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Medien und Gesellschaft

Wie ein Journalist seine Mutter an QAnon verlor

Bernd Oswald
Autor, Trainer und Trendscout für digitalen Journalismus

Digital Resident aus Leidenschaft. Aber ohne dabei betriebsblind zu sein. Seit 2000 bewege ich mich als Journalist und als Trainer an den digitalen Schnittpunkten von Politik, Medien und Gesellschaft. Nützliche Links habe ich schon immer gerne geteilt.

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Bernd OswaldMontag, 15.03.2021

Die 2017 in den USA entstandene Verschwörungsbewegung QAnon verbreitet sehr krude Erzählungen, die man gar nicht zu oft wiederholen sollte. Um den Text, den ich gleich empfehle, besser einordnen zu können, sei nur kurz auf das Kern-Narrativ verwiesen. "Q" gibt vor, ein hochrangiger US-amerikanischer Geheimdienstagent zu sein, der natürlich geheim bleiben muss. (Deswegen QAnon). Dieser Q propagiert die Existenz eines "deep state". In diesem "tiefen Staat" gibt es eine angebliche "Schattenregierung" aus nicht gewählten, prominenten und wohlhabenden Personen, die die Politik der USA oder sogar der ganzen Welt steuern. Donald Trump, der frühere US-Präsident, habe dem "deep state" den Kampf angesagt – weswegen er für die Anhänger von QAnon ein Held war bzw. ist. QAnon-Sympathisanten gibt es auch in Deutschland, sie waren unter anderem immer wieder auf Corona-Demos zu sehen. Auch unter der Meute, die im Januar das US-Kapitol in Washington stürmte, waren QAnon-Anhänger vertreten. Nach den "gewalttätigen Ereignissen in Washington" löschte Twitter mehr als 70.000 Accounts, die "QAnon"-nahe Inhalte im großen Umfang geteilt hätten. Facebook und YouTube waren schon früher gegen mit QAnon sympathisierende Accounts vorgegangen.

Nicht nur in Washington demonstrierten am 6. Januar Trump-Anhänger gegen die angeblich manipulierte US-Präsidentschaftswahl, sondern auch vor den Parlamenten einiger US-Bundesstaaten, zum Beispiel im kalifornischen Sacramento. Darunter war auch die Mutter von Albert Samaha, eines Journalisten der amerikanischen Medienplattform Buzzfeed. Dort schildert er in einem sehr persönlichen Erfahrungsgericht, wie er seine Mutter an QAnon verloren hat. Eines vorweg: Der Artikel ist außergewöhnlich lang und detailliert, für die Lektüre sollte man eine halbe Stunde einplanen. Es lohnt sich aber.

Samaha schildert anschaulich, wie aus seiner von den Philippinen stammenden, anfangs unpolitischen Mutter nach und nach eine überzeugte QAnon-Anhängerin wurde. Eine große Rolle spielte dabei ihr Glaube: Samahas Mutter (ihren Namen nennt er zu ihrem Schutz nicht) ist streng gläubige Katholikin und überzeugte Abtreibungsgegnerin. 2008 sprach sie sich noch für Barack Obama aus, als sie jedoch erfuhr, dass im Rahmen seiner Gesundheitsreform auch Abtreibungen finanziert werden sollten, kehrte sich die anfängliche Zustimmung in radikale Ablehnung um. Nicht nur Obamas, sondern auch der "liberalen Medien". Die Frau wandte sich Medien zu, die Verschwörungserzählungen verbreiten und zählte zu den ersten Anhängerinnen der QAnon-Bewegung. Sie machte sich die "deep-state"-Erzählung zu eigen und begann in Donald Trump, der ihrer Meinung nach gegen das dahinter stehende Netzwerk von Satanisten kämpfte, einen Erlöser zu sehen.

Was diesen Artikel von vielen anderen QAnon-Artikeln unterscheidet, ist der persönliche Bezug. Albert Samaha schildert an vielen Stellen, wie er versuchte, seine Mutter vom QAnon-Irrglauben abzubringen. Faktenbasierte Dialoge fruchteten nicht, also versuchte es der Journalist, indem er sich auf die höchste Instanz der katholischen Kirche, den Papst, berief:

Didn’t she hear Pope Francis say that a person who builds walls “is not a Christian” and that an immigration policy that endangers families could not be called “pro-life”?

“Honestly, Im sorry, even if he is the pope, Im iffy about him,” she texted me. “I believe he is part of the deep church. The church & Vatican has been infiltrated too!”

Keiner dieser Versuche fruchtete. Im Gegenteil: Auch nach der Abwahl Trumps ist Samahas Mutter fest in der Welt der Verschwörungstheorien verankert. So fest, dass sich ihr Sohn damit abgefunden hat. Immerhin hat seine Mutter nicht den Kontakt zu ihm abgebrochen. Nun unterhält er sich mit ihr über unpolitische Themen wie Kochrezepte, Filmempfehlungen und Familientratsch.

Ich schließe mich dem Urteil von Daniel Drepper, Chefredakteur von Buzzfeed Deutschland an: Albert Samaha hat "einen extrem persönlichen, berührenden Text darüber geschrieben. Das vielleicht beste und schlimmste zugleich, was ich bisher zum Irrglauben QAnon gelesen habe."

Wie ein Journalist seine Mutter an QAnon verlor

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