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Feature über ein Leben an der Grenze der Gesellschaft

Susanne Franzmeyer
Piqer für Radio Features
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Susanne FranzmeyerDienstag, 14.03.2023

"Wie kann ich jemand mit nem Kilo Crystal Meth im Rucksack in nen Zug setzen und kein Ticket kaufen? Das ist doch Bullshit, oder?"

Mit "Der Grenzläufer - Ein Leben an der Grenze der Gesellschaft" ist dem Autor Jörn Klare wieder einmal ein spannendes Feature gelungen. Er begleitet einen Menschen, Herrn P., dessen Leben von Drogenkonsum, Beschaffungskriminalität, brutaler Gewalt und Haftstrafen, aber auch von Hoffnung, Wiedereingliederung, Kreativität und (Über)lebenswillen gekennzeichnet ist.

"Also beim Kokain würde ich schon sagen, das ist der 'kleine Teufel'. Zum Heroin - - - - - ja, wie so ne gelegentliche Affäre."

Mit einer unglaublichen Offenheit erzählt der hier Porträtierte dem Autor von den Höhen und Tiefen seines Lebens. Zwischendurch gibt es kleine Einblicke in seine Welt durch selbst gereimte Raptexte:

Ihr wisst, ich will hoch, doch ich falle wie ein Stein.

Doch wenn ihr mir in der Runde hier die Hand jetzt nicht mehr reicht,
verlier' ich nicht den Mut, aber verliere dann mein Heim.
Ich würd' gehen, aber was, wenn ich nicht weiter weiß?
Und was ist, wenn auch in mir die Sonne nicht mehr scheint?
Ich steh am Fenster, blick' nach draußen, es ist kalt..."

In den Gesprächen wirkt er reflektiert, besonnen, nachdenklich. Kaum zu glauben, von welchen Abgründen er auf der anderen Seite berichtet. Er hat schlimme Dinge erlebt, hat selbst Schreckliches getan. Aber der Mann hat auf jeden Fall was im Kopf. Von sich selbst sagt er, er sei Täter und Opfer zugleich, er sei beides. Denn schon sein Zuhause war vom Drogenkonsum der Eltern, Prostitution der Mutter und Gewalterfahrungen geprägt, so auch ein Erlebnis mit 13 Jahren, das ihm heute noch nahe geht:

"Bei Heroin, da war das ganze noch mal anders. Und da gab es auch ne Schlüsselsituation bei uns zu Hause. Da ging es sehr, sehr, sehr rabiat ... sind ein paar Jungs aufeinander losgegangen, da ging es um Geld, irgendwie gab es da wahrscheinlich Missverständnisse, auf jeden Fall wurde damals auch ein Messer gezückt und auch benutzt, und ich war halt mittendrin und bin halt rausgelaufen aus der Situation in mein Zimmer. (...) Und hatte eigentlich vor, mir einen Joint zu bauen und auf jeden Fall zu kiffen. Und ein Verwandter ist dann hinter mir her in mein Zimmer gekommen und hat mir dann, statt mich kiffen zu lassen, das Blech unter die Nase gehalten und gesagt, hier, rauch das mal, dann wird's angenehmer. Also auch gerade jetzt, was die Gefühle anging bezüglich dieser Situation, die kurz vorher gewesen ist. Und es hat auch funktioniert, erschreckenderweise - also, jetzt im Nachhinein gesagt - weil, hätte es nicht funktioniert, wäre ich vielleicht auch nicht dabei geblieben. Aber es hat funktioniert, und es hat mich auch irgendwie angeturnt. Und da auch immer genug da war, musste ich mir auch um Entzug keine Sorgen machen. Wobei ganz am Anfang dir ja sowieso keiner sagt, es macht dich entzügig, und achte drauf und so und so. Darüber wird keiner sprechen, also es sagt dir keiner."

Herr P. ist den Drogen nicht vollends verfallen, doch sie begleiten ihn und werden es wohl weiterhin tun. Auch, wenn er in Abständen immer mal wieder "konsumiert" – er nimmt regelmäßig Substitute, bleibt stabil, scheint sein Leben halbwegs in den Griff zu bekommen. Das wird auch honoriert: Er arbeitet als Streetworker, hilft selbst Menschen in der 'Szene'. Ihm wird viel Vertrauen entgegengebracht.
Und die Hörerschaft ist am Ende sogar dabei, wenn sich eine nie dagewesene Chance für den "Grenzläufer" bietet, die alles – vielleicht dauerhaft? – zum Guten verändern könnte. Wunderbar in Szene gesetzt von Regisseurin Friederike Wigger.

Feature über ein Leben an der Grenze der Gesellschaft

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Kommentare 1
  1. Charly Kowalczyk
    Charly Kowalczyk · vor einem Jahr

    Ein grandios, gutes Stück. Und so verdammt ehrlich. Kein Illusionen über den Drogenumgang, und keine Verteufelung. Zu allem noch dazu: Der "Grenzläufer" ist ein richtig guter Erzähler.

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