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Zeit und Geschichte

Rassismus in Afrika - damals und heute?

Thomas Wahl
Dr. Phil, Dipl. Ing.
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Thomas WahlSamstag, 20.05.2023

Nach einer Lesart gibt es "Rassismus" nur von Weißen. In "Afrika is a Country" nimmt Haythem Guesmi, ein tunesischer Schriftsteller und Kritiker, die afrikanischen Sichtweisen untereinander auf's Korn. So bemühte Anfang des Jahres der tunesische Präsident Kais Saied während eines Treffens mit dem Nationalen Sicherheitsrat ein rassistisch klingendes Narrativ und begründete damit die Ausweisung von schwarzen Migranten ohne Papiere aus Tunesien.

Saied behauptete, dass die Einwanderung eine Verschwörung sei, die darauf abzielte, die demografische Zusammensetzung seines Landes zu ändern. Er alarmierte sein Land damit,, dass "das nicht erklärte Ziel der aufeinanderfolgenden Wellen der illegalen Einwanderung darin bestehe, Tunesien als rein afrikanisches Land ohne Zugehörigkeit zu den arabischen und islamischen Nationen zu betrachten".

Diese Äußerungen des Präsidenten lösten eine Welle von Gewalt und Hass gegen Tausende von in Tunesien lebende Schwarzafrikaner aus. Wobei schwarze tunesische Bürger nur 10 Prozent der Bevölkerung des Landes ausmachen. 

Das wirft ein Schlaglicht auf die anhaltende Diskriminierung und Herabstufung von Schwarzafrikanern in Tunesien und der arabischen Welt aber auch im Rest von Afrika. Und sie erhellt auch die Nachwirkungen des arabischen Kolonialismus und Sklavenhandel. Natürlich versuchen viele Araber heute die Beteiligung ihrer Vorfahren an der Versklavung von Schwarzafrikanern als ein unbedeutendes Ereignis hinzustellen, das eben typisch für seine Zeit war.

Der arabische Sklavenhandel, der sich auf die Sklaverei in der arabischen Welt bezieht, war jedoch eine entscheidende Phase bei der Versklavung der Schwarzafrikanern. Schwarze Afrikaner wurden auf Märkte in der ganzen arabischen Welt transportiert und dort verkauft. Über tausend Jahre, vom 7. bis zum 20. Jahrhundert, wurde eine beträchtliche Anzahl von Schwarzen in Ostafrika und am Horn von Afrika versklavt.

Man schätzt, dass im Laufe der Jahrhunderte rund 17 Millionen Schwarze - unter maßgeblicher Beteiligung einheimische Herrscher - in arabische Länder verschleppt wurden. Die Nachwirkungen dieses arabischen Sklavenhandels auf das Afrika südlich der Sahara sind tiefgreifend und nachhaltig. 

Dazu gehören die Vertreibung von Bevölkerungen, der Verlust des kulturellen Erbes und die Fortdauerung sozialer Ungleichheiten. Es hat einen unauslöschlichen Eindruck auf der Seele Afrikas hinterlassen. Es hat eine anhaltende Kluft zwischen Nord- und Subsahara-Afrikanern geschaffen. Und die Sahara hat sich seitdem in einen Raum der Gewalt und Einsamkeit verwandelt.

Sicher findet man in Afrika beides. Einerseits die Ideale der Solidarität und Brüderlichkeit, die den antikolonialen Kampf und den kurzen Fortschritt nach der Unabhängigkeit geprägt haben. 

Auf der anderen Seite gibt es die Wiederbelebung der zurückgedrängten sozialen Herrschaft der Nordafrikaner über den angeblich zweitklassigen Status der schwarzen Afrikaner. 

Das führte u.a. zu einer räumlichen und ideologischen Spaltung des Kontinents und teilte ihn in zwei Identitäten auf. Jüngste Erregungswelle ist wohl die "Kleopatra-Kontroverse", der Streit um Kleopatras rassische Identität, ausgelöst durch eine NETFLIX-Serie. Auf der einen Seite betrachten

Ägypter und Schwarzafrikaner …… das alte Ägypten als ein Symbol für Exzellenz und als Beweis für ein reiches kulturelles Erbe, das geehrt und geschützt werden sollte. Mehrere Gruppen setzten sich dafür ein, die alte Zivilisation der Pharaonen als eine schwarze Zivilisation zu betrachten.

Andererseits fühlen sich viele hellhäutigere Nordafrikaner eher als "Weiße" mit höherem Prestige. Und so schließt der Artikel mit der traurigen Feststellung:

Die immer wiederkehrenden Kontroversen um die rassische Identität und das vorkoloniale Erbe, die das Zusammentreffen von Afrikanern auf beiden Seiten der Sahara erschweren, sprechen für den desillusionierten Zustand eines Kontinents, der seinen Weg verloren hat. Uns bleibt nur ein tiefes Gefühl der Spaltung zweier Afrikas, das uns weiterhin zutiefst entfremdet.


 Rassismus in Afrika - damals und heute?

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