Kanäle
Jetzt personalisiertes
Audiomagazin abonnieren
Log-in registrieren
forum verwendet Cookies und andere Analysewerkzeuge um den Dienst bereitzustellen und um dein Website-Erlebnis zu verbessern.

handverlesenswert

Kluge Köpfe filtern für dich relevante Beiträge aus dem Netz.
Entdecke handverlesene Artikel, Videos und Audios zu deinen Themen.

Du befindest dich im Kanal:

Volk und Wirtschaft

Die EU sollte die afrikanischen Länder einfach mal in Ruhe lassen!

Jürgen Klute
Theologe, Publizist und Politiker
Zum picker-Profil
Jürgen KluteMittwoch, 05.04.2023

Als die EU im letzten Jahr nach Unterstützern für die Wirtschaftssanktionen gegen Russland suchte, zeigten sich afrikanische Staaten zurückhaltend. Diese Zurückhaltung hat in Europa für einige Irritationen gesorgt. Liest man/frau dieses Interview, das die taz-Wirtschaftsredakteurin Leila van Rinsum mit dem Experten für (Handels)Beziehungen zwischen der EU und afrikanischen Ländern, Boniface Mabanza, führte, dann überrascht die Zurückhaltung afrikanischer Staaten nicht mehr ganz so sehr.

Hintergrund des Interviews ist die schon seit Längerem laufende Überarbeitung der so genannten EPAs. Das sind spezielle Handelsabkommen zwischen der EU und afrikanischen Ländern, die einerseits den afrikanischen Ländern den Zugang zum EU-Binnenmarkt ermöglichen, gleichzeitig aber den afrikanischen Ländern die Möglichkeit lässt, die eigenen Märkte bis zu einem gewissen Grad gegen Exporte aus der EU zu schützen, damit die eigene Wirtschaft nicht durch die hochleistungsfähige Konkurrenz aus der EU überholt und zerstör wird. Diese Schutzmechanismen möchte die EU durch die Überarbeitung beseitigen.

Aus Sicht von Boniface Mabanza führen die Handelsverträge gewöhnlich nicht zu einer Verbesserung der Versorgung der eigenen Bevölkerung, da sie nicht an deren spezifischen Bedarfen und Interessen ausgerichtet sind, sondern an denen des EU-Binnenmarktes. Zudem, so Mabanza, profitiere nur ein kleinerer Teil der Wirtschaft der afrikanischen Länder von diesen an den EU-Interessen ausgerichteten Handelsverträgen.

Mabanza zeigt das in diesem Interview an einer ganzen Reihe von konkreten Beispielen auf – auch am Beispiel klimaverträglicher Energieproduktion, an der die EU aufgrund der Energiewende ein verstärktes Interesse hat. Deshalb fordert er auch, dass die EU die afrikanischen Länder für eine Zeit am besten in Ruhe lassen sollte, damit sie eigene Wirtschaftsstrukturen, die an den lokalen Bedürfnissen ausgerichtet sind, entwickeln können. Mabanza wörtlich:

„Wenn die EU anfängt, über die eigenen Interessen und nicht über die afrikanischen Interessen zu sprechen, dann wären die Transparenz und Ehrlichkeit da, die notwendig sind, um an einem Ausgleich von Interessen zu arbeiten. Es bedeutet für die EU auch, die afrikanischen Länder mal in Ruhe zu lassen, damit sie ihre eigenen Strukturen aufbauen können.“

Unbeschadet der Frage, ob man Mabanza zustimmen mag oder nicht, erklärt er in diesem Interview in gut nachvollziehbarer Weise aus afrikanischer Sicht die Probleme und Interessenkonflikte, um die es in den Verhandlungen zwischen der EU und den afrikanischen Ländern geht.

Die EU sollte die afrikanischen Länder einfach mal in Ruhe lassen!

Möchtest du kommentieren? Dann werde jetzt kostenlos Mitglied!

Kommentare 2
  1. Cornelia Gliem
    Cornelia Gliem · vor einem Jahr

    Ja eine Art Moratorium. Allerdings geht "ganz in Ruhe lassen" in einer globalisierten Welt natürlich nicht mehr.
    Und in Ruhe lassen würde ja konsequent zu ende gedacht auch bedeuten, dass alle Kontakte vorallem auch die wirtschaftlichen eingefroren werden: keine Schulden keine KreditE keine Förderungen keine firmenbeteiligungen etc.

    aber endlich mal auf Augenhöhe verhandeln und die Erkenntnisse der Politikwissenschaft umsetzen:
    in labilen Staaten keine Marktwirtschaft erzwingen und - wie oben erwähnt - in den stabilen auf jeden Fall ehrlich und transparent vorgehen sowie im großen Konzept schuldenschnitte planen.

    nicht zuletzt sollte sich "die erste Welt", der Westen - die EU über ihre eigene Rolle und eigenen Ziele klar werden und einigen:
    ... und nicht die Wirtschaft ihre Afrikapolitik dominieren lassen.

    1. Jürgen Klute
      Jürgen Klute · vor einem Jahr

      Ja, ich denke, in dem Sinne, wie du es hier beschreibst, ist das "in ruhe lassen" auch gemeint. Ein Abriegeln wäre zum einen kaum möglich und zum anderen auch hilfreich und sinnvoll. Es geht darum, so habe ich den Experten verstanden, Wirtschaftsbeziehungen nicht ausschließlich an den EU-Interessen zu orientieren, sondern den afrikanischen Ländern zunächst einmal zuzugestehen, dass ihre Wirtschaft die Bedarfe der eigenen Bevölkerung deckt und nicht primär die der EU. In der Praxis ist das sicher nicht einfach, immer die richtige Balance zu finden. Aber sowie es derzeit oft läuft, geht es auf Dauer nicht.

Bleib immer informiert! Hier gibt's den Kanal Volk und Wirtschaft als Newsletter.

Abonnieren

Deine Hörempfehlungen
direkt aufs Handy!

Einfach die Hörempfehlungen unserer KuratorInnen als Feed in deinem Podcatcher abonnieren. Fertig ist das Ohrenglück!

Öffne deinen Podcast Feed in AntennaPod:

Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.

Öffne deinen Podcast Feed in Apple Podcasts:

Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.

Öffne deinen Podcast Feed in Downcast:

Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.

Öffne deinen Podcast Feed in Instacast:

Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.

Öffne deinen Podcast Feed in Apple Podcasts:

Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.

Öffne deinen Podcast Feed in Podgrasp:

Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.

Bitte kopiere die URL und füge sie in deine
Podcast- oder RSS-APP ein.

Wenn du fertig bist,
kannst du das Fenster schließen.

Link wurde in die Zwischenablage kopiert.

Öffne deinen Podcast Feed in gpodder.net:

Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.

Öffne deinen Podcast Feed in Pocket Casts:

Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.