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Zeit und Geschichte

"Mein Verständnisreservoir ist, was Ostdeutschland betrifft, seit der Flüchtlingskrise aufgebraucht"

Dirk Liesemer
Autor und Journalist
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Dirk LiesemerMontag, 02.04.2018

Im Spätsommer 1992 zog der Journalist Markus Decker als 28-Jähriger nach Sachsen-Anhalt. Wie der in Leipzig lebende Michael Kraske (siehe piq hier) verliebte er sich rasch "in den Osten", blieb ein Vierteljahrhundert und schrieb ein Buch über jene Menschen, die wie er vom Westen in den Osten gegangen sind. Mittlerweile lebt Decker jedoch in Berlin und kann sich nicht mehr vorstellen, noch einmal nach Wittenberg zu ziehen. In diesem Text erzählt er, wie er die neuen Bundesländer kennenlernte, ehe er sich langsam wieder entliebte. Es begann 1998 mit dem Einzug der DVU in den Landtag von Sachsen-Anhalt: "Das war für mich eine verstörende Erfahrung, vornehmlich deshalb, weil der Wahlerfolg ausschließlich mich zu verstören schien." Von jenem Jahr aus zieht er eine mehr oder weniger deutliche Linie bis ins Heute. Den Rechtsruck im Osten, der durch die sogenannte Flüchtlingskrise verstärkt wurde, sieht er dabei in einem größeren Kontext: "Denn der ostdeutsche Rechtsruck ist ja längst Teil eines polnischen, tschechischen, slowakischen und ungarischen Rechtsrucks." Er beschreibt damit eine Orbanisierung Ostdeutschlands, die sogar von Reiner Haseloff befördert wird. Es heißt ja oft, dass die Zeit alle Wunden heilt. Deckers Text zeigt hingegen, dass die Gräben mit der Zeit noch mehr aufreißen und Verständigung zunehmend schwierig wird.

"Mein Verständnisreservoir ist, was Ostdeutschland betrifft, seit der Flüchtlingskrise aufgebraucht"

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Kommentare 13
  1. Bernd Sternal
    Bernd Sternal · vor 6 Jahren

    Sie sind nicht wieder ein Wessi, Sie waren immer einer. Dabei ist die heutige Zeit erschreckend, da die Meinungsfreiheit langsam auf der Strecke bleibt. Es zählt nur noch die eigene Meinung oder Lebensauffassung, und dass in fast allen politischen Lagern. Achtet man jedoch andere Meinungen nicht mehr, so geht langsam aber sicher die Demokratie den Bach runter. Besonders als Journalist sollten Sie sich nicht über andere erheben wollen, sondern eher versuchen zu erkunden, woher die unterschiedlichen Auffassungen kommen und sie sollten zudem dazu beitragen die "Gräben" zu schließen, statt sie zu vertiefen. Dazu scheint jedoch ihr Humanismus-Reservoir nicht auszureichen: Schade!

    1. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor 6 Jahren

      Wen meinen Sie mit "Sie"?

    2. Bernd Sternal
      Bernd Sternal · vor 6 Jahren

      @Dirk Liesemer Logischerweise bezieht sich das "Sie" auf den Autor des Beitrags "Mein Verständnisreservoir ist, was Ostdeutschland betrifft, seit der Flüchtlingskrise aufgebraucht".

    3. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor 6 Jahren

      @Bernd Sternal Das hatte ich mir schon gedacht, dass Sie meinen Text missverstanden haben. Es handelt sich nämlich lediglich um eine Zusammenfassung eines Beitrages aus der ZEIT, der nicht von mir, sondern von Markus Decker verfasst worden ist. Auch die Überschrift, die Ihnen so missfällt, ist ein Zitat aus dessen Text und steht deshalb auch in Anführungszeichen. Ich verstehe nun nicht, wie man das alles übersehen kann. Im Übrigen bin ich bislang nicht auf die Idee gekommen, mich als Ostdeutschen zu bezeichnen. Den Text des Kollegen Decker habe ich hier vorgestellt, weil ich ihn für aufschlussreich und diskutabel halte.

    4. Bernd Sternal
      Bernd Sternal · vor 6 Jahren

      @Dirk Liesemer Hallo Herr Liesemer,

      sie haben vollständig recht, dass habe ich falsch interpretiert und entschuldige mich dafür bei Ihnen.
      Passiert halt manchmal im Eifer des Gefechtes:
      Was jedoch nichts an meiner Einschätzung zum Zeit-Artikels von M. Decker ändert.
      Als Ossi, der sich nie so gefühlt hat und nunmehr seit 28 Jahren, zunächst als Ingenieur und Unternehmensberater, seit über 10 Jahren als Publizist, Autor und Verleger, Selbstständig ist, kann ich mich nur immer wieder über die Aussagen von Journalisten, Publizisten und Historikern aus den alten Bundesländern wundern. Auch wenn Herr Decker viele Jahre in den neuen Bundesländern gelebt hat, so war das jedoch bereits in der Bundesrepublik. Von den wahren Verhältnissen in der DDR kann er sich kein wirkliches Bild machen, auch wenn er viel mit Ostdeutschen darüber debattiert hat. Es reicht halt nicht aus mit Bergsteigern, die einen 8 000 bezwungen haben, zu reden, um dann der Meinung zu sein, nun zu wissen, wie der Aufstieg funktioniert und wie das Gipfelgefühl ist.
      Da muss man schon dabei gewesen sein, um sich ein objektives Bild zu machen.
      In diesem Sinne wünsche ich eine gute Woche.

    5. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor 6 Jahren

      @Bernd Sternal Vielen Dank für die Antwort! Wünsche auch noch eine schöne Woche ... Ich wohne übrigens erst seit knapp drei Jahren im Osten und wundere mich, wie viel Zeit das Land braucht, um zusammenzuwachsen.

    6. Bernd Sternal
      Bernd Sternal · vor 6 Jahren

      @Dirk Liesemer Hallo Herr Liesemer,

      es wird halt immer vergessen, bzw. ignoriert, das die Prägung eines Menschen im Wesentlichen in seiner Kindheit und Jugend stattfindet. Diese Erziehung vollständig über Bord zu werfen ist sehr schwer, wenn nicht unmöglich. Das ist auch ein Aspekt der bei der ganzen Flüchtlingsdebatte einfach ignoriert wird. Menschen die eine islamische Erziehung genossen haben, können sich kaum in kurzer Zeit unseren westlichen Werten öffnen.

      Bei den Ostdeutschen kommen häufig die negativen Erfahrungen der Wendezeit hinzu. Das soll keine Schuldzuweisung an die Bundespolitik sein, denn es gab keinen Masterplan für die Vereinigung. Dennoch wurden wahnsinnig viele Fehler gemacht, die ganz einfach als Ungerechtigkeiten angesehen werden. Das würde jedoch allein ein Buch füllen.
      Beste Grüße

    7. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor 6 Jahren

      @Bernd Sternal Das mit der Prägung hat übrigens auch Decker in seinem Text angemerkt und verwundert festgestellt, wie sehr die antifaschistische Haltung, die in den Schulen gelehrt wurde, offenbar vergessen, verdrängt oder was auch immer wurde. So oder so sollte man das Thema mal weiterverfolgen. Ein Artikel, den ich mir mal genauer anschauen und dann ggf auch hier vorstellen will: http://geschichtederge...

    8. Bernd Sternal
      Bernd Sternal · vor 6 Jahren

      @Dirk Liesemer Daran sehen Sie doch, dass Decker auch nach seinem langen Aufenthalt in den neuen Bundesländern die DDR nicht Ansatzweise verstanden hat, obwohl er, sich selbst überschätzend, das dennoch glaubt.
      Wie Sie vielleicht gesehen haben, bin ich unter anderem als Buchautor tätig(über 40 Sachbücher).
      Ich verfolge schon lange die Idee zu einem Buch, in dem ich meine Entwicklung der eines gleichalten Westdeutschen mit Akademikerlaufbahn gegenüberstelle. Leider habe ich bisher noch keinen passenden Coautor gefunden.

  2. Achim Engelberg
    Achim Engelberg · vor 6 Jahren

    Ist denn das so?

    Immerhin gewann im März 1990 eine konservative Mehrheit die Wahlen in der DDR. Es gab peinliche Veranstaltungen, in denen etliche Plakate schwenkten und riefen: Helmut, nimm uns an die Hand und führe uns ins Wirtschaftswunderland!

    Der Artikel ist voll Klischees: Flüchtlingskrise, verordneter Antifaschismus...

    Sarrazin, um nur ein Beispiel zu nennen, ist der in Westdeutschland Asozialisierte, der zuerst nach eigenen Worten, die DDR notschlachtete und dann hetzte er gegen Kopftuchmädchen.

    1. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor 6 Jahren

      Verstehe jetzt nicht, auf was ich genau antworten soll. Markus Decker schildert seine Erfahrungen, wie er sie verarbeitet hat und welche Konsequenzen er daraus gezogen hat. Und wieso etwa soll es ein Klischee sein, dass sich die DDR als antifaschistisch betrachtet hat? In den Schulen wurde doch auf Antifaschismus Wert gelegt. Jedenfalls ist es doch auffällig, wie wenig von diesen Werten bei einer nicht unerheblichen Zahl von Ostdeutschen hängengeblieben ist.

    2. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor 6 Jahren

      @Dirk Liesemer Ich wollte nur wissen, warum Du den Artikel ausgewählt hast.

      Vielleicht habe ich Entwicklungen, da ich in letzter Zeit nicht mehr häufig in Schwerin oder Leipzig bin, nicht mitbekommen.

      Ich meinte nicht Antifaschismus, sondern "verordneter Antifaschismus". Das ist ein politischer Kampfbegriff, der so nicht stimmt. Damit will ich nicht das Blabla des Staatsbürgerkundeunterricht rechtfertigen, aus dem manche den Schluss zogen, man könne nur von rechts angreifen. Siehe Dokumentarfilm "Unsere Kinder".

      Auch das Wort "Verständnisreservoir" ist schöööön.

    3. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor 6 Jahren

      @Achim Engelberg Hin und wieder finde ich es mal ganz aufschlussreich, einen Artikel zu piqen, der von einer persönlichen Lebenserfahrung berichtet. In diesem Fall fand ich es ganz interessant, dass es zu dem Thema gleich zwei sich ergänzende Texte gibt. Eigentlich fehlt die Sicht von Ostdeutschen, die in den Westen gezogen ist. Überhaupt fehlen auch Beiträge über das alte Westdeutschland, etwa zur Kontinuität rechtsradikalen Denkens. Man sehen, was ich da noch so finde.

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