Am Nikolaustag wird Finnland hundert Jahre alt. Olivier Horn hat das Land besucht und erzählt, wie sich über lange Zeit erst ein politischer Wille zur Unabhängigkeit herausbilden musste, ehe Intellektuelle und Künstler im 19. Jahrhundert die Forderung nach einem eigenen Staat erhoben. Sie hatten damals selbst noch kein Bild von Finnland, konnten sich auf keine Geschichte berufen und sprachen oft selbst nicht einmal die Sprache der Menschen auf dem Land, nämlich Finnisch. Den Wunsch nach Unabhängigkeit formulierten sie in einen prägnanten Satz, der sich rasch verbreitete: "Wir sind keine Schweden mehr, Russen wollen wir nicht sein, seien wir doch Finnen." Ohne den Ballast von allzu viel Geschichte konnten sie ihre Nation von Grund auf erfinden und führten 1907 als erstes (noch nicht freies) Land eine radikale Reform durch: ein umfassendes Frauenwahlrecht. Auch anderswo konnten Frauen bereits wählen, aber nirgends durften sie in ein Parlament gewählt werden. Mit der Unabhängigkeit 1917 begann dann einer der brutalsten europäischen Bürgerkriege des 20. Jahrhunderts, später folgten Kriege mit Russland, ehe das Land in den fünfziger Jahren begann, dem übermächtigen Nachbarn gegenüber eine so strikte wie erfolgreiche Politik der Neutralität zu verfolgen. Die Dokumentation gibt einen guten Überblick über die vergangenen hundert Jahre, wobei heutige Konflikte etwa um den Begriff und Stellenwert der Nation ausgespart werden. Sehenswert ist sie übrigens auch aufgrund der vielen historischen Aufnahmen.

Video verfügbar bis 4. Januar 2018.