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Digital Resident aus Leidenschaft. Aber ohne dabei betriebsblind zu sein. Seit 2000 bewege ich ich mich an den digitalen Schnittpunkten von Politik, Medien und Gesellschaft: erst als Politik-Redakteur und Ressortleiter bei sueddeutsche.de, seit 2009 selbständig als Autor, Trainer und Berater für digitalen Journalismus. Nützliche Links habe ich schon immer gerne geteilt.
ORF-Moderator Armin Wolf ist einer der Journalisten mit der größten Followerschaft auf Twitter und Facebook und weit über Österreichs Grenzen hinaus bekannt. Um so erstaunlicher ist sein jüngster Move: Wolf war von einer Reportage der New York Times über drei Frauen aus der vom „Islamischen Staat“ beherrschten Stadt Raqqa in Syrien dermaßen beeindruckt, dass er eine ihm angebotene deutsche Übersetzung postete - offenbar ohne jegliche Bedenken, damit eine Urheberrechtsverletzung zu begehen. Auf Kritik an diesem Vorgehen reagierte er sehr dünnhäutig. Fiete Stegers und Andrej Reisin geben auf onlinejournalismus.de eine Nachhilfestunde in Sachen Urheberrecht und zeigen auf, wie und warum sich (prominente) Journalisten im Zweifelsfall einen Dreck darum scheren.
inzwischen hat Wolf den Facebook-Post mit der kritisierten Übersetzung gelöscht - ohne sich zu den Gründen zu äußern.
Oha, das ist aber recht streng.
So richtig das alles ist - können wir uns darauf einigen, bei unautorisierten Übersetzungen nicht von "klauen" zu sprechen?
Zugegeben: Ich bin diesen Kampf um die sprachliche Deutungshoheit beim Urheberrecht ("Diebstahl" und "Raubkopierer" vs. "Content-Mafia") leid. Aber in dem Fall finde ich den Begriff wirklich nicht gerechtfertigt. Ja, Armin Wolf hat einen Fehler gemacht. Ja, seine Reaktion war dünnhäutig und nach außen hin nicht nachvollziehbar (wobei es, den Twitter-Dialogen nach zu schließen, zuvor Mailwechsel gab, die Wolf als Reaktion für sein Verhalten angibt). Nein, er hat der New York Times oder der Autorin den Text nicht geklaut.