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Volk und Wirtschaft

Der Überfall auf die Ukraine – Krieg als Teil der Erwerbskunst?

Thomas Wahl
Dr. Phil, Dipl. Ing.
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Thomas WahlFreitag, 01.04.2022
Warum führen Menschen so viele Kriege? Diese Frage stellt sich leider immer wieder und ist gerade sehr aktuell. Dabei sind Krieg und Wirtschaft auf verschiedene Weise verbunden, wie der Autor nachweist:
Geld, Ressourcen und ökonomische Macht sind entscheidende Faktoren des Krieges, und zwar in allen Phasen militärischer Auseinandersetzungen: als Ursache für Angriffe auf andere Staaten, als Faktor für Sieg und Niederlage und im Nachhinein, wenn es darum geht, welche Folgen ein Krieg verursacht.
Oft wird der Drang nach den Reichtümern der Nachbarn als wesentlicher Grund seit Urzeiten genannt – fruchtbare Landstriche, wertvolle Rohstoffe und zu versklavende Menschen waren immer eine ökonomische Versuchung, Gewalt anzuwenden.
Die Wikinger machten im Frühmittelalter Raub und Überfall zu ihrem Geschäftsmodell. Und auch später, beispielsweise in der Phase des Merkantilismus, in dem der Export von Edelmetallen oft untersagt war, war die Plünderung eine der wenigen Möglichkeiten, um an bestimmte Materialien zu gelangen.
Und so wurde in den Wirtschaftswissenschaften immer wieder über die möglichen positiven ökonomischen Effekte der Kriege diskutiert – sozusagen über den "Krieg als Teil der Erwerbskunst". Putin nennt die angeblichen Nazis in Kiew, einen erfundenen Völkermord im Donbass, die militärische Bedrohung durch die Ukraine und NATO als Kriegsgründe. Aber auch die historische und kulturelle Zugehörigkeit zum großrussischen Reich, die gemeinsame Abstammung der Bevölkerungen werden angeführt. Ob das die wahren Gründe sind, das weiß wohl nur Putin allein. 

Aber eine Reihe von Ökonomen, wie etwa David Clowes und Jökull Hafthor Johannesson, sehen ökonomische Ursachen hinter den seit Jahren andauernden russischen Aggressionen gegen die Ukraine. Demnach geht es um die russischen Interessen als Exporteur von Erdgas und Öl. In einem schon 2020 erschienenen Beitrag argumentieren die beiden Forscher:
Our findings reveal that Russia is critically dependent on revenue from gas exports to Ukraine and the European Union, but also that Ukraine’s energy deposits and pipeline system have the potential to be a direct competitive threat to Russia’s energy exports. This paper argues that this was the underlying reason and main causal pathway leading to Russia’s annexation of Crimea and the subsequent war in eastern Ukraine.
Damit ist der Artikel beim zweiten relevanten Punkt in den Beziehungen zwischen Wirtschaft und einem größeren Krieg – der Ausrichtung der Volkswirtschaft auf die Erfordernisse des Krieges. Man nennt das gewöhnlich "Kriegswirtschaft".

Gerade unsere deutsche Geschichte kennt aus den beiden Weltkriegen Beispiele, wie eine Volkswirtschaft 'planvoll' für den Krieg umgestaltet wird. Ein zentral planendes Kriegsministerium etwa
ist ein typisches Merkmal. Männer werden von ihren Arbeitsplätzen ab- und in die Armee eingezogen. Dadurch sinkt die Arbeitskraft in der Wirtschaft und oft auch die Produktivität der Industrie. Unternehmen, die dazu in der Lage sind, werden zwangsmäßig oder vor der Drohkulisse einer drohenden Kriegsniederlage darauf ausgerichtet, Waffen, Uniformen und anderes Kriegsgerät zu produzieren. Der Verbrauch von Rohstoffen wird reglementiert und Branchen entzogen, die nichts mit dem Krieg zu tun haben, der Preismechanismus wird ausgesetzt. Es entsteht eine Miss­allokation, die für Kriegszwecke Sinn ergeben kann, aber die Wirtschaft ansonsten schwächt. Die Nahrungsmittelproduktion wird zudem möglichst hochgefahren …
Putin hatte versucht, seine Volkswirtschaft auf den Krieg und mögliche Sanktionen vorzubereiten. Und er hoffte auf einen schnellen Sieg, der eine langfristige Kriegswirtschaft unnötig machen würde. Er scheint sich verrechnet zu haben. Die langfristigen Folgen zeigt der Artikel ebenfalls, u. a. am Beispiel Deutschlands aus einer Studie von Albrecht RitschlThe pity of peace: Germany's economy at war, 1914–1918 and beyond (Cambridge University Press: 23 July 2009).
The economic history of Germany's Great War appears intellectually unexciting. It is the story of a failed blitz campaign and a subsequent war of attrition. It is the chronicle of disappointed expectations, painful adjustment, and of quixotic efforts to ignore reality. It is the account of an insufficient resource base, and probably of misallocation and disingenuous economic planning. And, last, it is the story of a half-constitutional yet undemocratic system in denial of defeat, unable to compromise, unable to make peace, finally drawing the whole of society into the abyss of its own political and military collapse.
Das klingt ziemlich prophetisch in Bezug auf den Ukrainekrieg Russlands. Hoffen wir, dass die langfristigen Folgen für das russische Volk, für seine Nachbarn nicht so dramatisch sein werden, wie damals durch den Weg Europas in den Zweiten Weltkrieg. Vielleicht lernen ja die Konfliktparteien aus der Geschichte. Zumindest nach dem Krieg.
Der Überfall auf die Ukraine – Krieg als Teil der Erwerbskunst?

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