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Zeit und Geschichte

Unpiq: Der Kampf um die deutsche Sprache in mehreren Runden

Achim Engelberg
Dr. phil.
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Achim EngelbergSonntag, 10.03.2019

Die Stadt Hannover will eine geschlechtergerechte Sprache:

Die wichtigste Grundregel ist, überall da, wo es möglich ist, geschlechtsumfassende Formulierungen zu verwenden. Erst in zweiter Linie ... wird das sicherlich auffälligste Mittel – der "Gender Star" – eingesetzt. Das Sternchen* zwischen der maskulinen und femininen Endung soll in der Schriftsprache als Darstellungsmittel aller sozialen Geschlechter und Geschlechtsidentitäten dienen und hebt gezielt den Geschlechterdualismus auf. Beim Vorlesen wird der Gender Star durch eine kurze Atempause gekennzeichnet.

Dagegen gibt es den Aufruf SCHLUSS MIT DEM GENDER-UNFUG; etliche Erstunterzeichner schätze ich, einige kann ich nicht leiden, insgesamt hat der Aufruf einen bewahrenden Geist, den einmal Heimito von Doderer prägnant so formulierte:

Die Abwässer der literarischen Industrie verseuchen die Sprache. Ich bin einer der letzten lebenden Flußkrebse, die in ihrer Not gegen den Strom wandern, den Quellen zu.

Wer Genaueres wissen will, der höre gegen Ende des Podcast Frauenbewegung 4.0 ein Interview mit der Initiatorin des Aufrufes und Schriftstellerin Monika Maron.

Die Stadt Hannover will, dass die Kirche nicht mehr als Arbeitgeber, sondern Arbeitgeberin genannt wird. Da fällt mir ein alter, weiser Mann ein:

Es konnte mir nicht in den Sinn kommen, in das ‚Kapital‘ den landläufigen Jargon einzuführen, in welchem deutsche Ökonomen sich auszudrücken pflegen, jenes Kauderwelsch, worin z. B. derjenige, der sich für bare Zahlung von andern ihre Arbeit geben läßt, der Arbeitgeber heißt, und Arbeitnehmer derjenige, dessen Arbeit ihm für Lohn abgenommen wird. Auch im Französischen wird travail im gewöhnlichen Leben im Sinn von ‚Beschäftigung‘ gebraucht. Mit Recht aber würden die Franzosen den Ökonomen für verrückt halten, der den Kapitalisten französisch donneur de travail, und den Arbeiter französisch receveur de travail nennen wollte.

Sozial hellwach im Sinn Friedrich Engels argumentiert hier die Schriftstellerin Daniela Dahn.

Unpiq: Der Kampf um die deutsche Sprache in mehreren Runden

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Kommentare 15
  1. Dirk Liesemer
    Dirk Liesemer · vor 5 Jahren

    Noch eine Nachreichung aus der NZZ von Brigitta Hauser-Schäublin, die als Professorin für Ethnologie in Göttingen lehrte. Sie wertet das Gendersternchen als Anglizismus und schreibt: "Anglizismen, denen ich in verschiedensten Teilen der Welt begegnet bin, haben nie zu einer Bereicherung der lokalen Sprache beigetragen; sie waren in den Fällen, die ich selbst verfolgt habe, eine Vorstufe zum langsamen Verschwinden der lokalen Sprache. Sie waren, vergleichbar mit dem, was in der deutschen Sprache geschieht, Ausdruck von Anpassungsprozessen an weltweite Machtverhältnisse." https://www.nzz.ch/mei...

    1. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor 5 Jahren

      Danke!

  2. Leopold Ploner
    Leopold Ploner · vor 5 Jahren

    Daniela Dahn beginnt ihren oben verlinkten Kommentar mit: "Liebes Frauenplenum, wer sich mit Kritik an Profis wendet und dabei selbst nicht restlos professionell ist, erntet natürlich Spott." Das erinnerte mich unangenehm an die Art, wie die Scheuers dieser Republik über die Thunbergs dieser Welt herziehen: Lernt erst einmal was bevor ihr herumnörgelt, ihr frechen Gören, und überlasst das am Besten den Profis.

    1. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor 5 Jahren

      Bleibt diese Erinnerung auch vorherrschend beim Weiterlesen?
      Ist es nicht ein gravierender Unterschied, ob man vor denen steht, die man kritisiert wie Daniela Dahn oder ob man per Medien wie Scheuer oder Lindner über Schülerdemonstrationen spricht, ohne dass die "frechen Gören" direkt reagieren können?

    2. Leopold Ploner
      Leopold Ploner · vor 5 Jahren

      @Achim Engelberg Ja, dieses Gefühl bleibt bei mir auch beim Weiterlesen bestehen. "Wegen ungünstiger Witterung ist die westdeutsche Frauen- Emanzipation in die Grammatik verlegt worden." "Wer mit der Sprache gendert, hat Problembewusstsein gezeigt und scheint damit der Pflicht enthoben, sich auch noch für praktische Verbesserungen einzusetzen." Das finde ich schon einen ziemlich herablassenden Ton.

    3. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor 5 Jahren

      @Leopold Ploner Für mich spitzt Daniela Dahn wie oft (oder fast immer?) sarkastisch zu bis hin zur Satire. Aber immerhin erschien sie zur Diskussion und will/wollte etwas verändern.

    4. Leopold Ploner
      Leopold Ploner · vor 5 Jahren

      @Achim Engelberg Ja, gut, man kann so etwas immer als satirische Zuspitzung abtun. Ich sehe aber keinen Willen zur Veränderung. Dahn schreibt ja, die Leserinnen möchten die Journalisten mit solchen Forderungen bitte verschonen.

    5. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor 5 Jahren

      @Leopold Ploner Weil es bei allen Kommentaren um Daniela Dahn geht, schlage ich vor, einen Schritt zurückzutreten:

      Ich sehe drei Standpunkte:

      Die, die das "Gendern" einführen wie die Stadt Hannover oder es wollen.

      Die, die das - wörtlich - als Unfug ablehnen wie die Unterzeichner des Aufrufs und zu einem diffusen Widerstand aufrufen.

      Und last but not least, die aufklären wollen, auch über die Sprache, so Daniela Dahn:
      "Deutsch ist eine sehr präzise Sprache. Auch angeblich neutrale Umschreibungen funktionieren nicht immer. Nicht jeder Student ist ein Studierender und nicht jeder Studierende ein Student."

      Es gibt bestimmt weitere Richtungen, die aber - oder irre ich mich? - relativ nahe bei einer dieser Hauptrichtungen sind.

    6. Leopold Ploner
      Leopold Ploner · vor 5 Jahren

      @Achim Engelberg Ja, Achim, ich denke auf diese drei Gruppen kann man es eingrenzen. Wobei ich Daniela Dahn's Argument für die Präzision der deutschen Sprache nicht verstanden habe. Ich dachte immer, ein Student ist jemand der studiert, also ein Studierender?

    7. Christoph Weigel
      Christoph Weigel · vor 5 Jahren

      @Leopold Ploner ...da ist dem ach-so-präzisen deutsch das latein zweimal reingerutscht und in der partizip-form steckengeblieben. studens > student / studire > studens > studierend. das sind biedermeier-probleme. weit&breit keine brandstifter zu sehen...

    8. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor 5 Jahren

      @Leopold Ploner Ein Student sollte, muss aber nicht zwingend studieren, sondern kann sich nur formal einschreiben.
      Faust, der kein Student ist, geht bei Goethe in sein Studierzimmer.

  3. Dirk Liesemer
    Dirk Liesemer · vor 5 Jahren

    Hätte nicht gedacht, dass ich Daniela Dahn mal zustimmen würde, aber in dieser Frage kann man jeden Satz unterschreiben. Dass im Aufruf des Vereins Deutsche Sprache allerdings ein konservativer Geist sichtbar werde, wie Du festgehalten hast, glaube ich nicht. Es geht eher um Ästhetik, und damit konnten die meisten Linken hierzulande bekanntlich noch nie sonderlich viel anfangen.

    1. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor 5 Jahren

      Ja und nein. Es gibt eine die Ästhetik negierende Linke, andererseits gab und gibt es großartige linke Künstler.

      Es ist ein Aufruf zum Widerstand gegen jetzige Veränderungen. Wie dieser aussehen, was verändert werden könnte, das sagt er nicht.
      Zu sozial-politischen Fragen muss er schweigen, denn das Spektrum der Erstunterzeichner ist dazu zu weit.

      Ist es besser, um die politische Verknüpfung abzuschwächen, bewahrender Geist zu schreiben?

    2. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor 5 Jahren

      @Achim Engelberg Ja, wahrscheinlich ... ich fand es jedenfalls verwunderlich, dass Johan Schloemann in der SZ ernsthaft meinte, den Verein und dessen Anliegen in die Nähe der AfD rücken zu müssen, was ziemlich miese Polemik ist.

    3. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor 5 Jahren

      @Dirk Liesemer Danke, geändert.
      Dein Schloemann-Beispiel zeigt die neue große Gereiztheit.

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