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Gestern & Heute: "Bauern, Bonzen und Bomben" im Spiegel der Zeiten
Dr. phil.
picker für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
schreibt u. a. für die Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) und die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Zuletzt erschien als Hardcover sein literarisches Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
Im Jahre 1931 veröffentlichte Hans Fallada seinen Roman BAUERN, BONZEN UND BOMBEN. Es war das Erste seiner großen Erzählwerke, die bis heute wirken.
Kein Geringerer als Kurt Tucholsky urteilte:
Die beste Schilderung der deutschen Kleinstadt.
Im Jahre 1973 erschien eine bis in die Nebenrollen glänzend besetzte Verfilmung – heute hieße der Fünfteiler Miniserie.
Zum 75. Todestag von Hans Fallada sendet der NDR dieses von Egon Monk verfilmte Werk, das einige zum Besten nicht nur von diesem Ausnahmeregisseur halten, sondern überhaupt vom Deutschen Fernsehspiel.
Es zeigt, wie eine Gesellschaft in eine Gewaltherrschaft kippt.
Mit epischer Wucht erzählt Fallada in diesem zeitgeschichtlichen Roman, der ihn berühmt machte, vom Kampf des Landvolkes gegen die verhasste Bürokratie in einer norddeutschen Kleinstadt, der sich zum Kampf aller gegen alle ausweitet. Intrige, Geldgier, Ehrgeiz und politische Ränke beherrschen das Feld. Fallada gelang damit ein Miniaturmodell der kranken Republik von Weimar, die sich ihren Henkern selbst auslieferte.
Das Buch findet man heute in diversen Verlagen.
Leider findet sich die Verfilmung bislang noch (?) nicht in der NDR-Mediathek, aber auf YouTube:
Der Regisseur und Drehbuchautor Egon Monk (1927-2007) war ein Schüler von Bertolt Brecht, der in den Westen ging und sich zu einem der wichtigsten sozialkritischen Künstler der 1960er-80er Jahre entwickelte.
Der Einfluss des gestisch-epischen Theaters wie es Brecht im Berliner Ensemble entwickelte, ist bei diesem Fernsehspiel deutlich zu erkennen.
Hans Fallada (1893-1947), der Autor der Vorlage, starb vor der Zeit, denn:
"Er war ein süchtiger Mensch. Beim Schreiben süchtig, tablettensüchtig, morphiumsüchtig, alkoholsüchtig und süchtig nach Frauen." So schildert Anna Ditzen ihren Ehemann Rudolf Ditzen, der sich selbst Hans Fallada nennt, den Autor von "Kleiner Mann - was nun?" und "Wer einmal aus dem Blechnapf frisst" - Bestseller bis heute.
Von seinem Leben im Rausch erzählt dieses dreiteilige Hörspiel anlässlich seines Todestages.
BAUERN, BONZEN UND BOMBEN zeigen als Buch oder als Fünfteiler, wie eine Gesellschaft kippen kann. Deshalb ist es heute anders aber immer noch aktuell. Im Jahre 1973 war es eine prägnante Auseinandersetzung mit der Vergangenheit; heute zeigt es Gefahren, die uns in anderer Art und Weise erneut bedrohen.
Quelle: Egon Monk, Hans Fallada u. a. www.youtube.com
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