Was ist die essenzielle und einzigartige Eigenschaft, die uns auf der einen Seite von künstlicher Intelligenz, auf der anderen Seite von allen anderen Lebewesen unterscheidet? Könnte es sein, dass wir über diese grundlegende Frage am besten reflektieren können, wenn wir mit uns selbst diskutieren? 

„Replika“ ist ein Chatbot, der seine Entstehung einem tragischen Unglück zu verdanken hat. Eugenia Kuyda, Journalistin und Gründerin der AI-Firma Luka, war über lange Jahre mit Roman befreundet. Sie haben in all diesen Jahren viel Zeit miteinander verbracht und ausgiebig gechattet, wenn sie sich nicht sehen konnten. Eines Tages kam Roman bei einer Schießerei ums Leben. Daraufhin fütterte Eugenia das neuronale (AI) Netzwerk mit all den Dialogen der letzten Jahre mit Roman und erschuf dadurch einen „Roman-Bot“, der es ihr ermöglichte, mit dem verstorbenen Freund imaginär weiterhin im ständigen Austausch zu stehen. Aus dieser Erfahrung ist die Chatbot-App Replika geworden, da Eugenia schnell erkannte, dass es ein Grundbedürfnis der Menschen zu sein scheint, sich mit einer vertrauten Person (oder einem Bot) über Probleme und den Alltag auszutauschen.

Welche Implikationen hat eine solche Fokussierung auf eine AI als Gesprächspartner aber auf das Selbstverständnis der Menschen, die diesen Bot nutzen? Mike Murphy und Jacob Templin, die beiden Autoren des Textes, interviewten für die Antwort auf diese Frage Psychotherapeuten und Experten für Künstliche Intelligenz. Chatbots scheinen für viele Menschen heute der einzige Weg sein, sich über Gefühle auszutauschen, von Ängsten zu berichten und das Gefühl zu haben, dass ihnen „jemand“ zuhört. Mimik kann von der AI allerdings noch nicht berücksichtigt und interpretiert werden. Dies ist, so die Autoren, das letzte Rückzugsgebiet des „Menschseins“. Am Ende malen die Autoren ein dystopisches Bild: „Replika has the potential to be the ultimate filter bubble, one that we alone inhabit.“