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Technologie und Gesellschaft

KI-Schauspieler aus dem Jenseits

René Walter
Grafik-Designer, Blogger, Memetiker | goodinternet.substack.com

Irgendwas mit Medien seit 1996, Typograph, Grafiker, Blogger. Ask me anything.

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René WalterMittwoch, 26.07.2023

Vor rund einem Jahr stellte ich im piq "Gespräche mit mimetischen AI-Modellen von Verstorbenen" eine Reihe von Technologien und erste Services von Start-ups vor, die im Zusammenspiel heute bereits Gespräche mit mimetischen KI-Modellen von Verstorbenen ermöglichen. 

Doch die Auferstehung der Toten dank KI-Technologien macht nicht halt bei Chatbots: S. J. Velasquez schreibt auf BBC Future in einem langen Artikel über die genauso faszinierende wie irritierende Aussicht auf die Zombifizierung längst verstorbener Filmstars und interessante Details wie die Verwertungsrechte von verstorbenen Schauspielern an ihrem eigenen Bild in zukünftigen Filmproduktionen. Die AI-Revolution ist auch einer der Gründe für den anhaltenden Streik von Schauspielern und Drehbuchautoren in Hollywood.

Der Artikel beleuchtet die rechtliche Seite des Dilemmas recht ausführlich: So haben Verstorbene auch in den USA gewisse Rechte an ihrem Abbild, verwaltet durch die Nachkommen, aber auch wenn dort lokale rechtliche Beschränkungen, etwa in New York, für die Nutzung des Aussehens Verstorbener existieren, so ist deren Durchsetzung nicht gewährleistet. Für den privaten Gebrauch kann zum Beispiel jeder ein paar Bilder von Marylin Monroe in eine KI-Software seiner Wahl hochladen und damit alle nur erdenklichen Videos und Bilder erstellen, schon bald in professioneller Qualität, und solange man sie nicht veröffentlicht, ist eine Strafverfolgung selbst bei einem Verbot eher aussichtslos.

Mich überrascht, dass der Artikel das meines Erachtens drängendste Problem völlig unerwähnt lässt und nur am Rande im Kontext des Arbeitsmarkts anschneidet: 

[Travis] Cloyd [, CEO von WXR, einer Agentur, die die Rechte für digitale Klone etwa von James Dean, Malcolm X, Betty Page oder Rosa Parks verwaltet,] erkennt das Potenzial für sinkenden Bedarf an Schauspielern an, bietet jedoch eine "Glas halbvoll" Perspektive in Bezug auf den Einsatz verstorbener Schauspieler. "Letztendlich entstehen dadurch viele Arbeitsplätze", sagt er mit Blick auf die anderen technischen und filmindustriellen Jobs, die diese Technologie generieren könnte.

Der "sinkende Bedarf an Schauspielern" ist Neusprech für eine schrumpfende Kultur im Regress, es geht hier um nicht weniger als sinkenden Bedarf an Kunst, und wir müssen uns als Gesellschaft die Frage stellen, ob wir in einer Welt leben wollen, in der immer dieselben hundert Schauspieler in alle Ewigkeit in immer gleichen Filmen zu sehen sind. Dasselbe gilt natürlich gleichermaßen für Literatur und Musik und alle kulturellen Ausdrücke, mit Ausnahme vielleicht von Ausdruckstanz – sofern man etwa diese Compilation lustiger Robot-Fails nicht dazuzählen möchte.

Einen oberflächlich betrachtet funktionierenden Ausweg könnte freilich die sich bereits abzeichnenden Gegenbewegungen darstellen: Eine digital-synthetische Kultur im Stillstand erzeugt eine Gegenbewegung in Form limitierter, unkopierbarer, einzigartiger und handgemachter Kunst und Kultur. Der Film Memoria mit Tilda Swinton zeigt hier in eine mögliche Zukunft: Der experimentelle Arthouse-Film sollte eigentlich nie auf Streamingdiensten gezeigt oder als Home-Release veröffentlicht werden, was offensichtlich nur so mittel geklappt hat.

Nichts gegen Tilda Swinton, aber auch wenn solche elitären Kulturprodukte ein Weg sind, sich von der digital-synthetischen AI-Zukunft abzusetzen, so zeigen sie doch auch eine Zukunft, in der herausfordernde Kunst einem elitären Zirkel vorbehalten bleibt und in der die Massen mit billigen, synthetisch erzeugten AI-Marvel-Filmen zugeschüttet werden: "Avengers v6.22beta streaming on your Apple Vision now, customized to your identitarian liking by reading your brainwaves in realtime. Enjoy." 

Währenddessen gönnen sich reiche Eliten handgemachtes Newschool-Theater von echten und handverlesenen Schauspielern, die selbstverständlich genau diese gesellschaftliche Situation harsch kritisieren, damit man nachts mit ruhigem Gewissen einschlafen kann. 

Gute Nacht, Kino.

KI-Schauspieler aus dem Jenseits

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