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Zeit und Geschichte

"Mer schwätzet olle Schwäbisch": Georgiens letzte Schwäbinnen

Dirk Liesemer
Autor und Journalist
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Dirk LiesemerMittwoch, 25.01.2023

Vor anderthalb Jahren hatte ich hier ein spannendes und völlig abseitiges Feature zu Georgien empfohlen, ein absolut hörenswertes Stück deutsch-georgischer Musikgeschichte, das übrigens noch immer abrufbar ist. Erzählt wird von deutschen Auswanderern, die Georgien mit Klavieren beglückten.

Heute gibt es das nächste Stück über deutsche Georgier, soeben erschienen auf der Plattform Dekoder: In diesem geht es um die Geschichte der Georgienschwaben, besser bekannt als Kaukasiendeutsche.

Ira Peter und Arthur Bauer haben sich aufgemacht, um die letzten Schwäbinnen Georgiens zu treffen. Sie besuchten das südlich von Tiflis gelegene Bolnissi, das einstige Katharinenfeld – einem Örtchen, in dem bis 1941 rund 6500 Deutschstämmige wohnten. Wie meint eine, die sie treffen, so wunderbar:

„Mei Mama, mei Schwesta, mer schwätzet olle Schwäbisch. Kei onnere Sproch weisse mer net.“

Ich finde, dem Autorenduo ist eine lesenswerte Geschichte gelungen. Sie erinnert daran, dass Deutsche im 19. Jahrhundert nicht nur nach Westen, nach Amerika ausgewandert sind, sondern auch gen Osten, wenngleich letztlich in deutlich geringerer Zahl.

"Mer schwätzet olle Schwäbisch": Georgiens letzte Schwäbinnen

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Kommentare 7
  1. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor einem Jahr

    Danke für diesen Piq und danke an Lutz Müller für die Ergänzung. Dieses Wechselspiel, die vielen Themen ist das beste an Piqd und es wird mir/uns fehlen …..

  2. Lutz Müller
    Lutz Müller · vor einem Jahr · bearbeitet vor einem Jahr

    Lieben Dank Dirk, mit diesem PIQ verbindet mich so viel Persönliches. Entdeckt hatte ich ihn sofort, jetzt einige Gedanken dazu.

    Die Autorin Ira Peter war 2021 Stadtschreiberin von Odessa, der Stadt meiner Jugend. Einen während ihres Aufenthalts verfassten Artikel hatte ich hier zitiert: www.piqd.de/zeitgeschi... .

    Was verbindet Odessa mit Bolnissi? Viele Schwaben wanderten ja nach Russland aus. Eine weitere Migrationslinie verlief über die Südukraine, und - wie konnte es anders sein - wurden sie dort mit Weinanbau ansässig. An der Steilküste des Schwarzen Meeres gründeten sie Lustdorf (in ukrainischer und russischer Transkription Ljustdorf). Im Zuge der Urbanisierung und Ausdehnung von Odessa wurde es zu einem Vorort, Tschornomorka (etwa: "kleiner Ort am Schwarzen Meer" - vgl. Tschornomorotschka - Mädel vom Schwarzen Meer). Seit 1907 hat das Dorf eine elektrische Tramanbindung und war damit die einzige Landgemeinde im Russischen Kaiserreich, die sich einer solchen erfreuen konnte. https://de.wikipedia.o...

    Bolnissi. Dorthin führte mich in den 1990ern eine Wanderung mit georgischen Freunden, während der ich auch erfuhr, dass noch eine Nachfahrin der schwäbischen Siedler im Dorf lebte (es wurde von einer alten Frau gesprochen). Der Wein ist untrennbar mit Georgien verbunden, seine Kultivierung hat eine uralte Tradition. Bereits vor 7000 Jahren begann der Weinbau in Mesopotamien und im Südkaukasus. Das georgische Wort ღვინო (ghvino) ist vielleicht sogar, der schwierigen Aussprache wegen, die Mutter des lateinischen "vino". Ob das auch veritas ist? Wer weiß, es ist eine reine Vermutung, Belege für diese Etymologie habe ich nicht gefunden. Die Schwaben brachten eigene Sorten und Erfahrungen mit nach Georgien und haben ihrer neuen Heimat vieles gegeben und ihr Glück gefunden. Traurig, dass dieser Beitrag zu Sowjetzeiten nicht gewürdigt und ihnen im Weltkrieg sogar physisches Leid angetan wurde.

    Der Wein hat hohe Symbolkraft für die sprichwörtliche georgische Gastfreundschaft. Zusammen mit Studenten aus sehr vielen Republiken der riesigen Sowjetunion war ich mal in einem Camp am Oberlauf der Wolga, wo ich Georgiern zum ersten Mal begegnete. Als ich einen Trinkspruch auf das Treffen von Leuten aus ganz verschiedenen Gegenden aussprach (ich verwendete das russische krai = synonym für Gebiet, Landstrich, aber auch Rand), sagte einer der georgischen Teilnehmer: "Georgien ist nicht krai, es ist das Herz", und sogleich erhielt ich eine Einladung, das Land zu besuchen. Es ergab sich, dass ich es erst zwanzig Jahre später wirklich kennenlernen konnte.

    Allen, die tiefer in die georgischen Traditionen eintauchen möchten, kann ich den Spielfilm "Pirosmani" (1969, UT englisch) von Giorgi Schengelaia empfehlen: www.youtube.com/watch?... . Niko Pirosmani (1862-1918) gilt neben Henri Rousseau als bedeutendster Vertreter der naiven Malerei, sein Œuvre ist zum größten Teil in der Nationalgalerie Tbilissi zu sehen.

    Georgien ist Gastland der ITB Berlin 2023 und präsentierte heute Abend die offizielle Eröffnungsshow „Unendlich georgische Kultur – von den Anfängen des Weinbaus bis zur modernen Avantgarde-Kunst“: www.itb.com/de/presse/... . Leider sind zur diesjährigen Messe nur Fachbesucher zugelassen.

    1. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor einem Jahr

      Lieber Lutz, danke für die ganzen, interessanten Ergänzungen, ich kann vor allem auch noch die andere oben verlinkte Geschichte empfehlen (von den Klavierbauern). Wer nun genau den Wein "erfunden" hat, ist ja noch umstritten, die Armenier beanspruchen das ja auch für sich ;-)

    2. Lutz Müller
      Lutz Müller · vor einem Jahr · bearbeitet vor einem Jahr

      @Dirk Liesemer Ja, stimmt, das ist ein ewiger Streit. Aber die beiden Völker verstehen sich, und die Georgier kommen eigentlich mit allen anderen im Kaukasus am besten zurecht. Konflikte zwischen Ethnien wurden von außen geschürt - das ist eine andere Geschichte.

      Laut deutscher Wikipedia wurde in Armenien eine Traubenpresse gefunden, datiert ca. 4000 v. Chr. Berühmt ist der besonders lang gereifte armenische Brandy.

      Den Artikel über die Klavierbauer hatte ich auch gelesen, danke. Hätte sehr gern eine befreundete Lehrerin des Konservatoriums aus meiner Wandergruppe gefragt, sie ist leider früh verstorben.

    3. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor einem Jahr · bearbeitet vor einem Jahr

      @Lutz Müller Und wenn man vom georgischen Wein redet, darf man ja auf keinen Fall den Tamada vergessen – und man sollte ihn nicht als Folklore abtun https://de.wikipedia.o...

    4. Lutz Müller
      Lutz Müller · vor einem Jahr · bearbeitet vor einem Jahr

      @Dirk Liesemer Indeed, der Tamada repräsentiert die ganze Tiefe der georgischen Seele. Beeindruckend waren Hochzeiten, auch eine Trauerfeier mit über 100 Gästen. In einem kleinen Kreis mit Freunden wurde mir spontan einmal die Rolle des Tamada zuteil, und ich habe wahrscheinlich einen schlechten Job getan.
      Vor paar Jahren erfuhr ich auf einem Treffen in Berlin, dass die Jugend langsam von den Traditionen abrückt. Eigentlich schade, es ist eine schnelllebige Zeit.

    5. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor einem Jahr

      @Lutz Müller Ja, man spricht davon, dass Jugendliche davon abrücken, aber ich habe immer das Gegenteil erlebt: junge Leute, die das mit heiligem Ernst machen. Und ja: als Ausländer hat man immer das Gefühl, es nicht richtig zu machen, schon weil man schnell meint, besonders unterhaltsam sein zu müssen, was auch meines Wissens genau nicht die Rolle des Tamada ist.

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