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Klima und Wandel

Klimaschutz? Von wegen. Neuer Emissionsrekord!

Nick Reimer
diplomierter Energie- und Umweltverfahrenstechniker, Wirtschaftsjournalist und Bücherschreiber
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Nick ReimerDonnerstag, 10.03.2022

Das gab es noch nie in der Menschheitsgeschichte: Im vergangenen Jahr ist die weltweite Produktion von Treibhausgasen gegenüber dem Vorjahr um 6 Prozent gestiegen. Sechs Prozent! Laut einer Erhebung der Internationalen Energieagentur IEA wuchsen die energiebedingten Emissionen 2021 auf rund 36,3 Milliarden Tonnen an – eine Zunahme von über zwei Milliarden Tonnen binnen 12 Monaten. Bislang stiegen die Emissionen im Jahresvergleich lediglich um 1,5 bis 3 Prozent. Gesunken sind sie noch nie – trotz weltweiter Klima-Diplomatie, Kyoto-Protokoll und Paris-Abkommen, die ja (teilweise seit Jahrzehnten) zum Ziel haben, die Emissionen zu senken.

Zu Beginn der Industrialisierung betrug die Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre noch 280 ppm. Die Marke von 400 ppm war 2015 erreicht worden, 2018 waren es nach Messung der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) 407,8 ppm. Die Wissenschaft geht davon aus, dass spätestens bei 450 ppm die globale Durchschnittstemperatur 2 Grad über das Niveau vor der Industrialisierung steigen wird. Treibhausgase haben eine lange Lebensdauer, Kohlendioxid zum Beispiel verbleibt Hunderte von Jahren in der Atmosphäre, bevor es sich dort abgebaut hat. Das bedeutet: Selbst wenn wir jetzt mit radikalem Klimaschutz beginnen würden, die Konzentration im Treibhaus wird trotzdem weiter steigen und zwar so lange, bis die Menschheit klimaneutral lebt. Den größten Teil der Erhitzung, die wir 2050 spüren werden, haben wir daher längst ausgelöst.

Nach der IEA-Analyse stieg die besonders klimaschädliche Kohlenutzung in der Stromproduktion – vor allem wegen des Aufholeffekts nach den Lockdowns und wegen der rekordhohen Preise für die Alternative Erdgas an. Der CO2-Ausstoß durch Kohle erreichte 2021 mit 15,3 Milliarden Tonnen einen neuen Höchststand. Die Kosten für den Betrieb von Kohlekraftwerken seien in vielen EU-Ländern und den USA erheblich niedriger als die von Gaskraftwerken gewesen, schreibt die IEA. Trotzdem erreichte auch Gas mit 7,5 Milliarden Tonnen ein höheres Niveau als im Vor-Pandemie-Jahr 2019. Nur die CO2-Emissionen aus Erdöl blieben mit 10,7 Milliarden Tonnen deutlich unter dem früheren Niveau. Die IEA-Analyse zeigt auch, dass China als größter Einheizer weltweit für das CO2-Plus verantwortlich ist.

Auch Deutschland wird einen Teil zu diesem Rekordanstieg beitragen. Das Bundesumweltamt rechnet damit, dass 2021 auch in Deutschland die Emissionen angestiegen sind, Deutschlands offizielle "Emissionszählstelle" veröffentlicht die Zahlen zum Vorjahr in der Regel Ende März. Nach Zahlen der Denkfabrik Agora Energiewende waren es 33 Millionen Tonnen mehr als 2020, obwohl die Treibhausgas-Produktion doch – gesetzlich vorgeschrieben – eigentlich hätte zurückgehen müssen.

Positiv vermerkt die IEA in ihrem Bericht, dass die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien 2021 mit weltweit acht Billionen Kilowattstunden ein Plus von 500 Milliarden Kilowattstunden gegenüber 2020 erreichte. Windkraft und Photovoltaik legten um 270 Milliarden respektive 170 Milliarden Kilowattstunden zu, während die Wasserkraft wegen Dürren zurückging, vor allem in den USA und Brasilien.

Klimaschutz? Von wegen. Neuer Emissionsrekord!

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Kommentare 7
  1. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor 2 Jahren

    Michael Mann sagt aber neuerdings etwas anderes zum Verbleib des CO2:
    "For many years, the scientific rule of thumb was that a sizable amount of temperature rise was indeed locked into the earth’s climate system. Scientists believed—and told policymakers and journalists, who told the public—that even if humanity hypothetically halted all heat trapping emissions overnight, carbon dioxide’s long lifetime in the atmosphere combined with the sluggish thermal properties of the oceans would nevertheless keep global surface temperatures rising for 30 to 40 more years. Since shifting to a zero-carbon global economy would take at least a decade or two, temperatures were bound to keep rising for at least another half century.

    But guided by subsequent research, scientists dramatically revised that lag time estimate down to as little as 3 to 5 years. The updated finding is included in the IPCC’s Sixth Assessment Report, Working Group I, that made headlines last August. Indeed, it underlies the widely-now used concept of a “carbon budget”. It allows us to specify (with some uncertainty range) the maximum amount of carbon that we can still burn if we are to keep global surface warming below the critical level of 1.5C (3F).

    Most importantly, it tells us that if humanity slashes emissions to zero, global temperatures will stop rising almost immediately."

    https://michaelmann.ne...
    https://www.faz.net/ak...

  2. Dominik Lenné
    Dominik Lenné · vor 2 Jahren

    Das ist natürlich großer Mist, dieser Anstieg. Aber wir dürfen nicht übersehen, dass ein Großteil davon in Asien, speziell in China stattfand. Und wir müssen uns schon mal seelisch dafür wappnen, dass dies in den nächsten Jahren ebenfalls der Fall sein wird.
    Mit unserer neuen Regierung haben wir schon mal gewisse Chancen, die deutschen Emissionen besser in den Griff zu bekommen. Man ist dort soweit ich das sehen kann, emsig tätig und hat auch gute Leute in die Ministerialverwaltungen geholt.
    Passend dazu der momentane Bohei um ein paar Euro im Monat für Kraftstoff - hier unbedingt gegenhalten. Das ist völlig aus dem Ruder gelaufen. Es darf keine Spritpreisbremse geben und Kommunikation ist hier wesentlich.
    Ansonsten möchte ich wie immer wieder die EU-Klimapolitik in Erinnerung bringen, insbesondere das Fit-for-55-Programm. Leider sehe ich nicht, wie wir als Normalverbraucherinnen und -verbraucher hier positiv wirken können, ist zu weit oben.
    Das Klimathema unter Freunden immer wieder ansprechen und gute Argumente verteilen ist schon mal machbar.
    Ich grübele seit einiger Zeit über dem Thema "Balkonsolaranlage", bin aber noch nicht durch damit.

    1. Nick Reimer
      Nick Reimer · vor 2 Jahren

      Ein Großteil davon in Asien? Mitnichten: In Deutschland stiegen die Emissionen um 4,5 Prozent. Ich muss dringend vor diesem China-Bashing warnen: wir sind es, die seit Jahren viel zu wenig tun!

      https://www.bdew.de/pr...

    2. Dominik Lenné
      Dominik Lenné · vor 2 Jahren

      @Nick Reimer Nun ja die Emissionen können ja in Asien *und* DE ansteigen. Hier wesentlich bei der Verstromung: ein schlechtes Windjahr und der Gaspreisanstieg und Konjunkturerholung Corona. Der Unterschied zu China ist aber, dass in der EU die Emissionen nach oben begrenzt sind, jedenfalls mittelfristig. Es ist richtig, dass wir in DE pro Kopf deutlich über EU-Durchschnitt liegen (vom Weltdurchschnitt wollen wir lieber schweigen), aber China liegt seit einiger Zeit pro Kopf auch über dem EU-Durchschnitt und hat DE fast erreicht.
      Es liegt mir vollkommen fern, mit dem China-Argument Maßnahmen bei uns abbügeln zu wollen - im Gegenteil: wir müssen runter wenn wir irgendeinen Einfluss auf andere Länder ausüben wollen. Es gibt viel zu tun.

      DE, CHN, Welt noch nicht mit 2021-Daten:
      https://ourworldindata...

      Strom und Industrie Hauptverursacher:
      https://www.bvse.de/re...

    3. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 2 Jahren

      @Nick Reimer Solange wir noch unsere funktionierenden Atomkraftwerke abschalten, kann es nicht so schlimm sein.

  3. Ferdinand H
    Ferdinand H · vor 2 Jahren

    Und anstatt sich diesem Problem zu widmen, haben wir nun erstmal Krieg und werden wahrscheinlich fleissig in Deutschland Kohle baggern. Vielleicht hat unsere Spezies das Überleben nicht verdient...

    1. Nick Reimer
      Nick Reimer · vor 2 Jahren

      Bitte nicht so pessimistisch! Vielleicht haben wir nur noch nicht erkannt, was wichtig ist - und deshalb nicht genug für die Sache gekämpft!

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