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Zeit und Geschichte

Nach der erneuten Wahl des Gewaltherrschers: Armenhaus und Imperium

Achim Engelberg
Dr. phil.
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Achim EngelbergMontag, 18.03.2024
Das Bewußtsein, einer „Weltmacht“ anzugehören, spielt für die arme und vom Staat abhängige Bevölkerung Russlands ohne Zweifel eine wichtige kompensatorische Rolle.

So der Soziologe Lew Gudkow in einem Beitrag in der neuen Zeitschrift Gorby, den Ruth Altenhofer übersetzte und das famose Team von Dekoder veröffentlichte.

Der Stolz auf das eigene Land ist untrennbar verbunden mit einer schwer zu unterdrückenden Scham und dem beklemmenden Gefühl, hinter besser entwickelten Ländern zurückzubleiben („… so ein tüchtiges Volk, so ein reiches Land, und dann leben wir in ewiger Armut und Instabilität“).

Es war falsch, anzunehmen, die schlechtere Lage nach der Ausweitung der Kriegszone, würde viele zum Protest auf die Straße treiben, sondern die Frustationen vieler richten sich nach Außen. Das Großmacht-Gebaren lenkt vom für die Mehrheit ärmlichen Alltag ab.

Ein kleiner Schimmer am Schluss:

Was bleibt, ist eine schwache Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Ein Teil der Russen hat in den letzten 20 Jahren begonnen, bürgerliche Freiheiten und Menschenrechte, also die Würde des Menschen und des Landes insgesamt als Grundlage einer Weltmacht anzusehen. Dieser Parameter erreichte nach der Annexion der Krim seinen niedrigsten Wert (13 Prozent). Am höchsten (27 Prozent) lag er bei der letzten Messung vor der „Spezialoperation“ in den Jahren 2018 bis 2021.

Einer, der für diese Hoffnung steht, ist der Bürgerrechtler Oleg Orlov. Immerhin spielten Dissidenten, deren geringe Anzahl sie noch Anfang der 1980er Jahre als politisch bedeutungslos erscheinen ließen, bei Beginn des Abschmelzen des der Sowjetunion vorgelagerten Ostblocks eine wichtige Rolle. Und beim Beginn der Auflösung der Sowjetunion waren sie - um es vorsichtig zu formulieren - nicht unwichtig. Ich schreibe Beginn der Auflösung, denn ein Zusammenbruch eines Weltreiches wie der Sowjetunion dauert Jahrzehnte. Wir sind immer noch in der Phase der Zerfalls- und Auflösungskriege.

Und hier das Schlusswort von Oleg Orlov vor Gericht:

Ja, Gesetz ist Gesetz. Aber erinnern Sie sich daran, dass in Deutschland im Jahr 1935 die sogenannten Nürnberger Gesetze beschlossen wurden. Doch nach dem Sieg von 1945 standen jene vor Gericht, die diese Gesetze ausgeführt haben.

Ich kann nicht mit absoluter Sicherheit sagen, ob diejenigen, die heute in Russland widerrechtliche, verfassungswidrige Gesetze ausführen, selbst dafür vor Gericht stehen werden. Aber eine Strafe wird es unausweichlich geben. Ihre Kinder oder Enkel werden sich schämen, davon zu sprechen, wo ihre Väter, Mütter, Großväter und Großmütter in Dienst gestanden und was sie getan haben. Das gleiche geschieht mit denjenigen, die auf Befehl in der Ukraine Verbrechen begehen. Meiner Ansicht nach ist dies die schrecklichste Strafe. Und sie kommt unweigerlich.

Nun, ich werde auch unweigerlich bestraft werden, weil unter den heutigen Bedingungen ein Freispruch bei einer solchen Anklage unmöglich ist.

Und jetzt werden wir sehen, wie das Urteil ausfällt.

Wie auch immer: Ich bedaure und bereue nichts.

Ein solches Schlusswort zeigt deutlich, es gibt noch das andere Russland. Last but not least eine Stimme von außen. Eine überzeugende Analyse des Katastrophenganges, der - wie im letzten halben Jahrhundert üblich - neoliberal begann, bietet der Politikwissenschaftler Felix Jaitner. Bis auf die Überschrift bin ich weitgehend einverstanden. Nein, der Gewaltherrscher war nie ein Modernisierer, sondern am Anfang einer, der die Neoliberalen etwas eindämmte ohne sie zu entmachten:

Eine autoritäre Modernisierung des russischen Kapitalismus ohne die aus den 1990er Jahren hervorgegangenen Machtverhältnissen anzutasten.

Das trifft, obwohl mir der Ausdruck Modernisierung zu unbestimmt ist. 

Das Fazit von Felix Jaitner:

Die hohe staatliche Nachfrage nach Rüstungsgütern fördert das industrielle Wachstum und stabilisiert die ökonomische Entwicklung, insbesondere in den Regionen jenseits von Moskau und St. Petersburg. Allerdings bleibt der national-konservative Kriegs-Keynesianismus weitgehend auf den Rüstungssektor beschränkt.

Das vorhersehbare Ergebnis bei den Präsidentschaftswahlen in Russland steht im Widerspruch zu der ungewissen Zukunft des Landes. Denn mit der Fortsetzung des Krieges in der Ukraine knüpft der Machtblock sein Schicksal immer enger an dessen ungewissen Ausgang. Die Auseinandersetzungen um die gesellschaftliche Entwicklung Russlands dürften vor diesem Hintergrund noch zunehmen. Offen bleibt, ob einzelne Fraktionen des Machtblocks künftig weiter bereit sind, einen Interessenausgleich hinzunehmen oder auf eine autoritäre Lösung des Konfliktes drängen. Die Strategie, sich durch eine Wiederwahl Putins Zeit in der Nachfolgeregelung zu verschaffen, droht damit zu scheitern.

Nach der erneuten Wahl des Gewaltherrschers: Armenhaus und Imperium

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Kommentare 13
  1. Hans Wibra
    Hans Wibra · vor einem Monat

    Vieles in dem Beitrag ist richtig und zutreffend, aber einiges und nicht weniger v on Bedeutung ist die Tatsache, das Russland unter Putin erhebliche wirtschaftliche Fortschritte gemacht hat. In breiten Maße wurden Industrie modernisiert, die Effizienz verbessert, der Leensstandard der Menschen deutlich verbessert, die internationale Positionierung aufn breiterer Basis gestellt. Dies trotz der nicht unerheblichen Knüppel die die USA und die G7 sowie die EU dem Russland in die Beine geworfen wurden. Viele Russen sind daher - unabhängig von den anerkannten Defiziten - stolz auf ihr Land, auf die Tatsache, dass das Land mit BRICS und dem SÜDEN der Welt über sehr viel Freunde verfügt. Trotz der inflationären Sanktionen der USA, etc. gegen Russland, steht Russland keineswegs
    am Abgrund. Das aktuelle Thema der Wahl Putins ist und muss kritisch gesehen werden, ist aber keineswegs eine Art Todsünde. Richtig ist, dass Wahlergebnisse mit diesen hohen Siegen immer einen systembedingten Grund haben. Andererseits sind Wahlen in den verschieden Staaten durchaus "unterschiedlich
    demokratisch . So ist die Demokratie und Mitbestimmung in der Schweiz deutlich höher anzusetzen als in z.B. in Deutschland. Die Wahlen von der Aufstellung der Kandidaten bis zur Wahl des Präsidenten, sind in den USA nicht möglich ohne die "Subventionierung" durch Milliardäre und Multimillionäre wobei am Ende nur 25-28 % der wahlberechtigten Menschen den
    Präsidenten gewählt haben. Auch die Möglichkeit der USA-Wähler an der Wahl teilzunehmen wird in nicht unerheblichen Umfange für viel Wähler erschwert oder sogar unmöglich gemacht. Selbst in Deutschland reicht es am Ende bei der Wahl 20-30 % der Wahlberechtigen zu bekommen um Kanzler zu werden. Man kann sicher davon ausgehen - ohne gleich ein Putin-Unterstützer genannt zu werden, dass Putin in jedem Fall diese 20-30 % der Wahlberechtigten bekommen d hätte. Vor dem Hintergrund, dass Selsnskyi die eigene Wahl gar nicht versucht hat, ist daher der Zweifel an der Legitimität der Putin-Wahl schon etwas zu relativieren.

    1. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor einem Monat · bearbeitet vor einem Monat

      Wenn Rußland unter Putin erhebliche wirtschaftliche Fortschritte gemacht hat, dann durch den Export von Rohstoffen und Energie bei hohen Preisen und durch Investitionen auch aus dem Westen. Knüppel hat man Rußland dabei nicht zwischen die Beine geworfen. Warum auch - der Westen hat mit profitiert. Es war eigentlich eine Win-Win- Situation.

      Wahlergebnisse mit diesen hohen Siegen basieren auf der kompletten und blutigen Ausschaltung der Opposition. Das ist nicht nur eine Todsünde, es ist Todschlag. Eine Wahl Nawalnys wurde nicht "erschwert" - er wurde getötet. Wie viele andere Oppositionelle. Das mit dem amerikanischen oder deutschen Wahlsystem zu vergleichen ist zynisch. Selenskyj hat seine Wahl übrigens nicht nur versucht, er wurde gewählt.

    2. Hans Wibra
      Hans Wibra · vor einem Monat

      @Thomas Wahl Herr Wahl, Ohne Zweifel ist die StaatsformDemokratie ein dynamischer Prozess, und die Wahlen sind Bestandteil und Kriterium zugleich für die Demokratien. Vergleiche zwischen dem Ausmaß und systemrelevanten Kriterien der Umsetzung und den verbundenen Abläufen sind daher legitim und aus Erkenntnisgründen auch angebracht. Genau das ist hier geschehen. Insofern stimmen die von mir dargestellten Zusammenhänge. Deshalb hier noch einmal direkt der Bezug auf Selenskyj und die Wahl in der Ukraine.
      Die übliche Legislaturperiode dauert in der Ukraine fünf Jahre, nach der Parlamentswahl in der Ukraine 2019 wäre also 2024 der -neue- reguläre Wahltermin. Insofern stehen Wahlen an oder versucht Selenskyj sich Neuwahlen zu entziehen? Man muss sich auch vor Augen führen, dass die Parlamentswahlen 2019 insgesamt -demokratisch, frei und transparent abliefen- (nach Einschätzung), die Wahlbeteiligung betrug jedoch nur 49,8 Prozent und war damit die niedrigste in der Geschichte der Ukraine. Von diesen 49.8 Prozent der Stimmen (Wahlbeteiligung) entfielen auf Selensky ca. 30%, umgerechnet auf die Wahlberechtigten wären das 15 % . d.h. Selensky regiert ohne Zustimmung von 70 Prozent(wenn man davon einmal ausgeht, dass die ca. 50 % Nichtwähler sich analog u den Wähler verhalten hätten der Ukrainer und Ukrainerinnen. Aufgrund der zweifellos – wie auch immer – erreichten wirtschaftlichen Erfolge Russlands kann man sicher sein, dass Putin diese Prozentzahlen immer erreichen. Aber das ist gar nicht die Frage.
      Dass die Wirtschaftsbeziehungen mit Russland sind nicht nur auf Gas und Öl bezogen haben ist auch eine Tatsache und es ist auch ein Fakt, dass die USA diese Beziehungen aufgrund ihrer eigenen Interessen mit nicht immer freundschaftlichen Mitteln versucht haben zu unterbinden. Immer noch beziehen die USA URAN von Russland und die Ukraine kassiert Milliarden Dollar für die Durchleitung von GAS von Russland nach Europa. Im übrigen leistet Deutschland mehr als jedes andere Land an Hilfe finanziell und Waffentechnik für die Ukraine (bezogen sowohl auf BIP und auch auf Bevölkerung) mehr als die USA.
      Noch ein Hinweis, Nawalny ist gestorben, er wurde nicht getötet, so ist auch die offizielle Berichterstattung aus den USA – dass die Umstände wie er sie in Haft erleiden musste, nicht unbedingt förderlich für ein langen Leben sind ist wahr – trifft aber auch für Assange und andere zu, eine Sache die insgesamt eine Schande für diese Welt ist. Zusammenfassend ist doch CICERO´S Aussage geltend, Vor einem Krieg und während eines Krieges wird gelogen und nach einem Krieg wird die Agenda vom Sieger geschrieben

    3. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor einem Monat · bearbeitet vor einem Monat

      @Hans Wibra Demokratie ist vor allem ein dynamischer Prozess mit realer Opposition und kritischen Medien. Insofern ist Rußland unter Putin heute keine Demokratie mehr. Ein Vergleich daher falsch und oder Propaganda. Da können sie sich Navalnys Tod solange schön reden wie sie wollen. Er ist ja bei weitem nicht das einzige Opfer in der Opposition. Auch der Vergleich mit Assange hilft da nicht. Nicht alles was vergleichbar scheint ist gleich. Insofern ist auch ihre Rechnung, Putin würde immer auf ähnliche gute Ergebnisse kommen wie Selenskyj Unsinn. Offensichtlich glaubt Putin ja selbst nicht daran. Sonst würde er anders handeln. Seine Wirtschaftsbilanz war bis zur aufgeblähten Kriegswirtschaft eher schlecht. Das Selenskyj in der für die Ukraine existentiell kritischen Kriegssituation keine Wahlen anberaumt ist nachvollziehbar. Notstandsgesetze sind in dem Sinne nicht undemokratisch.

      Und bezogen auf das BIP gibt D weniger als viele andere. Hat aber mit dem hier diskutierten nichts zu tun.

      https://www.ifw-kiel.d...

      Ich habe auch nicht behauptet, das die wirtschaftlichen Erfolge, die Putin, zumindest in den ersten 10 Jahren, erreicht hat nur auf Gas und Öl beruhen. Das war nicht mein Argument. Dazu kam auch der Handel und die Investitionen des Westens. Eben als WinWin. Was Putin mit seiner Aufrüstung und der Annexion der Krim begonnen hat zu beenden. Dazu kam der wieder sinkende Ölpreis. Seit dem stieg die Armut in Rußland wieder. Das BIP wuchs kaum. Vielleicht war das sogar der Grund den Überfall zu beginnen vor der Wahl. Wäre ja nicht das erste mal das Putin genau so handelt. Nur hat er sich mit dem Sieg und den Folgen verrechnet. Das Wirtschaftswachstum hat sich mit der aktuellen Kriegswirtschaft beschleunigt. Allerdings ist ein Wirtschaftswachstum, das auf Krieg aufbaut, nicht nachhaltig. Daran ist letztendlich schon die Sowjetunion gescheitert.

    4. Hans Wibra
      Hans Wibra · vor 30 Tagen

      @Thomas Wahl Schon mit Ihrem Satz von er realen Opposition als Kriterium für eine Demokratie ist Ihre Antwort auf meinen Beitrag nicht als eine Worthülse, denn eine Opposition gibt es aktuell in der Ukraine überhaupt nicht. Auf der anderen Seite muss man Ihnen in dem Punkt zugestehen, dass der Fall Assange nicht vergleichbar ist mit dem Fall Nawalny, denn Assange hat sich zu keinem Zeitpunkt in der Weise geäußert, dass Putin im Krieg mit der Ukkraine zu zögernd und nicht hart genug vorgegangen ist. Auch ist Assange eine Person, die Kriegsverbrechen publik gemacht hat und dafür seit vielen Jahren in Einzelhaft sitzt, während Nawalny sich als Rassist und russischer Nationalist mit höchst verwerflichen Äusserungen hervorgetan hat. Überigends sehen das die Ukrainer ziemlich genau so, denn von Begeisterung für Nawalny ist daher auch nichts dort zu erkennen. Und während aus Russland die kritischen Kommentare Deutscher Journalisten aller Sender über den Äther laufen - NTV Munz stets von gegenüber des Kreml - gibts aus der Ukraine nicht eine einzige oppositionelle Berichterstattung
      Auch Ihre indirekt versteckte Kritik an der zu geringen Unterstützung der Ukraine durch Deutschland hält sich nicht an die Fakten bzw. der Wahrheit. Richtig ist;
      bis 15. Januar 2024; in Millionen Euro -Ukraine-Krieg: Militärische, finanzielle und humanitäre Unterstützung ausgewählter Länder¹ für die Ukraine
      EU (Kommission und Rat 84.992 Milliarden Euro
      USA 68.722,1
      Deutschland 22.055,4
      Vereinigtes Königreich 15.660,6
      Japan 5.526,5
      Niederlande 6.213,3
      Kanada 5.779,4
      Polen 4.300,6
      Frankreich 1.795,7
      Dazu kommen die Ausgaben der EU direkt für die Ukraine, die ebenfalls, zum großen Teil aus deutschen Steuergeldern resultieren. Ausserdem erzielt die USA erheblichen finanziellen Nutzen dadurch, dass die meisten der an die Ukraine gelieferten Waffen aus US-Produktion stammen. Dadurch reduziert sich die reale Unterstützung der USA sicher erheblich.
      Quelle Statista 2024
      Experten sehen die wirtschaftliche Lage und Entwicklung Russlands ebenfalls ganz anders als Sie es hier uns unterbreiten wollen CICERO Januar 2024 =
      Tatsächlich steht die russische Wirtschaft zu Beginn des Jahres 2024 auf einem recht soliden Fundament. Dank der Fähigkeit Russlands, den Handel auf Asien auszurichten, Parallelimporte zu betreiben, und dank staatlicher Anreize und eines allgemein ungesättigten Marktes hat sie besser abgeschnitten als erwartet.
      Möglicherweise durch unsere koloniale Vergangenheit werden die G7 und die EU, in der südlichen Hemisphäre und generell in den Entwicklungs- und den Schwellenländern so gesehen, dass diese Länder in immer geringerem Umfange bereit sind, den politischen Vorstellungen die wir haben, zustimmen – trotz unseren Androhungen von Sanktionen in inflationärem Umfange.
      „Mit Ihrem Satz = Vielleicht war das sogar der Grund den Überfall zu beginnen vor der Wahl. Wäre ja nicht das erste mal das Putin genau so handelt“
      Kann ich leider nicht anfangen, wenn Sie wollen, dann erklären Sie mir bitte was Sie damit meinen.

    5. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 29 Tagen · bearbeitet vor 29 Tagen

      @Hans Wibra Herr Wibra, Sie kennen doch sicher den Unterschied zwischen einer Demokratie an sich und einer Demokratie im Kriegszustand, die um ihr Überleben kämpft. Ich weiß nicht welche Medien Sie konsumieren. Ich lese durchaus kritische Berichte aus der und über die Ukraine. Aber Sie wollen doch jetzt nicht der Ukraine und den Ukrainern empfehlen, in diesem Notzustand einen kräftezehrenden Wahlkampf zu führen? Nur um Ihnen zu beweisen, das es immer noch eine Demokratie ist?

      Assange hat übrigens nicht nur Informationen über Kriegsverbrechen ins Netz gestellt sondern ein ganzes Konvolut an Geheimdienst-Informationen. Und damit z.B. das Leben von Informanten in Diktaturen gefährdet. Für die Berichte über die Kriegsverbrechen ist kein Journalist bestraft worden. Man muß den Umgang mit Assange kritisch sehen, das ist richtig. Und diese kritische Diskussion wird im Westen auch geführt. Aber ein Vergleich mit Navalny und seiner "Behandlung" in Rußland ist einfach infam.

      Ich habe die Unterstützung der Bundesrepublik an die Ukraine auch nicht indirekt versteckt kritisiert. Sondern klar gesagt/belegt, das gemessen an dem großen BIP die Hilfen verglichen mit verschiedenen anderen Staaten relativ gering sind. Da können Sie so viele andere absolute Hilfsleistungen addieren wie sie wollen. Das ändert sich dadurch nicht. Um ein reales Bild zu bekommen muß man die absoluten und die relativen Zahlen nennen. Beide Zahlenreihen stehen in meinem Link. Wo sich das nicht an die Fakten hält, das ist ihr Geheimnis. Nicht mehr und nicht weniger wollte ich sagen. Haben Sie meinen Link überhaupt geöffnet?

      Experten sehen die wirtschaftliche Lage Rußlands sehr unterschiedlich und widersprüchlich. Das Rußland erstaunlich gut durch die Sanktionen gekommen ist bestreitet keiner. Und wenn man die veröffentlichten Zahlen nimmt und glaubt, dann sieht das Fundament sogar z.T. recht stabil aus. Ich erinnere mich, dass dies sowohl bei der DDR als auch der Sowjetunion bis zum Zusammenbruch auch so war. Diktaturen sind gut im Verschleiern. War es aber nicht. Und es hat sich gezeigt, das staatliche Anreize auf einem ungesättigten Markt eines nicht können - den Markt wirklich sättigen. Auch Kriegswirtschaften sind nicht dauerhaft und hinterlassen danach wirtschaftliche Brachen. Auch und gerade wenn sie zeitweise durch Rüstung Wirtschaftswachstum generieren.

      Und wenn ihnen noch nicht aufgefallen ist, dass Putin bei innenpolitischen, wirtschaftlichen etc. Problemen sowie vor Wahlen regelmäßig bewaffnete Überfälle in seiner Nachbarschaft begonnen hat, da kann ich ihnen auch nicht helfen.

  2. Dominik Lenné
    Dominik Lenné · vor einem Monat

    Es ist eine Tragödie. Was tun? So viele Menschen meinen, sie müssten um der "Größe" Willen Andere erobern und töten.

    1. Lutz Müller
      Lutz Müller · vor einem Monat

      Ja, schrecklich. Einer, der nichts Vernünftiges gelernt hat und es offenbar leicht hat, viele Andere mitzunehmen.

      Auf der anderen Seite haben es demokratisch gewählte Führer von Staaten und Regierungen offenbar viel schwerer, in ihrem Bestreben Gutes zu tun, die Mehrheit der Menschen mitzunehmen. Alle, die mit Macht ausgestattet sind, sollten sich verpflichtet fühlen, unnötigen Streit zu vermeiden und einen Diskurs zum Nutzen für mehr Überzeugung zu fördern.

      Ein kleiner Trost:
      Staatsoberhäupter, die gratulierten - aus welchen strategisch-taktischen Gründen auch immer - bewegen sich nicht auf den Pfaden Putinscher Rhetorik und bejubeln nicht das Morden.

    2. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor einem Monat

      @Lutz Müller Leider ist das imperiale Denken und Fühlen noch sehr gegenwärtig oder wieder aktuell.

    3. Lutz Müller
      Lutz Müller · vor einem Monat

      @Achim Engelberg Ja, in einem Kommentar hatte ich das auch schon mal gesagt. Wobei es für die (unpolitischen) Eliten andere Züge annahm. Wer es geschafft hatte, dem standen London, Paris und New York weit offen. Dabei sein - das war es. Londongrad wurde zum geflügelten Wort, stieg auf und fiel: https://www.economist.... (06.03.2022).

      Hingegen ist imperiales Gedankengut für die ärmere Schicht eine Kompensation, wie es Lew Gudkow treffend nennt, in Form des Otherings vermeintlich noch Schwächerer. Vor allem junge Männer aus den Gegenden abseits der Zentren dienen daher Putin als Kanonenfutter.
      Felix Jaitners Aussage bzgl. der Reduzierung extremer Armut in Russland würde ich kritischer hinterfragen und relativieren. Genauere Daten habe ich nicht, und wenn, dann sind sie schwer vergleichbar. Die absolute Armut in entlegenen russischen Dörfern ist, trotz des durchschnittlich höheren Einkommensniveaus in Russland, möglicherweise noch viel stärker ausgeprägt als in der Ukraine. Dieser Eindruck ergibt sich aus Berichten, den Dienst an der Waffe sehen viele Russen als Chance.

    4. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor einem Monat

      @Lutz Müller Oh, ist das so, dass Nordkorea, Venezuela, Iran oder China wirklich das Morden zumindest kritisch sehen? Wenn nicht gar angemessen finden?

    5. Lutz Müller
      Lutz Müller · vor einem Monat

      @Thomas Wahl Wir wissen nicht, was in den Köpfen genau vorgeht. Sie liefern Waffen, und wenn man die Gewalt gegen die eigene Bevölkerung sieht, liegt es nahe, dass Menschenleben eher als unvermeidliche Kosten gesehen werden.
      Was den Iran betrifft, haben für dessen Regime Menschenleben im Nahostkrieg keinen Wert.
      Worüber ich schrieb - es gab keine Ermunterung an Putin, den Feldzug gegen die Ukraine so weiter zu betreiben wie bisher. Es blieb bei diplomatischem Geplänkel.

    6. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor einem Monat

      @Lutz Müller Der ersten Hälfte der Antwort stimme ich zu….. Die zweite Hälfte sehe ich skeptisch 🤔

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