„Die Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich.“ Dieses angebliche Zitat von Mark Twain ist wohl eher Erfindung des Internets. Es verbreitet sich sicher auch deshalb so gut, weil es erstaunlich häufig stimmt. So auch hier: Im Jahr 1977 begann die französische Raumfahrtagentur CNES, eine Raumfähre zu planen. Das Projekt bekam den Namen Hermes, und als es einige Jahre später zu teuer für Frankreich allein wurde, übernahm es die Europäische Raumfahrtagentur (ESA). Hermes sollte sechs, später bis zu drei Astronautinnen und Astronauten ins All und wieder zurück zur Erde bringen. Ganze 15 Jahre später und nach der Investition von über zwei Milliarden Euro wurde Projekt Hermes eingestellt. Denn Europa brauchte kein eigenes Raumschiff mehr, seit neben der NASA auch russische Sojus-Raumschiffe für ESA-Astronauten offen standen.

Seither sind 30 Jahre vergangen und Europa ist beinahe zurück am Ausgangspunkt. Noch können ESA-Astronauten auf russischen und US-amerikanischen Raumschiffen mitfliegen, im Tauschhandel für europäische Hardware auf der Raumstation. Aber das Ende der ISS ist angezählt und nach ihr sollen kommerzielle Raumstationen die Forschung im Orbit übernehmen, während die NASA die Mondoberfläche besuchen will. Und Europa? ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher und der Astronaut Alexander Gerst trommeln derzeit für eine europäische Lösung. Nachzulesen im Magazin Die Weltraumreporter:

Was macht Europa? Wird Europa dann sozusagen ein Zimmer im Weltraumhotel mieten und seine Experimente durchführen? Wird Europa etwas Eigenständiges machen? All diese Fragen sind Teil der Diskussion, die ich gerade mit Politikern anstoße. Ich habe noch keine Antworten, aber ich will, dass man sich mit diesen Fragen beschäftigt.

Die Debatte ist noch nicht abgeschlossen, denn natürlich könnte die ESA einfach aus der astronautischen Raumfahrt aussteigen. Sie könnte auch Crewsitze in den USA oder Russland kaufen. Oder die ESA entwickelt ein eigenes Raumschiff. Wieder einmal.