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Zeit und Geschichte

Selbst wenn russische Truppen die Ukraine erobern, verlieren sie

Achim Engelberg
Dr. phil.
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Achim EngelbergDienstag, 01.03.2022

Spätestens mit seiner KURZEN GESCHICHTE DER MENSCHHEIT ist der Historiker Yuval Noah Harari einer der bekanntesten Sachbuchautoren der Welt.

Von seinen ersten wissenschaftlichen Schritten gesehen, ist er – was wenige wissen – Militärhistoriker. Deshalb ist seine Position zum Angriffskrieg Russlands und wie er diese begründet, mehr als ein Statement eines Prominenten.

Zunächst erinnert Harari an die Lüge des Gewaltherrschers im Kreml, wonach die Ukraine keine Nation wäre. Diese erzählte der Diktator nahezu in Dauerschleife – bis er sie offenbar selbst glaubt. Das nun beschossene Kiew aber war schon eine Metropole, als Moskau noch nicht einmal ein Dorf war.

Offenbar glaubte der Despot im Kreml, wissend, die NATO würde nicht eingreifen wollen und dass Europa abhängig von Rohstoffen ist, an einen "Blitzkriegsieg" und der Einsetzung eines Marionettenregimes. Sanktionen sollten ausgesessen werden.

But there was one big unknown about this plan. As the Americans learned in Iraq and the Soviets learned in Afghanistan, it is much easier to conquer a country than to hold it. Putin knew he had the power to conquer Ukraine. But would the Ukrainian people just accept Moscow’s puppet regime?

Militärisch können Putins Schergen immer noch die Ukraine erobern, aber sie können sie nicht halten:

But to win the war, the Russians would have to hold Ukraine, and they can do that only if the Ukrainian people let them. This seems increasingly unlikely to happen.

Jeder getötete russische Militärangehörige stärkt den Mut der Verteidiger ihrer Heimat, jeder getötete ukrainische Soldat schürt den Hass auf die brutalen Angreifer.

Hatred is the ugliest of emotions. But for oppressed nations, hatred is a hidden treasure. Buried deep in the heart, it can sustain resistance for generations.

Nicht Gorbatschow zerstörte das russische Imperium, sondern Putin. Gorbatschow verband Russen und Ukrainer; Putin machte sie zu Feinden. Ab jetzt ist die ukrainische Nation eine entschiedene Opposition gegen Russland.

Nations are ultimately built on stories. Each passing day adds more stories that Ukrainians will tell not only in the dark days ahead, but in the decades and generations to come. The president who refused to flee the capital, telling the US that he needs ammunition, not a ride. ... This is the stuff nations are built from. In the long run, these stories count for more than tanks.

Als Kind wuchs der heutige Gewaltherrscher im Kreml mit Heldengeschichten vom belagerten Leningrad auf; nun sorgt er selbst für solche – aber er verkörpert nun die Rolle Hitlers.

Für Harari ist dieser Krieg größer als eine eurasische Auseinandersetzung; er wird die Welt verändern – so oder so.

If tyranny and aggression are allowed to win, we will all suffer the consequences. There is no point to remain just observers. It’s time to stand up and be counted.

So optimistisch Harari ist, endet er bitter: Er glaubt nicht an ein schnelles Ende, sondern dass der Krieg sich mannigfaltig über Jahre hinzieht.

Bei aller Überzeugungskraft dieses Statements leben wir im "Dunkel des gelebten Augenblicks" (Bloch).

Die Geschichte bleibt offen, auch das Ende der Geschichte durch einen Atomkrieg bleibt möglich. Dann hätten wir Anfang der 1990er dieses Ende als Farce erlebt und nun als Tragödie.

Selbst wenn russische Truppen die Ukraine erobern, verlieren sie

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Kommentare 7
  1. Gui Mertes
    Gui Mertes · vor 2 Jahren · bearbeitet vor 2 Jahren

    Ziemlich einseitige und panische Diagnose von Yuval Noah Harari...

    ...Selbstverständlich hat ein Krieg überhaupt keinen Platz im heutigen Europa und der Präsident steht kurz davor den "Adolf im Hauptquartier" zu mimen? Bitte nicht! Ein "zerzauster Despot" am "Roten Knopf" (Charlie Hebdo) wäre natürlich das überflüssigste aller Szenarien (dagegen müssen als Ersthilfemaßnahme - vom Heiligen Papst Franziskus bis zum grimmigen Erdogan und Sahra Wagenknecht - alle unverzüglich versuchen, ihn milde zu stimmen!).

    Bei uns stehen allerdings gerade ganz andere Aufgaben an. Und erst Recht in D haben die Luschen der Groko 4 Regierungen lang alle Arbeit liegen lassen, ob bei Digitalisierung oder Verkehr, nur Stillstand produziert (bei Erneuerbaren und Landwirtschaft sogar nur Rückschritt) und sich ansonsten nur drum gekümmert, ihre eigenen Schäfchen ins Trockene zu bringen (s. Jens Spahn, Scheuer u. all diese dubiosen Figuren).

    Sollen wir, um dem Schrecken (bitte kein zweites Grosny!!!) schnell ein Ende zu bereiten, zur "Teufelsaustreibung bei Putin" einen wechselseitigen Atomwaffeneinsatz riskieren? Natürlich nicht. Es gibt ständig irgendwo Krieg. Wieso hat sich beim Jemen nicht das selbe Entsetzen ausgebreitet? Der einzige Unterschied zwischen Jemen und der Ukraine ist...ach fragt doch das polnische Grenzpersonal (und unser grenzdebiles Bilderblättchen)!

    Fakt ist, die Ukrainer sind willkommen. Ja. Refugees Welcome! Auch alle Männer dürfen die "Festung Europa" schicksals-ironisch von der Ostseite Polens oder Ungarns her ungehindert passieren; und sie werden überall in der EU als Facharbeiter gebraucht. Holt sie alle her. Lasst sie alle hier an einer ökosozialen Transformation mitwirken.
    Überlassen wir Putin ein verlassenes Land, so wie es die DDR ohne Mauerbau geworden wäre, nur vorher!

    Je mehr Leute, je eher, mit den Füßen abstimmen und gehen - wie das übrigens in Mexiko Richtung USA seit Jahrzehnten geschieht (und massiv behindert wird!) - je sicherer entfällt das Grosny-Horror-Szenario in Kiew und anderswo.
    Eine russische Tyrannei wird schon sehen, was sie von einem leeren Land hat; und aus dem fernen Sibirien hergeschaffte Menschen werden den Verheissungen des Westens genaus so wenig widerstehen können wie das Volk einst 1989. Vom Braindrain von Moskau bis Sankt Petersburg gar nicht zu reden: Also Mauerbau 2.0.

    Materieller Besitz ist es nicht wert, das Leben auf's Spiel zu setzen - alles Hab und Gut droht nun sowieso zerstört zu werden; Immobilien bekommt man später restituiert - vielleicht sogar unbeschädigt, nur verwohnt (btw - sinnlose Zerstörung können wir uns mit unserem Carbon-Print eh nicht mehr leisten). Aber nicht ihr Leben dürfen sie dort verlieren, das kann allen, die bleiben, in Sekunden genommen werden...sogar geächtete #Vakuumbombe|n sollen schon zum Einsatz gekommen sein:
    https://twitter.com/me...

    Vor allem den Vätern darf nicht verwehrt werden, ihre Kinder aufwachsen zu sehen. Vaterlose Generationen hatten wir genug. Lasst also Putin sein Konstantinopel-Trauma (von anno 1453) alleine austherapieren.
    Also: Stellt Euch vor, in der Ukraine IST KRIEG! Und keiner geht hin. Sondern wir korrigieren gemeinsam all die Fehler der vergeigten letzten 20 Jahre.
    Unsere Außengrenze jedenfalls - die steht ausnahmsweise (nur hoffentlich noch lang genug in unsere Richtung) weit offen!

    1. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor 2 Jahren

      Seit 1991 gibt es Krieg in Europa - damals fingen die Zerfalls- und Aufteilungskriege Jugoslawiens an. Der Überfall Russlands nun ist der bislang größte, der sich bis zu einem Weltkrieg ausweiten kann.

    2. Gui Mertes
      Gui Mertes · vor 2 Jahren · bearbeitet vor 2 Jahren

      @Achim Engelberg Geschichte kann und wird sich wiederholen;

      Deswegen wäre ein

      „#inverser_Ablauf_des_DDR_Mauerbaus“

      an der ukrainischen Westgrenze eine realistisch umsetzbare Chance der drohenden Fotsetzung der Menschheitstragödie seit 1939 „den (Fossilstrom-) Stecker zu ziehen“:

      ZUERST die Ukrainer zur Flucht und freiwilligem verlasen ihrer alten Heimat einzuladen;

      DANN kann Putin seinen neuen Vasallenstaat nach dem Vorbild von Belarus auf den selbst „geschaffen“ Trümmern der Ukraine errichten…inklusive MAUERBAU, um seine aus Sibirien angekarrten Neusiedler - mitsamt der russischen Intelligenz und Jugend von Moskau bis Sankt Petersburg - an der Weiterreise in den freien Teil Europas zu hindern.

      Ohne eine solche „Abstimmung mit den Füßen“, übrigens als Großmigrationsbewegung DURCH Mexiko schon seit langem zu sehen (die ich als Szenario gerade von Harari erwartet hätte),
      droht uns Westeuropäern die Bedrohung auch unserer Grenzen UND Grundfeste durch Putins strategische atomare Vorbereitung (aus seiner erst 2020 upgedateten Atomdoktrin, Link dazu hier: …)

  2. Martin Lampprecht
    Martin Lampprecht · vor 2 Jahren

    Hararis Einlassungen ("Hatred is the ugliest of emotions. But for oppressed nations, hatred is a hidden treasure. Buried deep in the heart, it can sustain resistance for generations.") entbehren ja nun doch nicht einer gewissen Ironie - von einem israelischen Starintellektuellen, dessen eigene wohldokumentierte Position zum Palästinakonflikt sich dahingehend zusammenfassen lässt, dass Israels Nachbarstaaten endlich dessen Existenz anerkennen und die Millionen von palästinensischen Flüchtlingen auf ihrem Staatsgebiet einbürgern (und damit politisch zum Verschwinden bringen) sollen. Der Satz "If tyranny and aggression are allowed to win, we will all suffer the consequences" gilt wohl nur für bestimmte Konflikte.

    1. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor 2 Jahren

      Naja, Israel ist keine Diktatur.

      Harari schreibt regelmäßig im Haaretz, eine der besten und kritischen Zeitungen. Und so abwegig ist das wohl nicht: https://www.haaretz.co...

  3. Dirk Liesemer
    Dirk Liesemer · vor 2 Jahren

    Da dürfte Harari in der Tat recht haben, das wird eine jahrelange Katastrophe, hier sein Text in deutscher Übersetzung https://www.freitag.de...

    1. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor 2 Jahren

      Danke.

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