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Klima und Wandel

Studie: Wirtschaftswachstum widerspricht Klimaschutz

Nick Reimer
diplomierter Energie- und Umweltverfahrenstechniker, Wirtschaftsjournalist und Bücherschreiber
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Nick ReimerMittwoch, 06.09.2023

Kein Land mit hohem Einkommen hat das erreicht, was man zu Recht als "grünes Wachstum" bezeichnen könnte – ein Wirtschaftswachstum, das mit Emissionsreduzierungen im Einklang mit dem Pariser Abkommen einhergeht. Das ist Ergebnis einer Studie, die im Fachjournal "The Lancet Planetary Health" veröffentlicht wurde. Darin verglichen die Autoren Jefim Vogel (University of Leeds) und Jason Hickel (Universität Barcelona) die im Pariser Klimaabkommen vereinbarten Reduktionsziele von 36 Industriestaaten mit ihren tatsächlichen Emissionen. Nur elf von ihnen schafften im Untersuchungszeitraum 2013 bis 2019 eine Entkoppelung von Wirtschaftswachstum und den Treibhausgasemissionen: Australien, Belgien, Kanada, Dänemark, Frankreich, Deutschland, Luxemburg, die Niederlande, Schweden, das Vereinigte Königreich und Österreich.

"Nichts an dem wirtschaftlichen Wachstum dieser Länder ist grün", so Hauptautor Vogel. Die Diskrepanzen zwischen den Klimazielen und den derzeitigen Trends sind enorm: Im Schnitt würde es laut Studie noch rund 220 Jahre dauern, bis die Emissionen dieser Staaten um jene 95 Prozent reduziert werden, die im Pariser Klimaabkommen bis 2050 beschlossen sind. Auf dem Weg dahin würden die Staaten 27-mal so viel emittieren, wie im Pariser Abkommen vereinbart. Durchschnittlich wäre eine Entkopplung notwendig, die zehnmal so hoch ist wie jetzt – erst eine solche könnte als "grün" bezeichnet werden.

Die Autoren stellen die wiederholten Behauptungen von Medien und Politikern infrage, dass das Wirtschaftswachstum in Ländern mit hohem Einkommen "grün" gemacht werden kann, und widerlegen Behauptungen, dass "grünes Wachstum" bereits stattfindet.

Passend zu der Studie ist eine Analyse des NewClimate Institute, das den Climate Action Tracker betreibt: Demnach ist die aktuelle Klimaschutzpolitik der Bundesregierung insgesamt "ungenügend". Niklas Höhne vom NewClimate Institute:

"Die Koalition müsste angesichts der nahenden Klimakatastrophe an einem Strang ziehen, wissenschaftlichen Erkenntnissen folgen und in den Notfallmodus schalten, anstatt sich in Parteipolitik zu verfangen."

Studie: Wirtschaftswachstum widerspricht Klimaschutz

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Kommentare 6
  1. Lutz Müller
    Lutz Müller · vor 8 Monaten

    Die Tendenzen sind alarmierend. Ergänzend einige Gedanken:

    Besonders aufschlussreich (und untermauernd für die Schlussfolgerungen aus der Studie) ist die CO2-Akkumulation in der Atmosphäre. Das Global Carbon Project 2021 zeigt in einer Grafik, dass in der letzten Dekade die Kurve noch steiler verlief als in den 50 Jahren zuvor: https://web.archive.or... (hier die S. 8).
    Interessant sind u. a. auch die Charts auf S. 42, 47 und 48; Schätzungen über die Auswirkungen der Landnutzung und insbesondere der Entwaldung auf den CO2-Abbau werden als hoch unsicher bezeichnet.

    Zur Erklärung der Datenbasis der Studie (der verlinkte Artikel geht auf diese Details nicht ein):
    Verwendet werden „consumption-based“, d. h. verbrauchsbasierte CO2-Emissionen. Das sind die aus der inländischen Produktion resultierenden Emissionen zuzüglich der in den Import- und abzüglich der in den Exportprodukten „verkörperten“ Emissionen (vgl. https://essd.copernicu... ). Die Schätzungen basieren auf einem globalen Lieferketten-Modell der intersektoralen Beziehungen der nationalen Ökonomien sowie zwischen den Ländern. Eine Sensitivitätsanalyse dieser Modellrechnung liefern die Autoren nicht, schätzen aber die Unsicherheiten nicht wesentlich anders ein als bei den Berechnungen der Emissionen aus der inländischen Produktion.

    Aus diesem Datenmodell folgt, dass z. B. importierte CO2-intensive Vorleistungen (Material, Investitionsgüter) für den Umbau unserer Energiewirtschaft die CO2-Bilanz dieser nützlichen, grünen Investitionen belasten. Auch der Konsum von Importwaren und -dienstleistungen kann negativ zu Buche schlagen. Auf der Habenseite lassen bspw. exportierte CO2-intensive Chemieprodukte unsere Wirtschaft „grüner“ erscheinen, zu Lasten der globalen Bilanz.

    Die im Beitrag aufgeführten Beispiele (10 von 11 sind Länder unseres Kontinents) zeigen:
    In Anbetracht der weltwirtschaftlichen Verflechtungen wird die Zukunft des Planeten von den Schwergewichten USA, China und Indien wesentlich abhängen. Auch die Höhe der Pro-Kopf-Emissionen in der EU und anderen Ländern muss in Betracht gezogen werden (vgl. Global Carbon Project 2021, S. 20).

    Teresa Roelcke (Redakteurin des Tagesspiegel, den sie im Newsletterprojekt European Focus vertritt), schrieb kürzlich: „Habe ich das Memo verpasst, dass das 1,5-Grad-Ziel fallen gelassen wurde?“. Die Frage bezog sich auf einen Vortrag Barack Obamas im Frühjahr in Berlin. Obama hatte gesagt, dass dieses Ziel möglicherweise nicht erreicht werden wird. Wir sollten aber nicht aufgeben, denn ob 2,5 oder 3 Grad mache einen Unterschied. https://europeanfocus....

  2. Nick Reimer
    Nick Reimer · vor 8 Monaten

    Natürlich gibt es einzelne Sektoren, in denen es Wachstum gibt, dass in der Analyse der Autoren als "grün" bezeichnet werden muss: Die Branche der Erneuerbaren hat in den letzten Jahren deutlich zur Dekarbonisierung der Stromwirtschaft beigetragen. Aber auch dieses Beispiel zeigt, wie illusorisch die Hoffnung auf "grünes Wachstum" ist: Gleichzeitig wurde 2020 mit Block 4 in Datteln ein neues Kohlekraftwerk ans Netz geschaltet, später völlig ineffiziente Kohlemeiler aus der "Reserve" reaktiviert. Eben weil es nicht um Klimaschutz, sondern um Wirtschaftswachstum ging.

  3. Dirk Liesemer
    Dirk Liesemer · vor 8 Monaten

    Dass es kein Land geschafft hat, wundert mich nicht. Alle schleppen ja wahnsinnige Altlasten mit sich herum. Aber gibt es denn einzelne Sektoren, in denen es ein grünes Wachstum gibt?

    1. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 8 Monaten

      Ich glaube dahinter steht eine naive Vorstellung vom grünen Umbau. Das ist doch nicht wie das Umlegen eines Schalters. Die Installation der grünen Infrastruktur ist erst mal ein enorm energie- und materialintensives Wachstumsprogramm. Und das wird nicht mit EE vollzogen.

    2. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor 8 Monaten

      @Thomas Wahl Was heißt „EE“? Erneuerbare Energien, oder?

    3. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 8 Monaten

      @Dirk Liesemer Ja. Das meinte ich ….

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