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Zeit und Geschichte

Die Erfindung des Sex — wie St. Augustin unsere Auffassung von Körperlichkeit und Sexualität prägte

Daniel Schreiber
Autor und Journalist
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Daniel SchreiberFreitag, 16.06.2017

Stephen Greenblatt, der bekannte amerikanische Renaissance- und Shakespeare-Forscher, widmet sich in seinem neuesten Text der Frage, wie unsere erstaunlich konstante Auffassung von Sexualität geprägt wurde. Er stößt dabei auf St. Augustin bzw. Augustinus von Hippo, der zu Beginn des 5. Jahrhunderts den biblischen Sündenfall im Sinne der Erbsünde neu interpretierte, damit die Geschichte von Adam und Eva und der von ihnen vererbten Schuld vor dem Abstieg in die Obskurität bewahrte und sie stattdessen für immer in unserem kulturellen Gedächtnis verankerte. Greenblatt geht St. Augustins Überzeugung, dass Lust etwas Sündhaftes sei, unter anderem biografisch nach. Augustinus war scheinbar eine Art Sex-Addict und hatte außerdem eine Geliebte, die er furchtbar schlecht behandelte, bevor er sich im mittleren Alter dem Zölibat verschrieb und sich ernsthaft damit auseinandersetzte, warum der Mensch so wenig Kontrolle über seine Sexualität hat. Des weiteren beleuchtet Greenblatt die theologischen Debatten, die in jener Zeit um dieses Thema entbrannten, und zeigt auf, dass die ganze Sache mit dem Sex auch hätte anders kommen können, mit einem sehr viel positiver besetzten Bild von Lust und Körperlichkeit. Ein spannender Text!    

Die Erfindung des Sex — wie St. Augustin unsere Auffassung von Körperlichkeit und Sexualität prägte

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Kommentare 6
  1. Christoph Weigel
    Christoph Weigel · vor fast 7 Jahre

    danke für den piq! ich brauch bei der lektüre dieser psychopathen – über sie, oder im original – als ausgleich immer ein paar seiten lucretius, sonst krieg ich den blues nicht mehr los...

  2. Georg Wallwitz
    Georg Wallwitz · vor fast 7 Jahre

    Ich finde den Text relativ schwach, jedenfalls im Vergleich, was Greenblatt eigentlich kann. Es wirkt wie ein Verkaufstext zu seinem im September erscheinenden Buch über Adam und Eva. Und wir alle wissen: Sex sells.
    Die These ist, laut Überschrift, dass die westliche Sexualität im wesentlichen von Augustinus geprägt wurde (der einflussreichste Denker der letzten 1500 Jahre!!! Wichtiger als Kant, Leibniz, Newton, Galilei, Thomas von Aquin, ... mein Lektor predigt mir immer, man solle mit solchen Superlativen sehr vorsichtig sein.) Vermutlich ist damit die Verklemmtheit, insbesondere der Katholischen Kirche gemeint. Aber warum sind dann Hindus, Moslems, Buddhisten etc. genauso verklemmt? Haben die auch alle Augustinus gelesen? Und Augustinus auf seine sexbesessene Jugend zu reduzieren, greift auch etwas kurz. Es gibt unendlich viele Aspekte bei ihm, die damit nichts zu tun haben.

    Also man kann sagen, dass die Erbsünde unter den absurden Lehren des Christentums eine herausgehobene Stellung hat. Aber damit verkauft man kein Buch.

    1. Nils Pickert
      Nils Pickert · vor fast 7 Jahre

      Lieber Georg,
      ich hab den Text so gelesen, dass Greenblatt sich primär auf das christliche (um nicht zu sagen römisch-katholische) Verständnis von Sexualität bezieht. Und an diesem Punkt würde ich sowohl seinen Text als auch den Einfluss von Agustinus stärker machen, als dein Kommentar es tut. Das Christentum in seiner heutigen Form hat zahlreiche Transformationen und Häutungen durchlaufen und Augustinus ist für eine der zentralsten Umdeutungen dieser Religion verantwortlich. Als Atheist bin ich immer wieder ratlos-fasziniert davon, wie wenig insbesondere katholische Christen von der Genese ihrer Religion wissen (wollen). Konzile? Ähm ja, glaub da war mal was. Adoptianismus? Häh?!

      In diesem Zusammenhang finde ich das einen relevanten Text und daher auch einen guten Piq. Wobei du mit dem Versuch der Übertreibung als verkaufsfördernde Maßnahme wahrscheinlich auch Recht hast.
      LG
      Nils

    2. Daniel Schreiber
      Daniel Schreiber · vor fast 7 Jahre

      Ich finde in dem Impuls, die Bücher, die man schreibt, auch verkaufen zu wollen, nicht wirklich etwas Schlimmes. Natürlich ist jeder Superlativ fragwürdig, aber Augustinus seinen maßgeblichen Einfluss absprechen, ist etwas absurd. Er ist der einzige Autor aus dem vierten und fünften Jahrhundert, der in den vergangenen 1500 durchgehend in der ganzen Welt gelesen wurde und auch heute noch gelesen wird. Und dass seine Interpretation der Erbsünde besonders maßgeblich fürs christliche Dogma war, ist auch unbestritten. Greenblatts Argument zielt übrigens nicht "Verklemmtheit" ab, sondern auf die Ideen der Abspaltung sexuellen Begehrens vom Ich und der geistigen Kontrollierbarkeit des Körpers. Dass wir die Folgen dieser kulturhistorischen Zäsur bis heute spüren, ist ziemlich deutlich.

  3. Nils Pickert
    Nils Pickert · vor fast 7 Jahre

    Wirklich ein sehr guter Text! Kurze Randnengelei: Die Dimension des augustinischen Manichäismus ist mir ein bisschen zu klein geraten. Sie ist unter anderem maßgeblich dafür verantwortlich, dass der Dualismus und der damit Gedanke ins Christentum Einzug gehalten hat, das Göttliche und sein Widerpart würden die gesamte Schöpfung benötigen, um miteinander um die Oberhand zu ringen.
    LG
    Nils

    1. Daniel Schreiber
      Daniel Schreiber · vor fast 7 Jahre

      Interessant, darüber hätte da auch gerne mehr gelesen! Vielleicht muss man sich tatsächlich das Buch kaufen, wenn es rauskommt... :)

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