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Geboren 1984 in Zwickau, Studium der Politikwissenschaft, Geschichte und Germanistik in Jena und Perugia. Volontariat bei der Tageszeitung Freie Presse, anschließend zweieinhalb Jahre als Redakteur in Zwickau. Lebt als freier Autor in Berlin und Bukarest. Quoten-Ossi bei Krautreporter.
"Fünf Hochzeiten haben wir dieses Jahr", sagt mein lieber alter Schulfreund auf die Frage, was "diesen Sommer so geht." Damit weiß ich nun, dass er keine Zeit hat, und außerdem mit seiner Ehefrau ein reichhaltiges soziales Leben genießt. Fünf Hochzeiten! Ich komme nicht mal auf fünf Einladungen zu Geburtstagsfeiern pro Jahr. Kurz drifte ich in eine dunkle emotionale Ecke. Warum lädt mich niemand mehr zu Hochzeiten ein? Gut, ich bin auf einem katholischen Gymnasium gewesen, da leben jetzt, mit Mitte 30, nicht mehr allzu viele in Sünde.
Dann fällt mir doch ein: Viele meiner Freunde haben inzwischen Kinder - ohne verheiratet zu sein. Gar nicht so selten sind das aber keine klassischen Beziehungen, sondern Patchworkdinger oder Alleinerziehende. Ich hab nur nie groß drüber nachgedacht, weil das gar keine Rolle spielt. Die Kids sind alle alright. Denen ist das ziemlich egal, mit wem die Eltern zusammen sind, oder wie viele Mamas, Papas, Onkels und Tanten am Start sind, Hauptsache: Sie sind da und sie sind lieb und lustig, machen ordentliches Essen und sind zur Not gute Tröster.
Autor Zack Ford hat für Think Progress einmal wissenschaftliche Studien ausgewertet und verglichen, die sich damit beschäftigen, wie es um Kinder bestellt ist, die nicht in klassischen Kernfamilien aufgewachsen sind, sondern in gleichgeschlechtlichen. Ford kommt hier ebenfalls zu dem Schluss: Für das Wohl der Kinder ist nicht entscheidend, wie konventionell oder unkonventionell das Verhältnis der Eltern ist. Sondern dass sie geliebt werden. Konservative, denen Fakten nicht ganz egal sind, freuen sich über solche Erkenntnisse bestimmt ;)
Und wenn ich es mir so richtig überlege, sind die Hochzeiten, auf denen ich nicht eingeladen war, für mein Leben auch ganz gut gewesen.