würden, sich nicht assimilieren wollten und Frankreich gut beraten wäre, es nicht zu versuchen.' Die algerische FLN war noch nationalistischer. Die Ehre stand auf dem Spiel. Die ehemaligen Kolonien legten Wert darauf, ihre Staatsangehörigen auf französischem Gebiet direkt zu kontrollieren, und der französische Staat stimmte dem zu. Infolgedessen kontrollierten die ehemaligen Kolonien auch die Moscheen und die Kultur der Migranten in Frankreich. Gefangen zwischen französischen Vorurteilen einerseits und der Kontrolle durch ihre Herkunftsländer andererseits, wurden die Migranten sowohl von ihren alten als auch von ihren neuen staatlichen Behörden aktiv daran gehindert, ihre eigene autonome Kultur in Frankreich zu entwickeln. Dieser Loyalitätskonflikt belastete oft die Migranten selbst, insbesondere die Väter, die im Falle Algeriens im Unabhängigkeitskrieg gegen die Franzosen gekämpft hatten. Das Versagen der zweiten Migrantengeneration und auch der französischen Regierung, die Identitätswidersprüche zu lösen, die durch diese gespaltene Realität während der französischen Bürgerrechtsbewegungen der 80er Jahre entstanden sind, führte zum Bau der Mauern um die Cités, zum Aufkommen islamistischer Propaganda, zu den Unruhen von 2005 und zum heutigen Krypto-Sezessionismus.

Deshalb gab es vergleichbare Unruhen in Deutschland nicht, aber Erscheinungen gibt es wie die, dass viele hierzulande lebende Türken Erdoğan wählen. 

Wer Diktaturen im Ausland unterstützt und ihnen dadurch ermöglicht, auch hierzulande hineinzuregieren, gefährdet die Demokratie.

Wie Diktaturen Demokratien gefährden – Ein überraschender Aspekt

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