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Zeit und Geschichte

"Morgen wird es besser sein, als heute"

Torsten Schubert
Journalist, Autor
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Torsten SchubertDienstag, 22.01.2019

Viele Mythen entpuppen sich bei genauerem Hinsehen als eben das: Mythen. Die Trümmerfrauen sind so eine Legende und das Wirtschaftswunder hat es ebenfalls nie in der Form gegeben, in der wir es gerne erzählen. Dasselbe gilt für den sogenannten Marshall-Plan, der aus der Entfernung einiger Jahrzehnte betrachtet vor allem eines war: Das Instrument zur Schwächung der Sowjetunion und eine gute Möglichkeit, die Wirtschaft der Vereinigten Staaten am Laufen zu halten.

Allgemein herrscht die Auffassung, der Marshallplan habe Europa aus dem kriegsbedingten Chaos und Elend befreit. Das stimmt teilweise, trug das Wirtschaftsprogramm doch zur materiellen und moralischen Wiederherstellung des alten Kontinents nach dem Zweiten Weltkrieg bei. Doch die scheinbare Hilfe erwies sich im Kalten Krieg als gefährliche Waffe des amerikanischen Imperialismus.

Im Grunde wurde der Krieg nur mit anderen Mitteln fortgesetzt. Für Deutschland war allerdings der entscheidende Unterschied, diesmal auf Seiten der Alliierten zu stehen. Solange das Land in deren Sinne funktionierte, ging es ihm gut.

Tatsächlich verstärkten die amerikanischen Hilfsgelder die von den europäischen Regierungen initiierten nationalen Konjunkturprogramme der Nachkriegszeit. Hinter dem Motiv der Philanthropie verbargen sich aber auch andere, weniger edle, dafür sehr gewichtige Gründe für die Wirtschaftshilfe. Der Marshallplan war kein selbstloser Akt, sondern das Ergebnis einer wohlkalkulierten politischen Strategie. Die USA wollten die Internationalisierung der Wirtschaft zu ihren Gunsten vorantreiben und den amerikanischen Traum als universelles Modell propagieren.

Wie wir heute wissen, haben politische Strategie und Propaganda Hand in Hand funktioniert. Nur allmählich bröckelt die Macht der Vereinigten Staaten. Was danach kommt, wissen wir nicht, aber es werden aller Voraussicht nach ähnliche Strategien sein.

"Morgen wird es besser sein, als heute"

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Kommentare 6
  1. Frederik Fischer
    Frederik Fischer · vor mehr als 5 Jahre

    Ich kenne mich nur ungenügend aus mit China, aber die Parallelen scheinen offensichtlich. Auch China investiert im Ausland Milliarden in Infrastruktur- bzw. Konjunkturprojekte, die letztendlich immer (auch) dem eigenen Wohl dienen. Was ich nur etwas seltsam finde: Während China selbst von Kritikern cleveres Paktieren attestiert wird, wird dem Marschallplan hier "vorgeworfen" ein verstecktes geopolitisches Instrument gewesen zu sein. Dabei sind die Fallstricke doch in beiden Fällen recht offensichtlich.

    1. Torsten Schubert
      Torsten Schubert · vor mehr als 5 Jahre

      Ich denke, der Grund ist der Mythos, der den Marshallplan umgibt. Amerika wurde damals als "großer Freund" gefeiert, der zum Wohle der Welt agiert. Dieser Mythos bröckelt seit langem. Doch in Bezug auf die Absichten Chinas gibt sich heute niemand Illusionen hin. Der Unterschied: Früher gab es noch "Wunder" - heute ist alles sehr viel nüchterner. Vielleicht eine Folge des Internets und der Informationsvielfalt.

    2. Frederik Fischer
      Frederik Fischer · vor mehr als 5 Jahre

      @Torsten Schubert Gerade in Bezug auf Deutschland hast du sicher recht. Der Film zeigt aber auch, dass andere Länder (z.B. Frankreich) den Marshallplan schon zur Einführung eher kritisch bewertet haben.

    3. Torsten Schubert
      Torsten Schubert · vor mehr als 5 Jahre

      @Frederik Fischer Stimmt. Dennoch hat die amerikanische Propaganda wohl in ganz Europa funktioniert. Wie im Film beschrieben: Von Comics bis zum Film arbeitete eine ganze Industrie daran, das amerikanische Gesellschafts- und Wirtschaftsmodell zu verbreiten. Faszinierend, wie im Rückblick alles ineinandergreift.

    4. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor mehr als 5 Jahre

      @Torsten Schubert wichtiger Punkt und Unterschied vielleicht: die Amerikaner waren die Befreier, bzw. diejenigen, die auf Rache verzichtet hatten. Letzteres hat beispielsweise bei meinem blitzgescheiten Großvater bis zum Tode jeden Hauch eines kritischen Gedankens über Amerika verhindert.

    5. Torsten Schubert
      Torsten Schubert · vor mehr als 5 Jahre

      @Marcus von Jordan Genau deshalb gab es bei uns lange ein sehr positives Bild von den USA. Verständlich. Außerdem schienen die Vereinigten Staaten Sicherheit und Wohlstand zu garantieren. Wir beginnen jetzt erst, hinter die Kulissen zu schauen.

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