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Präzises Interview mit einer Psychologin eines Berliner Frauenhauses über Zwangsehen in Deutschland
Vera Schroeder ist Journalistin und leitet die Redaktion von Süddeutsche Zeitung Familie.
Die Interviewte dieses Beitrags ist Christine Schwarz, eine Psychologin in einer Berliner Kriseneinrichtung für Mädchen und Frauen mit Migrationshintergrund. Das Thema, um das es geht, sind Zwangsverheiratungen, von denen in Berlin im Jahr 2017 570 Fälle gezählt wurden, wobei Frau Schwarz und ihr Team davon ausgehen, dass das eher die Spitze des Eisbergs sein dürfte. Sehr präzise berichtet Schwarz von den Umständen, unter denen die betroffenen Frauen und Mädchen in ihr Krisenzentrum kommen, wie genau sich Zwangsehen definieren, was dann die Aufgabe ihrer Einrichtung ist und wie schwer es oft ist, den Betroffenen Schutz zu geben. Sie erklärt auch, weshalb sie den jungen Frauen nicht reinen Herzens zu einer Anzeige raten kann, selbst wenn ihnen eindeutig strafwürdige Dinge widerfahren sind. Sehr interessant ist auch eine Passage, in der die Psychologin zu begründen versucht, weshalb neben den strengen Vätern oft auch die Mütter die Zwangsehen unterstützen:
Oft ist die Mutter selbst Opfer von Gewalt und die Töchter wollen durch Wohlverhalten ihre Töchter schützen. Manchmal ist die Mutter auch die treibende Kraft. Vielleicht ist sie selbst in die Ehe gezwungen worden, hat sich angepasst und hofft, für diese Anpassungsleistung wenigstens einen tadellosen Ruf und ein hohes Ansehen in der Community entlohnt zu werden. Aber dann kommt die Tochter und gefährdet das, indem sie zum Beispiel einen Freund hat. Missraten die Kinder, ist ja immer die Mutter schuld. Und ihre ganze Anpassung hat sie damit umsonst geleistet. Sie gilt plötzlich als die Mutter einer Schlampe, die sie nicht anständig erzogen hat. Dazu kommt manchmal noch Neid auf die Tochter, die sich genau die Freiheiten nimmt, auf die die Mutter verzichtet hat.
Quelle: Elisabeth Raether Bild: [M] ZEIT ONLINE F... Artikel kostenpflichtig zeit.de
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