Wie Menschen mit bestimmten Krankheiten behandelt werden, sollte davon abhängen, was am besten wirkt. Das lässt sich mit medizinischer Forschung herausfinden.

In Deutschland spielen jedoch nicht allein medizinische Erkenntnisse bei der Therapieentscheidung eine Rolle. Vielmehr entscheidet der Wohnort in manchen Fällen darüber, ob man operiert wird oder nicht. So zeigen Daten des statistischen Bundesamtes, dass zum Beispiel im Raum Cloppenburg fast jede zweite Frau mit Kaiserschnitt entbindet. Damit liegt diese Region deutlich über dem Durchschnitt der meisten anderen Regionen. Osthessen hingegen ist Spitzenreiter bei Rücken-OPs.

Das haben Meike Hemschemeier und ihr Filmteam zusammen mit IT-Experten vom Heidelberg Institute for Theoretical Studies (HITS) bei einer Datenanalyse herausbekommen, die so noch nicht in Deutschland durchgeführt worden ist. Sie wollten wissen, wie das kommt und erklären anhand dieser beiden Beispiele, dass eine fatale Kombination aus Fehlanreizen bei der Abrechnung mit Krankenkassen, kriminelle Energie der Beteiligten und mangelnde Kontrolle der Behörden dazu führt, wie Patienten massiv gefährdet werden.

Die Recherche war nicht einfach, denn kaum jemand war bereit, offen vor der Kamera zu sprechen. Nicht nur der riesige Datensatz, sondern auch das Mauern derjenigen, die mehr wissen, hat dazu geführt, dass die Produktion drei Jahre dauerte. Diese Mühe wurde nun belohnt: Die Arbeit ist mit dem Journalistenpreis des Deutschen Netzwerks für evidenzbasierte Medizin ausgezeichnet worden.

Meike Hemschemeier sagte bei der Preisverleihung: "Wenn wir gewusst hätten, worauf wir uns einlassen, hätten wir das Projekt vielleicht nicht begonnen." Es sei sehr schwer gewesen, in den ländlich geprägten Gegenden Menschen zu finden, die sich getraut hätten, darüber zu reden. "Die Staatsanwaltschaft ist unseres Wissens nach bisher nicht tätig geworden. Aber man sagte uns, dass in Osthessen nun mehr Zweitmeinungen eingeholt werden."

Erschreckender und sehenswerter Film!