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Volk und Wirtschaft

"Nicht länger nichts." Geschichte der Arbeiterbewegung

Torsten Schubert
Journalist, Autor
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Torsten SchubertDonnerstag, 23.04.2020

Die Rechte der Arbeitnehmer sind heute selbstverständlich. Auch wenn es immer wieder Streitpunkte und Rückschläge gibt, sind die Arbeiter von heute weitgehend gut abgesichert und die Gewerkschaften ein akzeptierter Teil der Gesellschaft. Allerdings war das nicht immer so und musste hart erkämpft werden. Die vierteilige Dokumentation auf Arte rollt die Geschichte der Arbeiterbewegung auf und macht die Entwicklung im Zeitraffer sichtbar.

Die Herausbildung eines neuen industriellen und kommerziellen Textilgewerbes bewirkte im England des beginnenden 18. Jahrhunderts die Landflucht von Kleinbauern und selbstständigen Webern. Um ihr Überleben zu sichern, bedienten sie fortan zusammen mit Tausenden anderen Lohnempfängern die mechanischen Webstühle in den riesigen Fabriken der Textilgroßhändler. Es war die Geburtsstunde der englischen Arbeiterklasse. Das profitorientierte Fabriksystem zwang die Arbeiter dazu, sich einer neuen Disziplin und Zeiteinteilung unterzuordnen. Im Zuge der industriellen Revolution im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts verschlimmerten sich die bereits ohnehin unmenschlichen Arbeitsbedingungen. Durch den Einsatz von neuen Maschinen wurden die Arbeiter zu bloßen Rädchen in der Produktionskette. Das war ein radikaler Umbruch. Doch mit Ausnahme einiger sporadischer und spontaner Aufstände ergaben sich die Arbeiter in ihr Schicksal und erduldeten die Ausbeutung. Es dauerte mehrere Jahrzehnte, bis sich organisierte Arbeiterbewegungen herausbildeten, die für bessere Arbeitsbedingungen kämpften. Dabei ging die Arbeiterbewegung im Geiste der Französischen Revolution von 1789 auch ein – teilweise schwieriges – Bündnis mit den britischen Liberalen ein. Ihre Forderungen waren sozialer und politischer Natur: die Regelung von Kinderarbeit, korrekte Löhne und Arbeitszeiten, gewerkschaftliche Freiheit, Streikrecht und allgemeines Wahlrecht. In den 1820er Jahren, nach jahrzehntelangen Niederlagen, war die britische Arbeiterklasse für den Aufstand gewappnet.

Beschäftigt sich der erste Teil mit dem Beginn der Arbeiterbewegung in England, beleuchtet Teil zwei die Anfänge in Frankreich. Schließlich geht der dritte Teil auf ein weitgehend unbekanntes Kapitel der Arbeiterbewegung ein: Der Beschäftigung mit Ernährungswissenschafter, Ergonomie und Arbeitergymnastik – im Dienste der Moderne und des Fortschritts. Aber auch auf den beginnenden Faschismus.

Ende des 19. Jahrhunderts erkannten aufgeklärte Arbeitgeber, dass die Belegschaft genauso zum Betriebskapital eines Unternehmens zählt wie der Maschinenpark. Damit dieses „Humankapital“ gute Leistung erbringen konnte, musste es gut genährt werden. So wurden die zur Wiederherstellung der Arbeitskraft erforderlichen Kalorien errechnet, die Muskelermüdung ermittelt und die Arbeitsabläufe optimiert, um mehr Rendite zu erzielen. Es war die Geburtsstunde der Ernährungswissenschaft, der Ergonomie und der Gymnastik im Betrieb – im Dienste der Moderne und des Fortschritts. Die Fließbandarbeit, die schon 1871 in den Schlachthöfen von Chicago Einzug gehalten hatte, setzte sich zunächst nicht durch, fand aber nach dem Ersten Weltkrieg neuen Zuspruch. Auch die Rationalisierung der Produktion und die Grundsätze der wissenschaftlichen Betriebsführung standen hoch im Kurs, obwohl sich die Arbeiter vehement dagegen zur Wehr setzten. Der Sturz des Zarenregimes 1917 weckte die Hoffnung auf eine sozialistische Weltrevolution, doch die Linke war alles andere als eine geschlossene Bewegung. Als die Arbeiter in Deutschland 1919 und 1920 zu den Waffen griffen, wurden ihre Aufstände von der Reichswehr und rechten Freikorps im Auftrag der regierenden Sozialdemokraten blutig niedergeschlagen. Angesichts fortdauernder Krisen und steigender Arbeitslosigkeit gewannen in Italien schließlich ab 1922 der Faschismus und in Deutschland ab 1933 der Nationalsozialismus die Oberhand. Die neuen Ideologien gaben vor, Sozialismus und Nationalismus zum Wohle des Arbeiters miteinander zu versöhnen. In Wirklichkeit jedoch zerschlugen sie die Arbeiterbewegung und verkündeten ein „Ende des Klassenkampfs“.

Der vierte Teil hinterfragt schließlich, ob wir uns heute angesichts der Deindustrialisierung am Ende der Arbeiterbewegung befinden oder sie in neuer Form wiedererstarkt. 

Die vierteilige Dokureihe ist noch bis zum 26. Juni 2020 in der Arte-Mediathek zu sehen.

"Nicht länger nichts." Geschichte der Arbeiterbewegung

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