In der Nische gibt es US-Serien, die sich mit sozialen Fragen und Ungerechtigkeiten beschäftigen, bereits seit einiger Zeit. Doch Amazon Video erreicht mit der Transgender-Geschichte „Transparent“ genauso wenig die Zuschauer-Massen wie Netflix mit dem Minderheiten-Drama „Orange Is The New Black“. Es könnte aber sein, dass Serien wie diese tatsächlich den Weg geebnet haben: Die Suche nach der gesellschaftlichen Relevanz ist auch im amerikanischen Mainstream-Fernsehen angekommen. Die großen, frei empfangbaren Sender wie ABC oder CBS bringen nun Serien auf den Massen-Markt, die sich mit brennenden sozialen Fragen beschäftigen. Das US-Branchenmagazin „Variety“ hat dieser Entwicklung eine Titelstory gewidmet. Die Autoren führen die Entwicklung einerseits auf die Risse zurück, die seit einiger Zeit in der amerikanischen Gesellschaft zu Tage treten - Fronten, wenn es um Rassenfragen, Religion, Sexualität, Gender oder Politik geht. Andererseits spielen Veränderungen in der TV-Industrie eine Rolle, die sich lange angebahnt haben. 

Für uns, das Publikum in Deutschland, bedeutet das: Die Serien, die aus den USA zu uns kommen, werden noch besser, weil sie sich mit relevanten Fragen beschäftigen. Das ist gut. 

Schlecht ist, dass die deutsche TV-Industrie dieser Entwicklung hinterherhinkt und für Deutschland typische gesellschaftliche Fragen bisher nicht an erster Stelle stehen, wenn es um Serienproduktion geht. Aber: Es tut sich etwas. Für Arte wird an einer Mini-Serie über das Thema Flüchtlinge in Europa gearbeitet, der deutsche Bezahlsender TNT Serie wird im Mai mit „4 Blocks“ eine eigenproduzierte Serie zeigen, die im Milieu eines arabischen Familienclans in Berlin-Neukölln spielt.