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Zeit und Geschichte

Gestern & Heute: Gibt es so was wie Fortschritt, Frau Jaeggi?

Achim Engelberg
Dr. phil.
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Achim EngelbergMontag, 08.01.2024

Am kommenden Mittwoch hat FORTSCHRITT UND REGRESSION, das neue Buch von Rahel Jaeggi Buchpremiere in der Berliner Volksbühne

Zuvor beantwortete die Philosophin Fragen von Daniel Graf in der Schweizer Republik.

Das Vorgängerbuch, das Rahel Jaeggi mit Nancy Fraser verfasste, setzt sich dialogisch mit dem immer stärker Krisen hervorrufenden Kapitalismus auseinander - mit Hilfe einer Renaissance der Kritischen Theorie.

Hier eine aufschlussreiche Rezension von Christoph David Piorkowski aus dem Tagesspiegel, in der es heißt:

Die beiden politischen Philosophinnen Nancy Fraser und Rahel Jaeggi versuchen den tiefenstrukturellen Widersprüchen des Kapitalismus – der ihrer Auffassung nach nicht nur notorisch krisenanfällig und moralisch unzumutbar ist, sondern auch grundfalsche Lebensweisen zeitigt – seit vielen Jahren auf den Grund zu gehen.

Im Buch bündeln sie kompakt ihre Erfahrungen und Erkenntnisse.

Im neuen Werk versucht Rahel Jaeggi allein zu klären, ob es so etwas wie Fortschritt noch gibt, nachdem in dessen Namen Fürchterliches geschehen ist. Und natürlich kann dieser nicht mehr linear gedacht werden wie noch im 18. Jahrhundert. Aufschlussreich mäandert das Gespräch: Auch im neuen Buch geht es um die Möglichkeit einer Renaissance, also einer Wiedergeburt, von scheinbar Veralteten.

So düster die Zeiten zwischen Krieg und Klimakrise auch sind, es bewegt sich doch etwas. Rahel Jaeggi begreift Fortschritt auch darin, die in jeder Gesellschaft sich vollziehenden Veränderungen zu verändern. Dabei gibt es aufschlussreiche Beispiele, so etwa, wie sich die Ehe und damit die Beziehungen zwischen den Geschlechtern sich wandelten. 

Das Bewusstsein vom Unrecht ändert noch nichts, aber es ist die Voraussetzung für Fortschritt.

So auch bei der Überwindung der Sklaverei. (Den Link zum Vortrag von Elizabeth Anderson, in der die erklärte Lieblingsphilosophin von Jaeggi über den historisch überlieferten Fall eines Kapitäns eines Sklaven­schiffs spricht, sollte man sich nicht entgehen lassen.)

Obwohl es sklavenähnliche Arbeit noch gibt, ist die Sklaverei von gestern verpönt, sie gilt als skandalös, ja unverständlich. Möglicherweise schauen spätere Generationen so auf einige Erscheinungen der Gegenwart. Nur welche?

Hoffentlich der Umstand, dass wir Flüchtende im Mittelmeer ertrinken lassen. Natürlich finden auch jetzt schon viele Menschen, dass das nichts Gutes über Europa aussagt. Und dass es eigentlich nicht haltbar ist, wie wir hier leben. Das lässt vielleicht ein bisschen darauf hoffen, dass man in nicht allzu ferner Zeit sagen wird, wie absolut illusorisch und irrsinnig die Vorstellung war, man komme dieser Situation mithilfe von Grenz­verschärfungen bei.

Insgesamt lenkt Rahel Jaeggi den Blick auf fundamentale Änderungen in Gesellschaft und Wirtschaft, die Angesichts der Vielfachkrisen geboten, aber noch nicht kräftig zu erkennen sind. 

Dennoch glaubt die Philosophin nicht, es ist sinnvoll, sich zu bescheiden. Das Kleine zu versuchen, weil das Große scheinbar zu fern ist. Rahel Jaeggi genügt es nicht,

das schon Erreichte zu erhalten, also die liberale Demokratie gegen diese Regressions­momente und die Autoritären zu verteidigen. Wenn man aber nicht zugleich den Weg nach vorn in die Emanzipation geht, dann kann man noch nicht mal das erhalten, was man hatte.

Ich schliesse mein Buch ein bisschen provokativ mit Rosa Luxemburgs Formel «Sozialismus oder Barbarei». Auch dies war in einer Zeit gesprochen, die von massiv regressiven Tendenzen jeder Art geprägt war. Was sie damit meinte, ist nicht einfach: Es gibt diese beiden Alternativen, und ihr könnt die eine oder die andere wählen oder alles beim Alten lassen.

Sondern die Aussage ist: Wenn man nicht bereit ist, eine grundlegende Transformation vorzunehmen und in einer massiven Krisen­situation die Probleme an der Wurzel zu fassen, hat man eigentlich nichts in der Hand, und dann eben droht die Barbarei.

Keimformen sieht sie im Patchwork sozialer Bewegungen, aber ob sie aufgehen werden, bleibt vorerst im Dunklen. Vielleicht ist der große Rahmen, den Rahel Jaeggi aufzeigt, aber ein Anfang.

Mein Ansatz ... ist es, zu sagen, wir sollten Fortschritt nicht als Fortschritt «hin zu» einem bestimmten Ziel denken, sondern als Fortschritt «weg von» einem bestimmten Problem oder Missstand.

Ausdrücklich verneint die Philosophin ein einziges Modell nach dem die Menschheit sich entwickeln sollte.

Wem das noch nicht reicht: Der Dialog mit Nancy Fraser über den Kapitalismus und das neue Werk Fortschritt und Regression erschienen bei Suhrkamp und es gibt sie auch über Yourbook.

Gestern & Heute: Gibt es so was wie Fortschritt, Frau Jaeggi?

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