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Zeit und Geschichte

3 Lektionen aus den 1950er-Jahren, die Berlin nicht verstanden hat

Dirk Liesemer
Autor und Journalist
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Dirk LiesemerMontag, 20.11.2023

Bei den allermeisten Stücken, die ich piqe, geht es mir um neue Informationen, ungewöhnliche Perspektiven und überraschende Einschätzungen. Ob ich mit den Meinungen, die mitschwingen oder ausgesprochen werden, d'accord bin, ist dabei oft nicht so wichtig. Selten kommt es jedoch vor, dass ich gar nicht weiß, was ich von einer Argumentation halten soll. Jetzt ist es mal wieder so weit.

Roderick Parkes, Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, hat in der Zeitschrift Internationale Politik ein Essay über die Außenpolitik von Olaf Scholz geschrieben – und wirft diesem darin Geschichtsvergessenheit vor. Diese führe dazu, schreibt der Autor, dass Deutschland seine europäischen Partner – insbesondere Frankreich und Polen – immer wieder falsch einschätze und missverstehe. Unter anderem schreibt er:

Vielmehr ist es Deutschland, das nicht weiß, wie Interessen und Beziehungen zusammengehen. Es stellte Versöhnung (mit Frankreich, Israel und Russland) über gewöhnliche Diplomatie und damit Beziehungen über Interessen.

Es gibt Aussagen, die ich nicht teile oder nicht verstehe. Etwa: "Die EU ist Scholz zufolge ein Gegenstück nicht nur zum Nationalismus, sondern auch zum europäischen Imperialismus. Das jedoch ist schlicht falsch. Die EU war eine Fortsetzung des europäischen Imperialismus." Okay, aber warum? Hat "Brüssel" irgendwo Kolonien? Und wieso "war eine Fortsetzung"? Wann war das denn – und seit wann wäre das denn dann nicht mehr der Fall?

Interessant ist sein Punkt, dass jedes Land eigene historische Bezugspunkte habe, was erst einmal noch nicht so überraschend ist, aber besonders Deutschland tendiere dazu, zwei Ereignisse – und die Schlüsse, die es daraus gezogen hat – zu verallgemeinern: die Ereignisse von 1939 und 1989, sprich: der Beginn des Zweiten Weltkriegs und der Fall der Berliner Mauer. 

Stattdessen macht Roderick auf drei Ereignisse aufmerksam, die hierzulande sträflich unterschätzt würden: Die Bandung-Konferenz von 1955 (von der in der Tat selten zu lesen ist), die Suez-Krise, als sich Europa letztmals für autonom erklärt habe, und, drittens, eine verpasste Chance in Südvietnam, ebenfalls im Jahr 1955. Wenn Europa künftig eine positive Rolle spielen wolle, sollte sich Scholz – so der Autor – an die Lektionen der 1950er-Jahre erinnern. 

Wie geschrieben, ich weiß nicht, was ich von Rodericks These halten soll – ob also die Jahre 1955/56 wirklich derartig wichtige Erkenntnisse bereithalten –, aber vielleicht übersehen wir da ja tatsächlich etwas.

3 Lektionen aus den 1950er-Jahren, die Berlin nicht verstanden hat

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Kommentare 2
  1. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor 5 Monaten

    Zumindest bringt der Autor seine Sicht sehr dezidiert vor. Und sie ist bedenkenswert. Das die Akteure der Außenpolitik ihre Mitspieler (Gegner oder Alliierte) immer wieder falsch einschätzen und missverstehen, sollte uns eigentlich klar sein. Man vergißt es nur oft. Gerade ja wieder. Schon der konkrete Hinweis darauf scheint mir interessant. Und die deutsche Außenpolitik mit ihrer oft moralischen Überhebung sollte sich das hinter die Ohren schreiben.

  2. Dennis Schmolk
    Dennis Schmolk · vor 5 Monaten

    Einordnen kann ich das auch nicht, aber bzgl. der "europäischen Kolonien" konstatiert der Artikel: "[Die Deutschen] vergessen dabei, dass die Franzosen nach dem Verlust von Vietnam und dem Beginn des Krieges in Algerien den EU-Vorläufer als Mittel betrachteten, ihre afrikanischen Kolonien zu sichern."

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