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Pop und Kultur

Noch ein Führer: Bhagwan und die Deutschen

Fabian Peltsch
Musikjournalist

Fabian Peltsch lebt und arbeitet in Peking und Berlin und schreibt regelmäßig für Rolling Stone, Musikexpress, Mint, China Table, RADII, Fluter und die Berliner Morgenpost. Er interessiert sich vor allem für globale Popkultur-Perspektiven jenseits von World-Music-Klischees.

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Fabian PeltschMittwoch, 17.02.2021

Vor zwei Jahren erzählte die Netflix-Serie "Wild Wild Country" noch einmal die atemberaubende Geschichte der Sannyasin-Bewegung um den indischen Mystiker Bhagwan, die ab Ende der Siebziger einen weltweiten Spiritualitäts-Boom auslöste. Die US-Doku konzentrierte sich dabei vor allem auf die Ereignisse im amerikanischen Oregon, wo in einer riesigen Modell-Kommune eine neue, freie Gesellschaftsordnung entstehen sollte – ein riesiges Menschen-Experiment, das schließlich in einer absurden Spirale aus Machtmissbrauch, Kriminalität, Ausbeutung und faschistischen Überwachungstendenzen gipfelte. 

Dass Bhagwan, oder "Osho", wie er später genannt wurde, gerade in Deutschland viele Anhänger hatte, sorgte von Anfang an für Aufruhr und innere Konflikte, nicht zuletzt in der linken Szene, aus der viele Osho-Anhänger kamen: Wie konnten sich Menschen aus einem Land, das sich noch immer in der Aufarbeitung des Hitler-Faschismus befand, so schnell und umfassend an eine neue Führerfigur binden?

Die neue ARD-Doku "Bhagwan – Die Deutschen und der Guru“ geht unter anderem dieser Frage nach. Zu Wort kommen viele ehemalige Sannyasins, die dem Mystiker einst um die ganze Welt folgten oder zu Hause in Deutschland das Leben in Kommunen organisierten. In der zweiten Hälfte der Doku erinnern sich die Kinder der Sannyasins an ihre Zeit im Ashram. Die vielen Archiv-Aufnahmen sind faszinierend, man kann als Spätgeborener kaum glauben, dass sich das alles wirklich so zugetragen hat. Das riesige Sannyasin-Festival im November 1981 im ICC in Berlin etwa oder die taghell ausgeleuchteten "Osho-Diskos", die in den 80er-Jahren in mehreren deutschen Städten eröffneten, zeigen eine einzigartige, positive Aufbruchstimmung. Andere Aspekte des Ashram-Alltags sorgen immer noch für Befremdung und Magenschmerzen, etwa wenn man Zeuge wird, wie brüllende, nackte Erwachsene im Zuge einer "dynamischen Therapie" wie von Sinnen aufeinander einprügeln. Auch die sogenannte "Peace Force", eine rot gekleidete Ashram-Polizei mit verspiegelten Sonnenbrillen und Maschinenpistole im Anschlag hätte man in einer Esoterik-Persiflage als überspitzt empfunden. Ist aber wirklich so passiert. 


Im Gegensatz zum skandalhungrigen Ansatz von "Wild Wild Country" versucht der Film von Jobst Knigge zu verstehen, was die Menschen so fasziniert hat an den Lehren des ehemaligen Philosophie-Professors Rajneesh Chandra Mohan, wie Bhagwan bürgerlich hieß. Viele sprechen von einer geradezu überirdischen Liebe, die der Guru ausstrahlte, ein Charisma, das sich ähnlich wie bei anderen Führerfiguren der Geschichte in Video-Aufnahmen offenbar nicht einfangen lässt. 

Am Ende bleibt ein ambivalentes Bild. Viele wollen die Erfahrungen, die sie gemacht haben, nicht missen und denken noch heute in Liebe an Osho und die Zeit im Ashram zurück. Gleichzeitig schütteln sie den Kopf darüber, wie sie nicht sehen konnten, dass eine schöne Idee korrumpiert wurde und sie nicht eingriffen, als die Suche nach Selbstbestimmung in Mitläufertum ausartete. 

Zum Weiterlesen empfehle ich das Interview-Buch "Vom Mut den eigenen Weg zu finden" von Kirsten Pape, die mehrere ehemalige deutsche Sannyasins sehr detailliert zu ihrem Lebensweg vor und nach Osho befragt hat. Einen leichteren Zugang fand 2011 die deutsche Komödie "Sommer in Orange" von Marcus Rosenmüller ("Wer früher stirbt ist länger tot") über eine Bhagwan-Kommune im bayerischen Örtchen Schäftlarn. 






Noch ein Führer: Bhagwan und die Deutschen

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