Dieser Piq ist der Anfang einer kleinen Serie auf Grundlage der Werke von Uwe Johnson, der wie wenige Autoren Geschichte und Geschichten erzählte. Historie, gebrochen durch reale und vor allem durch die Kraft und Freiheit imaginierter Figuren.

Vor 40 Jahren starb Uwe Johnson nicht einmal 50jährig; in diesem Jahr wäre er 90 Jahre alt geworden.

In seinem kurzen Leben schrieb er ein in jeder Hinsicht langes Werk. Weil er zum Klassiker aufstieg, erscheint eine digitale Werkausgabe und als gedrucktes Buch bei Suhrkamp eine in 22 Bänden und 43 Teilbänden.

Zeitlich umfasst sein Werk den Rahmen von der ersten deutschen Einheit von 1871 bis Anfang der 1980er Jahre. Da er seine Schaffenszeit im Kalten Krieg nicht nur reflektierte, sondern gestaltete, greift das Werk räumlich planetarisch aus. Dabei liegt neben der deutschen Teilung ein Schwerpunkt in New York mit seinem Migranten, seiner Hauptstadt des 20. Jahrhunderts. Hier wohnte er teilweise bei der befreundeten Jahrhundertdenkerin Hannah Arendt.

Hier ein Beitrag von Lothar Probst über diese ungewöhnliche Freundschaft. Während Johnson die Shoah literarisch gestaltete, reflektierte Arendt Schuld und Verantwortung.

Da sein Werk einschütternd umfangreich ist, geben mediale Umsetzungen einen guten Einstieg. So auch das Hörspiel DAS DRITTE BUCH ACHIM nach dem gleichnamigen Roman.

Hier gibt es den zweiten Teil des Hörspiels und hier den Roman bei yourbookshop.

Karsch, ein Sportjournalist aus Hamburg, wird von seiner ehemaligen Freundin in die DDR eingeladen. Dort lernt er Achim T. ihren Freund kennen, den als Sportidol und Nationalheld verehrten Radrennfahrer. Karsch erhält ein Verlagsangebot, seine Biografie zu verfassen. Zwei verklärende Heldensagen zu Achims Leben existieren bereits. Karsch forscht den Lebensumständen Achims, den er auch persönlich befragt, akribisch nach. 1930 geboren, hat es Achim T. inzwischen zum Mitglied in der Volkskammer gebracht. Karschs Notizen fügen sich jedoch zu keinem Ganzen. Das Projekt, die objektive Biografie eines ostdeutschen Sportidols zu schreiben, scheitert. Denn Achim und sein Umfeld haben ein vollkommen anderes Bild ihres Idols als der westdeutsche Journalist. Das dritte Buch über Achim wird nicht geschrieben werden. Karsch kehrt enttäuscht und mit vielen offenen Fragen nach Hamburg zurück.

Immer noch ist dieser im Mauerbaujahr 1961 erschienene Werk erhellend, wenn man etwas über unterschiedliche Prägungen in Ost und West erfahren will.