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Medien und Gesellschaft

„Wie populistische Politiker uns verarschen“

Lutz Müller
Diplomökonom

Geboren 1956. Längste Schulzeit in Döbeln/Sachsen. Statistikstudium in Odessa. Tätigkeiten für verschiedene statistische Institutionen im In- und Ausland, Schwerpunkt Wirtschaftsstatistik und Beratung im Transformationsprozess. Un-Ruhestand in Berlin.
Kontakt: odessa.ua@sonnenkinder.org

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Lutz MüllerDienstag, 20.02.2024

MaiThink X – Die Show wird für ZDFneo produziert und verspricht eigenen Angaben zufolge „Beste Unterhaltung für Fans des kritischen Denkens“.

Die Chemikerin, Wissenschaftsjournalistin und Autorin Mai Thi Nguyen-Kim moderiert die halbstündigen Sendungen, die spannenden Themen verschiedener Wissensgebiete gewidmet sind – faktenbasiert, jedoch nicht ohne Emotionen.

Mai Thi wurde auf Piqd u.a. durch das von Simon Hurtz empfohlene ZEIT-Interview bekannt gemacht.

Ihre aktuelle Show „Wie populistische Politiker uns verarschen“ (verfügbar bis 24.02.2029) ist als Hauptbeitrag unten verlinkt. Darin geht es – entgegen dem schwerpunktmäßig naturwissenschaftlichen Bezug der Reihe – um Politik. Aber nicht ohne Wissenschaft, an der es, wie Mai Thi zu Beginn erklärt, in der Politik mangelt – dort haben wir ...

zu wenig Wissenschaftlichkeit, Sachlichkeit, Differenzierung – stattdessen Vereinfachen, Verdrehen, Emotionalisieren und im schlimmsten Fall Hetzen.

Mai Thi sagt, sie holt den Diskurs zurück. Populismus wird aus wissenschaftlicher Perspektive beleuchtet. Die Top fünf der rhetorischen Tricks werden entlarvt und mit Beispielen aus Politik und Alltag sowie Sketchen unterlegt:

# 1    Die schweigende Mehrheit

# 2    Das schwarze Dilemma

# 3    Das Ad-hominem-Argument

# 4    Der Strohmann

# 5    Motte & Bailey

Was sich dahinter verbirgt, lässt sich nach der Sendung auf der dort verlinkten Seite populismus.online nachlesen. 

Besonders gefährlich wird es, wenn „Wir gegen Die“-Rhetorik gegen Minderheiten oder demokratisch gewählte Regierungen eingesetzt wird.

Wir haben uns für diese Sendung unzählige Bundestagsreden angeschaut und uns gefragt:
Verteilt sich der Populismus auf alle Parteien gleich? Wir haben wirklich versucht, aus allen politischen Richtungen gleich viele Beispiele zu finden. Aber hat es geklappt?
Spoiler: Nein.
Und wir haben uns gefragt: Ist Populismus mit bestimmten Ideologien gefährlicher als mit anderen?
Spoiler: Ja.

Extremistische Positionen dürfen nicht geduldet werden. Obwohl es Beispiele für Linksextremismus ebenfalls gibt, ist in Deutschland wie in anderen Ländern Europas eine starke Tendenz zum Rechtsextremismus zu verzeichnen. Und populistische Rhetorik tritt viel häufiger von rechts auf, als aus allen anderen politischen Richtungen. Niemand ist vor ihr gefeit, wenn persönliche Anschauungen denen der Populisten nahestehen.

Paula Diehl, Professorin für Politische Theorie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, kommt zweimal kurz zu Wort. Sie ist auch Direktorin des Internationalen Netzwerks für Populismusforschung.
Hier findet sich das vollständige 20minütige Interview zu Populismus in Politik und Medien.

Im Vorfeld der Sendung hatte Mai Thi Nguyen-Kim auf ihrem alten Webkanal ein Video gepostet, das als Ankündigung aufgefasst wurde, sie beabsichtige in die Politik zu gehen. Das hatte sie aber nie vor. Unter Verwendung rhetorischer Tricks und einer gewissen Portion Populismus hatte sie zeigen wollen, wie Fake News entstehen und wirken. In der Show entschuldigt sie sich bei ihren Followern, erntet auch Kritik: Die Berliner Zeitung kommentiert das als vermeintliche Marketing-Aktion und schreibt:

Ob das ihrer Reputation als ernst zu nehmende Wissenschaftskommunikatorin zuträglich ist? Wohl eher nicht.

Diese Vorgeschichte erfuhr ich erst in der Live-Sendung Sonntagabend.

Mein Gesamteindruck:

Anregend, vielleicht auch für persönliche Argumentation und Kommunikation.
Kann ein solches Format einem breiteren Publikum helfen, resistent gegen Populismus zu werden?
Anstelle wertvolle Energie für die Auseinandersetzung mit Fake News und Propaganda aufzuwenden?

Was meint ihr? 

„Wie populistische Politiker uns verarschen“

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Kommentare 11
  1. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor 2 Monaten

    Ich fand die Sendung als ein etwas populistisches Stück über Populismus. Sie bestätigt mir - den eigenen Populismus sieht man meist nicht.

    1. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor 2 Monaten

      Das verstehe ich einerseits, finde es aber schon etwas ungerecht. Auch wenn sie einseitig belegt, ist sie doch sehr klar in der Schilderung der Methodik. Was genau fandest du populistisch?

    2. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 2 Monaten · bearbeitet vor 2 Monaten

      @Marcus von Jordan Ich habe das nur einmal gesehen. Für eine Detailkritik brauchte ich bei Video mehr Zeit. Die Darstellung der rethorischen Tricks ist erst mal erhellend. Aber nicht hinreichend für den ganzen Populismus. Der ist in der Politik sicher nie ganz zu vermeiden. Man muß sicher vereinfachen und zuspitzen. Aber dabei fair bleiben.

      Die „Wir gegen Die“-Rhetorik ist glaube ich in der Politik (und im Alltag?) gar nicht zu vermeiden. Demokratie ist der Kampf um Mehrheiten. Wir mit unseren Vorstellungen gegen die mit anderen Konzepten. Das ist völlig unabhängig davon ob das „Wir" eine Mehrheit ist oder nicht. Genau so gilt, Mehrheit ist nicht gleich Wahrheit/Richtigkeit/Gut. Auch so ein Dilemma, das man offenlegen müßte.

      Ich fand es in der Tat einseitig belegt. Auch das ist ja ein Zeichen für Populismus. Man sucht sich nur Experten, die die eigenen Ansichten bestätigen. Sie orientiert m.E. zu sehr auf ihre plakativen rethorischen Tricks. Bei denen man Populismus auf den ersten Blick erkennen kann. Aber auch da erkennt man nur das als Falsch oder Richtig, was man selbst als Falsch oder Richtig akzeptiert, was in die eigenenen Schubladen passt. Und das dann noch im schematischen Rahmen von Gut und Böse, Rechts und Links. Genau daher kommen ja die wechselseitigen Beschuldigungen der Parteien. Viola, man hört sich viele Bundestagsreden an. Und findet - oh Wunder - auf der einen Seite mehr als auf der anderen.

      Langfristig viel gefährlicher sind doch die einfachen ideologischen Narrative in den Schubladen, die als bewiesen geltenden Annahmen, die populistisch die eigene Gruppe bedienen, die eigene Blase abdecken. Der größte Populismus könnte dabei m.E. der Kampf gegen Rechts sein. Eine einfache, unbezweifelte Einteilung der Welt in Gut und Böse, in Rechts und Links. Als ob es dazwischen und gemischt nichts gäbe. Als ob es zwischen Rechts und Rechtsradilal (oder zw. Links und Linksradikal) eine mechanische Kopplung geben würde. Wenn man den Islamismus mit Islam gleichsetzt, dann nennt man das Islamophobie. Was ist es, wenn man Rechts mit den Radikalinskies in einen Topf wirft. Rechts-Phobie?

      Das ist das eigentliche Dilemma in der politischen Kommunikation. Keiner hat die sichere Lösung. Auch der Gegner könnte einen richtigen Punkt haben. Und ideale Lösungen ohne Nebenwirkungen kann es nicht geben. Moralisch gut gemeint ist nicht gleich gut gemachte Realität. Dieses Grunddillemma legt die Sendung auch nicht offen. Kann man vielleicht auch nicht von der Satire erwarten. Aber etwas mehr Skepsis schon.

    3. Lutz Müller
      Lutz Müller · vor 2 Monaten · bearbeitet vor 2 Monaten

      @Thomas Wahl Die Show bietet keine Lösungen; wird am Ende ausdrücklich gesagt. Aber Orientierungen für jeden Einzelnen, nicht auf Fakes und Populismus hereinzufallen, vielleicht auch eigene Positionen kritisch zu hinterfragen. Es bleibt beim Erkennen rhetorischer Tricks, ohne dass eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der populistischen Rhetorik stattfindet. Hätte auch das Format gesprengt.

      Das Zitat aus der Sendung, dass Populismus mit bestimmten Ideologien gefährlicher ist als mit anderen, sagt noch gar nicht, dass Rechts oder rechter Populismus grundsätzlich extremistisch sind. Leider erfahren wir nicht, wie genau die Recherchen in den Bundestagsreden erfolgten und sich die identifizierten Populismus-Fälle auf Links-Rechts verteilen. Wenn Du jedoch ernsthaftes Bemühen um ausgleichendes Herangehen bezweifelst und Schubladen-Denken unterstellst, müsstest Du schon konkreter werden. Sahra Wagenknecht bspw. kommt mit einer rechtspopulistischen, anti-grünen, und einer linkspopulistischen Äußerung, bezogen auf die Unterstützung der Ukraine, herüber.

      Die vorangestellte Aktion baute auf populistischer Rhetorik auf:
      „Mai Thi Nguyen-Kim kritisiert, dass solider wissenschaftlicher Konsens auch von der aktuellen Politik immer wieder infrage gestellt würde. ... Ihr Fazit: ‚Wenn du willst, dass es gut wird, musst du es halt selbst machen.‘ " https://www.sueddeutsc...
      Es war ein Feldversuch, mit Kampfansage, auch Aufforderung zum Handeln, wenn du willst. Keine empirische Sozialforschung im geschlossenen Raum. Über die Legitimität kann man streiten, jedenfalls kam auf diese Weise die Tragweite heraus, wie Fake News entstehen, viral gehen und es selbst in Qualitätsmedien schaffen können.

    4. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 2 Monaten · bearbeitet vor 2 Monaten

      @Lutz Müller Ja, ja, es gibt wesentlich schlimmere Sendungen ; - )
      In sofern - ok. Und wie Du selbst sagst, die Komplexität ist das eigentliche Problem. An den behaupteten wissenschaftlichen Konsens bezüglich der konkreten Problemlösung glaube ich auch nicht wirklich. Konsens gibt es bei sehr allgemeinen Tendenzen - es wird wärmer und das CO2 der Menschen ist die Ursache. Wie man aber unter sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Risiken einen optimalen Weg findet, da ist kein wiss. Konsens zu erwarten. Meistens ist man sich über die konkreten vielschichtigen und multidisziplinären Lösungen unter den Wissenschaften eben nicht einig. Das heißt, da muß Politik Randbedingungen definieren und Entscheidungen unter unsicheren Bedingungen bei unsicherem Wissen treffen. Und das bei einem Mündigkeitsniveau der Bürger, auf das ich auch wenig Hoffnung setze.

      Aber etwas öfter könnte die Politik schon auf Wissenschaft hören. Dann hätten wir heute noch unsere AKW, das technologisch Know How und wären bei der Stromerzeugung CO2-frei. Unter Einsparung von viel Geld. Zumindest sollte die Politik nur Schritte tun, die sie bei Mißerfolg auch korrigieren kann. Also Skepsis gegen eigene Patentlösungen. Denn oft merkt man erst hinterher, dass es ein Fake war.

  2. Marcus von Jordan
    Marcus von Jordan · vor 2 Monaten

    Das ist natürlich großartig.
    Gut und ziemlich vollständig zusammengefasst würde ich sagen.
    Was die rechtsextrem Besetzten daraus machen, ist aber auch klar - ist halt öffentlich-rechtliche, linksgrün-versiffte Propaganda. Aber immerhin, auf die mitterechts-Bubble mag das schon wirken, so wie die Demos auch. Und ihre Populismusfalle ist natürlich das Highlight finde ich - kann ja jeder selber entscheiden, aus welcher politischen Richtung er sich am meisten "populistisch bedrängt" fühlt. Hauptsache er/sie versteht, wie das funktioniert und schützt sich.
    Für mich ist allerdings auch klar, dass das allein nichts helfen wird. Ich glaube nicht an ein Mündigkeitsniveau in meiner Gesellschaft, das die Demokratie erhält, auch wenn die operativen Demokraten (Politik) versagen. Will sagen - jetzt dynamischere, klarere, effektivere, solidarischere Politik aus der Mitte oder wir gehören der rechtsextremen Katz.

    1. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor 2 Monaten

      eine Sache noch - sie sagt, dass es rechts viel mehr Beispiele gibt, als links für diese populistischen Methoden. Aus Gründen wäre es sehr smart gewesen, aber mindestens ein paar Beispiele links zu wählen.

    2. Gabriele Feile
      Gabriele Feile · vor 2 Monaten

      @Marcus von Jordan Ja, darauf habe ich auch gewartet. Sie begründete das mit "False Bias", aber ein Beispiel wäre gut gewesen. Von Lauterbach oder so ;-)

    3. Lutz Müller
      Lutz Müller · vor 2 Monaten

      @Gabriele Feile Habe nochmal reingeschaut: Sahra Wagenknecht kommt mit einer linkspopulistischen Äußerung zu Wort: Die Ukraine muss mit Diplomatie unterstützt werden, nicht mit Waffen. Und ein zweites Mal mit rechtspopulistischer Rhetorik, vernichtend gegen die Grünen gerichtet.

      Ob es repräsentativ ist? - S.a. meine Antwort auf Thomas Wahls Kommentar.

    4. Gabriele Feile
      Gabriele Feile · vor 2 Monaten
    5. Lutz Müller
      Lutz Müller · vor 2 Monaten

      Ich stimme Dir weitgehend zu. Allerdings hadere ich mit dem Begriff linksgrün-versiffter Propaganda, ist mir zu pauschalierend. Wie viele Beispiele für die Show unter Wahrung der Proportionalität hereingekommen wären, ist fraglich. Sahra Wagenknecht bekam einen Platz - was sie dort sagte, kommt es von links oder eher rechts?

      In der praktischen Politik vor Ort in meiner Stadt sehe ich, dass bspw. grüne Initiativen wie „Berlin autofrei“ noch links überholt werden. Verkehrsteilnehmer und Anlieger werden gegeneinander ausgespielt. Radler gegen Autofahrerinnen: mit Brachialgewalt, ohne Bürgerbeteiligung werden durch Bezirksämter Fahrradstraßen, teilweise mit Halteverbot in ganzen Straßenzügen, eingerichtet. Oder das Hickhack um die Fußgängerzone in der Friedrichstraße, die nach kurzer Zeit aufgrund eines Gerichtsbeschlusses rückabgewickelt werden musste. Dabei hält die ehemalige Verkehrssenatorin der Grünen die Idee einer autofreien Innenstadt für unrealistisch: https://taz.de/Autofre...

      Für die E-Mobilitätswende tut sich in der Großstadt kaum etwas. Ladestationen sind rar und meistens besetzt. Kaum Hoffnung, wir sehen endlose Baustellen im wörtlichen und übertragenen Sinne.
      Weshalb wohl schaffen sich viele noch immer neue Verbrenner an?

      Die Probleme liegen tiefer. In der Komplexität, auch in inkonsistenter Politik und im Lobbyismus. Rechtspopulisten schlachten das alles genüsslich aus.

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