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Zeit und Geschichte

Gestern & Heute: Allende plädiert für eine demokratische Wirtschaft

Achim Engelberg
Dr. phil.
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Achim EngelbergDonnerstag, 15.12.2022

Vor 50 Jahren sorgte eine Rede des chilenischen Präsidenten Salvador Allende vor der UNO für Aufsehen.

Ariel Dorfman, der gerade an einem Roman über diese Zeit schreibt und den viele durch die meisterhafte Verfilmung seines Theaterstücks Der Tod und das Mädchen durch Roman Polanski kennen, erinnert daran.

Ein Jahr später war Allende tot, der demokratische Aufbruch weggeputscht und der Gewaltherrscher Pinochet an der Macht. Viele starben, viele flohen.

Die Rede vor der UNO war Teil einer Reise, auf der er den Fokus auf sein gefährdetes Land lenken wollte und seinen Versuch eines demokratischen Sozialismus vorstellte.

Ariel Dorfman würdigt diesen halb vergessenen Akt, da er ihm immer noch aktuell erscheint. Es war 

ein beispielloser revolutionärer Ablauf, der jedoch von Kräften sowohl im Inland als auch von jenseits der chilenischen Grenzen bekämpft wurde. Gegen die Linksregierung hatten sich mächtige Widersacher formiert: die CIA, Nixon und seine graue Eminenz Henry Kissinger, multinationale Konzerne, internationale Finanzinstitutionen, verbündet mit einer fanatischen konservativen Opposition innerhalb Chiles selbst, die sich immer stärker bewaffnete und gewalttätiger wurde.

Immer wieder plädierte Allende, nicht den diktatorischen Weg des damals real existierenden Sozialismus zu gehen mit Gulag und Mauern. Für ihn stand fest:

Große Veränderungen werden friedlich vollzogen, indem die gesellschaftlichen Freiheiten gestärkt sowie kulturelle und ideologische Vielfalt respektiert werden – im festen Vertrauen auf die Überzeugung, dass Demokratie im Wirtschaftsleben erreicht werden kann mittels eines Maximums an politischer Freiheit.

Dorfman zitiert Allende, der das Paradox der Unterentwicklung in Afrika, Asien und Lateinamerika so beschreibt:

Wir sind potentiell reiche Länder, und dennoch leben wir in Armut. Wir ziehen von Tür zu Tür, um Kredit und Hilfe zu finden, und dennoch – ein echtes Paradox in Übereinstimmung mit dem kapitalistischen Wirtschaftssystem – sind wir Großexporteure von Kapital.

Allendes analysierte die Ausbeutung der Entwicklungsländer, rief zur Solidarität mit Chile auf und plädierte für Zusammenarbeit, da die großen Gefahren nur gemeinsam überwunden werden können.

Er nannte Kriege, Rassismus, Nuklearwaffen, noch nicht die Klimakatastrophe.

Wer neugierig geworden ist: Hier findet man größere Auszüge aus der UNO-Rede.

Der chilenische Präsident Allende klagt an: ein in vielen Ländern der Dritten Welt, die heute als globaler Süden firmiert, aufgedrängtes Entwicklungsmodell, das er bezeichnet als ein Modell

der reflexhaften Modernisierung, das, wie technische Studien und die tragischsten Realitäten zeigen, immer mehr Millionen von Menschen von den Möglichkeiten des Fortschritts, des Wohlergehens und der sozialen Befreiung ausschließt und sie zu einem untermenschlichen Leben verdammt. Es ist ein Modell, das zu immer größerer Wohnungsnot führen wird, das immer mehr Bürger zu Arbeitslosigkeit, Analphabetismus, Unwissenheit und physiologischem Elend verdammt.

Er will nicht nur die parlamentarische Demokratie, sondern will auch die Wirtschaft demokratisieren,

damit die Produktionstätigkeit entsprechend den Bedürfnissen und den gesellschaftlichen Erwartungen und nicht im Interesse des individuellen Profits erfolgt.

Der Generalbass dieser denkwürdigen Rede könnte mit Brecht lauten:

Kameraden, sprechen wir von den Eigentumsverhältnissen.


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Kommentare 1
  1. Cornelia Gliem
    Cornelia Gliem · vor mehr als ein Jahr

    1919 sind wir stehen geblieben was Demokratie in der Wirtschaft u.a. betrifft. und 1949 haben wir es zwar gesagt aber nicht verwirklicht: Eigentum verpflichtet und Möglichkeiten zur Vergesellschaftung...

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