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Zeit und Geschichte

Ein denkwürdiges Interview mit dem zwiespältigen Henry Kissinger

Achim Engelberg
Dr. phil.
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Achim EngelbergSonntag, 03.07.2022

Es ist ein Klischee, dass die Politik ein schmutziges Geschäft ist, aber es ist etwas dran. Gerade das Wirken von Spitzenpolitikern einer Weltmacht gibt dafür viel Anschauungsmaterial.

Und wenn sich der mittlerweile 99-jährige Henry Kissinger zum Krieg in der Ukraine und zur Weltlage äußert, sollte man bedenken:

Wegen seines Strebens um ein Ende des Vietnamkriegs erhielt er 1973 den Friedensnobelpreis. Zuvor jedoch war er ein Scharfmacher, der Flächenbombardements befürwortete und heute für den Tod von Tausenden verantwortlich gemacht wird. Kurz vor der Nobelpreisverleihung, was erst später bekannt worden ist, unterstützte er den Putsch-General Pinochet in Chile.

Jetzt erläutert er, pünktlich zum Erscheinen seines neuen Buchs STAATSKUNST, seine Positionen, die erfreulich klar und deutlich sind. Mit einigen bin ich nicht einverstanden, aber dennoch ist er ungemein anregend. Henry Kissinger sucht nach wie vor in der Gegenwart historische Muster, die als Varianten wiederkehren. Die Geschichte von Bündnissen treibt ihn um.

Seine Rede in Davos, die man hier sich anhören kann, regte auf, weil sie missverstanden worden ist.

Im epischen Interview kommentiert er das so:

Das Missverständnis entzündete sich an meiner Feststellung, dass die Grenze sich an dem Status quo ante orientieren solle. Einige haben das so interpretiert, dass die Ukraine die vergleichsweise geringen Gebietsverluste seit 2014 hinnehmen sollte. Aber das habe ich nicht gesagt. Ich bezog mich auf die Grenze des Status quo ante.

Also vor der Annexion der Krim 2014?

Vor 2014, genau. Die Ukraine in den heute international anerkannten Staatsgrenzen. Ich habe auch nicht gesagt, dass die Ukraine auf die Krim verzichten solle.

Immer wieder zeigt Kissinger, wie sich seine Einschätzungen veränderten, warum er Korrekturen vornahm, weil Politik noch bewegliche Historie ist:

2014 schrieb ich einen Artikel in der „Washington Post“, in dem ich davor warnte, die Ukraine zum Nato-Mitglied zu machen.Damals dachte ich,die Ukraine könnte eine Brückenfunktion zwischen Russland und der EU einnehmen. Ich dachte, sie könnte eine Rolle wie Finnland spielen – mit einem starken Bekenntnis zur eigenen Verteidigung, aber auch einer Bereitschaft zum Dialog. Das ist nun nicht mehr möglich.

Die Ukraine ist praktisch gesehen ein Nato-Mitglied, und es wird schwer, das rückgängig zu machen. Eine Lösung, die mir vorschwebt, wären Rüstungsbeschränkungen entlang der Grenzen zwischen der EU und Russland, verbunden mit einem Bekenntnis zu gegenseitiger Zurückhaltung, aber das bedarf einer großen intellektuellen Anstrengung.

Im Gespräch gibt es auch viel Anschauung, so schildert Kissinger u. a. seine Treffen mit Putin.

Wie groß ist die Gefahr, dass Russland in Chinas Armen endet?

Wir sind an einem Punkt, da wir große strategische Entscheidungen treffen müssen. Und wir müssen diese gemeinsam als Alliierte treffen. Die Kunst der Außenpolitik ist es, das Größtmögliche zu erreichen, aber nicht darüber hinauszugehen. Diesen Fehler haben wir in Korea gemacht.

Gerade China scheint ihn umzutreiben, aber diese Passagen in seiner Rede in Davos seien kaum beachtet worden, weswegen er es noch einmal versucht:

China ist meine viel größere Sorge. China und die Vereinigten Staaten sind Supermächte, die in der Lage sind, die Menschheit zu zerstören, und sie steigern diese Kapazitäten immer weiter, jedes Jahr. Der militärische Einsatz künstlicher Intelligenz erlaubt ganz neue Formen der Kriegsführung, das verschärft die Lage, denn niemand hat auch nur irgendeine Erfahrung damit. Beide haben also eine Verpflichtung, solch einen Krieg zu verhindern und ihre Rivalität einzudämmen – auf einer Ebene, die die Menschheit noch beherrscht. Ja, wir haben bereits die Rhetorik eines Kalten Kriegs. Aber Sie werden mitbekommen haben, dass sich Präsident Bidens Nationaler Sicherheitsberater vergangene Woche vier Stunden lang mit der chinesischen Führung in Luxemburg getroffen hat und dass der Austausch als konstruktiv beschrieben wurde.

Alternativ kann man das Gespräch auch über blendle lesen.

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