Im mehrfach geformten Biedermann-Stoff gestaltete Max Frisch, wie ein Bürger mit Brandstiftern verbunden ist - bis sein Haus brennt.

Hans-Georg Maaßen, von 2012 bis 2018 Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, gab nun auf der Bühne der Talkshow Markus Lanz, vor allem zwischen 42:34 Minute bis 43:48, eine Variante:

Die Leute, die die Angriffe auf Asylunterkünfte machen, waren überwiegend ... keine Rechtsextremisten, waren keine Nazis gewesen, ... das waren Leute gewesen, die gehörten eigentlich zur bürgerlichen Mitte und die haben sich radikalisiert. Die haben dann einen Übergriff auf eine Asylunterkunft gemacht. Und da habe ich festgestellt: Der Staat oder die Gesellschaft nimmt hier eine Entwicklung, wo wir es nicht nur zu haben mit einer Spaltung, sondern auch mit Menschen, die bisher eine tragende Säule dargestellt haben, die sich abwenden von dem Staat. Mein Ziel ist, die wieder zurückgewinnen. ... Es geht ... um kleine Angestellte, um normale Menschen, die Angriffe auf Asylunterkünfte machen, ... es geht mir nicht um Nazis.

Der westdeutsche Verfassungsschutz stand bis 1955 unter Aufsicht der Alliierten, die keine neue Gestapo wollten. Erst danach sickerten immer mehr ehemalige Mitarbeiter von SD und SS direkt hinein. Diese bildeten die nachfolgende Belegschaft aus. Obwohl das nicht im Dunkeln blieb, tolerierten es viele angesichts der Hochphase des Kalten Krieges. Neues Unrecht verdeckte einmal mehr altes.

Immer mal wieder kommt das Verdrängte hervor. Die Geschichtswissenschaft kann es schwer bearbeiten, da, als das Amt 2009 endlich - alle Führungskräfte der ersten Jahre waren tot - eine Historikerkommission einsetzte, fanden diese - Überraschung! - einen

stark reduzierten Quellenbestand.

Erklärt Maaßen zwischen Provokation und Überzeugung changierende Äußerungen indirekt, warum der Verfassungsschutz den Serienmord der NSU lange deckte? Warum blieb beim Prozess, der in seine Amtszeit fällt, dieses gesellschaftlich relevante Feld kaum ausgeleuchtet?