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Rumänien und der Fall Mihail Sebastian: „Ich bleibe immer der Jud.“

Keno Verseck
Journalist

geb. 1967 in Rostock, freiberuflicher Journalist mit Schwerpunkt Mittel- und Südosteuropa.

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Keno VerseckMontag, 30.05.2016

Der jüdisch-rumänische Schriftsteller Mihail Sebastian (1907–1945) sorgte einst für den wohl größten Skandal der rumänischen Literaturgeschichte. Sebastian gehörte ursprünglich zum Kreis der s.g. „Neuen Generation“, einer Intellektuellenbewegung des christlich-orthodoxen Ethnozentrismus und Faschismus in Rumänien, angeführt von dem Philosophen Nae Ionescu, den Sebastian lange Zeit zutiefst bewunderte, mit dem ihn lange eine enge Freundschaft verband, mit dem er jedoch brach, als dieser 1933 der „Eisernen Garde“, der rumänischen faschistischen Legionärsbewegung, beitrat. 1934 erschien Sebastians autobiographisch gefärbter Roman „Seit zweitausend Jahren...“ (De două mii de ani...), dessen Held sich nach einer langen Identitätskrise ausdrücklich als Jude und als Rumäne bekennt. Nae Ionescu hatte auf Bitten Sebastians ein Vorwort geschrieben, das zu einem Manifest des religiösen Antisemitismus geriet. Sebastian war schockiert, beschloss aber, das Vorwort anzunehmen. Das Buch – genauer: der Anspruch, gleichzeitig Jude und Rumäne sein zu wollen – löste einen in der rumänischen Literaturgeschichte beispiellosen Skandal und zugleich eine Welle des Antisemitismus aus. Vor kurzem ist das Buch in einer englischen Übersetzung erschienen, Anlass für den „New York Review of Books“ eine ausführliche Rezension und eine biographische Würdigung Sebastians zu veröffentlichen. In Deutschland erschien „Seit zweitausend Jahren ...“ 1997, ist derzeit aber vergriffen. Erhältlich ist auf deutsch Sebastians Tagebuch 1935-1944, ein bedrückendes Dokument des antisemitischen Terrors in Rumänien, den Sebastian in tiefer Einsamkeit und Desillusionierung überlebte. Seinen Traum der jüdisch-rumänischen Identität gab Sebastian dennoch nie auf, allerdings war ihm klar, dass es ein Traum bleiben würde – in seinem Tagebuch notierte er kurz vor seinem Tod über rumänische Freunde und Kollegen: „Für sie bleibe ich immer der Jud.“

Rumänien und der Fall Mihail Sebastian: „Ich bleibe immer der Jud.“

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