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Mit klarem Kopf: Juliane Wetzel über den heutigen Antisemitismus
Freier Historiker. Zeitgeschichte, Digitale Public History. Verantwortlich für @digitalpast und @9Nov38.
In Bonn geboren, bei Heidelberg lebend. Freier Historiker mit Schwerpunkt in der digitalen Public History, dort Kopf von und hinter @9Nov38, @DigitalPast und @Gefluechtet. Interessiert sich vor allem für europäische Zeitgeschichte, Amerikanische Geschichte und Geschichtsbilder der politischen Außenrandgruppen
Es ist ein Jammer, dass in den Kommentarspalten dieser Welt so oft geschimpft wird, ohne den zugrundeliegenden Artikel zu lesen. So auch hier: Zum Stern-Interview mit der Historikerin Juliane Wetzel gibt es sehr viel Schaum vor dem Mund, weil die Aussage „Muslime werden mit dem europäischen Antisemitismus aufgeladen“ für die einen nach „Alle Muslime sind AntisemitInnen“, für die anderen nach „Europa ist schuld“ klingt.
Dabei meint Wetzel etwas ganz anderes, und sagt das auch: Muslimischer Antisemitismus, unzweifelhaft vorhanden, speist sich aus dem traditionellen europäischen Antisemitismus, aus den Vorurteilen von Geiz und Ritualmord, aus den „Protokollen der Weisen von Zion“ wie auch „Mein Kampf“. Das ist kaum von der Hand zu weisen und zeigt hauptsächlich, dass Antisemitismus ein globales Phänomen ist und bleibt – mit allen Entwicklungen, Verformungen und Bekämpfungsversuchen.
Wetzel gelingt es dabei, ein sehr ausgewogenes und alarmierendes Bild zu zeichnen, das niemanden ausspart und, so hart das klingt, auf alle gleichmäßig mit dem Finger zeigt.
Quelle: Sylvia Margret Steinitz stern.de
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Danke für den Hinweis auf dieses wirklich sehr erhellende Interview! Auch weil Juliane Wetzel so klug über ein Thema spricht, das politisch auf geradezu absurder Weise instrumentalisiert wird. Ich habe manchmal den Eindruck, dass der deutsche Antisemitismus auf "die Muslime" outgesourct wird - mit der Idee im Hinterkopf, dass man selbst ja gar nicht so schlimm wie eben "die Muslime" sei - ohne dass den Leuten, die das machen, auffällt, wie sehr sie ihren eigenen Antisemitismus mit ihrem Islamhass vermischen. Da tut es gut zu hören, dass 90 Prozent aller antisemitischen Straftaten in Deutschland immer noch von Rechtsextremen begangen werden, und wie sehr die Rhetoriken des Antisemitismus europäisch geprägt sind - ohne zu verharmlosen, wie gefährlich der Antisemitismus unter einer wachsenden Gruppe von Muslimen ist. Danke!