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Volk und Wirtschaft

USA – eine reiche Gesellschaft mit einigen sehr armen Menschen?

Thomas Wahl
Dr. Phil, Dipl. Ing.
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Thomas WahlFreitag, 23.09.2022

Wie beurteile ich, möglichst differenziert, die Wohlstandssituation eines Landes? Wann ist es als reich oder arm zu beschreiben? Noah Smith geht dem in seinem Blog mit vielen interessanten, beeindruckenden statistischen Vergleichen (unbedingt mal ansehen!) nach und fragt: Sind die USA eine "schlechte Gesellschaft mit einigen sehr reichen Menschen" oder eine reiche Gesellschaft mit einigen sehr armen Menschen?

Es ist unbestreitbar wahr, dass Amerika ungleicher ist als die meisten anderen reichen Nationen. Wir haben ein sehr reales Armutsproblem; die unteren 10% unserer Bevölkerung leiden viel mehr, als sie sollten. Und ja, mehr Umverteilung von oben würde dazu beitragen, dies zu lösen, obwohl das bei weitem nicht das Einzige ist, was wir brauchen – um echten Wohlstand für die Armen und die Arbeiterklasse zu schaffen, müssen wir das Angebot an Dingen wie Gesundheitsversorgung und Kinderbetreuung erhöhen sowie die öffentliche Sicherheit und die öffentliche Gesundheit verbessern.

Was sind aber die Maßstäbe, um die Situation des Landes als Ganzes zu beurteilen? Es sind schließlich die Menschen zwischen dem 10. und dem 90. Perzentil der Einkommensverteilung, die die große Mehrheit der Bevölkerung stellen. Und ihre wirtschaftliche Situation prägt weitgehend die Stimmung des Landes. Aber die wirtschaftliche Situation der breiten Mitte der amerikanischen Klassenstruktur ist nach den Statistiken, die Smith anführt, besser als in anderen reichen Ländern. Er argumentiert weiter, dass das insgesamt höhere durchschnittliche Einkommen in den USA die schädlichen Auswirkungen höherer Ungleichheit teilweise aufheben. Nimmt man als Maß für Ungleichheit die relative Armutsrate (Prozentsatz der Bürger, die mit oder unter der Hälfte des mittleren Einkommens leben), waren das in den USA im Jahr 2019 17,8 % – mehr als in anderen wohlhabenden Staaten. Das bedeutet, dass ein Mitglied der Arbeiterklasse, das am Rande der (relativen) Armut steht, in einem Haushalt lebte, der 21.400 Dollar pro Jahr verdiente. Das entspricht ungefähr dem mittleren Einkommen der Haushalte in Japan und etwa 84 % des mittleren Einkommens der Haushalte in Großbritannien.

Mit anderen Worten, ein Amerikaner der Arbeiterklasse am Rande der Armut verdient so viel wie ein Mensch aus der Mittelschicht in einigen anderen reichen Ländern.

All die im Artikel angeführten umfangreichen Beispiele und Statistiken zeigen, der typische amerikanische Mittelschichtler lebt materiell ein verschwenderischeres Leben als seine Kollegen in Europa oder anderen reichen Nationen. Noah Smith zieht daraus den Schluss:

Die amerikanische Mittelschicht hat viele Probleme – abnehmende Aufwärtsmobilität, Waffengewalt, Alkoholismus, Opiate, Familienzusammenbruch und soziale Spaltungen. Aber sie sind keine armen Menschen, nach den Maßstäben einer Nation. Und sie als solche zu charakterisieren – sich vorzustellen, dass die Probleme der amerikanischen Mittelschicht weitgehend durch eine Umverteilung der Einkommen des 90% Perzentil behoben werden können – ist eine Ablenkung von den wirklichen Problemen und den wirklichen Lösungen. 

Umverteilung kann sicher helfen, Amerikas hohe Armutsrate zu verringern. Aber für die sozialen Probleme der Mittelschicht sieht Smith keine so einfachen Lösungen. Leider bleiben seine Vorschläge vage und unscharf. Er sieht schon die höhere Lebensqualität in europäischen Sozialstaaten – z. B. weniger Kriminalität, niedrigere Fettleibigkeitsraten und kürzere Arbeitszeiten. Aber so richtig es ist, nicht allein auf die Armutsquote zu schauen, so sehr fehlt ein Konzept für die "wirklichen Probleme", die Noah Smith auch gar nicht klar benennt. Vielleicht ist es ja gerade der überbordende materielle Wohlstand, der ohne viel Bewusstsein und Sinn konsumiert wird?
USA – eine reiche Gesellschaft mit einigen sehr armen Menschen?

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Kommentare 2
  1. Marcus von Jordan
    Marcus von Jordan · vor mehr als ein Jahr

    Umverteilung ist ja auch ein weicher Begriff und nicht zwangsläufig nur alternativ zur Bekämpfung anderer Missstände zu sehen, sondern vielleicht sinnvoll zu kombinieren mit besseren Sozialsystemen und mehr Bildung?

    1. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als ein Jahr

      Ich denke auch, die Mischung macht es. Und Versuch mit Irrtum ….

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