Alle reden von Big Brother, von der totalen Überwachung. Der National Geographic hat Reporter Robert Draper auf eine lange Big-Brother-Recherche geschickt. Zu den Männern in London, auf deren Bildschirmen die Bilder der Tausenden Überwachungskameras der Stadt flimmern. Zu einer Satelliten-Firma, die die gesamte Oberfläche der Welt im Blick hat, von Massakern an Rohingya bis zu Menschen, die einen Pool in ihrem Garten bauen, ohne es ihrer Versicherung zu sagen. Zu Krankenhauspersonal, das Bodycams trägt. Und zur immer besser werdenden Technik der Gesichtserkennung.

Jenseits von Techno-Panik untersucht der lange, aber lohnenswerte deep dive eine Bestandsaufnahme: Wie sieht unsere überwachte Welt heute aus? Wer überwacht eigentlich wen? Und welche Fragen müssen wir beantworten, damit die Dystopien nicht eintreten?

Und Draper reflektiert über sich selbst, und was es heißt, ständig gefilmt zu werden – und was es mit uns macht, uns selbst ständig zu filmen und zu fotografieren. Dazu ein dramatisches, aber schönes Zitat der Autorin Chloe Combi:

"One of the signs of true wealth and power may end up being that privacy will become a commodity only for those who have the serious money to buy it. For everybody else, all the world really will be a stage, with all the people on it self-consciously playing their role."

Der Text ist zudem in NG-Manier gespickt mit faszinierenden Fotos von Waldbrand-Löschaktionen, kenianischen Rangern auf der Jagd nach Elefanten-Wilderern und einem Haufen sehr schöner Erklär-Grafiken. Und als Bonus erfährt der Leser, wie Scanner am Hafen von außen erkennen, ob ein Container Salz oder Kokain geladen hat.