Noch nie gab es ein solches Coming-Out: Seit gestern ist diese Dokumentation, in der über 100 Lesben, Schwule und queere Menschen zu Wort kommen, zu sehen. Sie arbeiten als Priester, Gemeindereferentinnen, Religionslehrer oder Kindergärtnerinnen in der katholischen Kirche. Sie alle berichten von einem System, in dem Druck, Drohungen, Willkür und Einschüchterungen ausgeübt werden und welche Folgen die jahrzehntelange Angst und die Versteckspiele für sie haben. Sie riskieren nun mit dem Schritt in die Öffentlichkeit, von ihrem Dienst ausgeschlossen zu werden. Wegen ihrer sexuellen Orientierung, in Deutschland, im 21. Jahrhundert.

Die Geschichte der strukturellen Ausgrenzung und Diskriminierung in der katholischen Kirche ist lang. Wieso kann etwa einer Frau, die sich in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft befindet, einfach gekündigt werden? Genauso ging es einer Dekanatsreferentin aus Paderborn nur zwei Wochen vor der Geburt ihres zweiten Kindes. Wie kann das gehen? Wieso steht das Kirchenrecht nicht in Konflikt mit den Menschenrechten? Denn eigentlich müsste in Deutschland das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz eine derartige Ungleichbehandlung unterbinden. Tut es aber nicht. Die deutsche Verfassung ist "religionsfreundlich", sagt der Kirchenrechtler Thomas Schüller: "Kirchen und Religionsgemeinschaften dürfen ihre inneren Angelegenheiten selbstständig ordnen und verwalten." Mit dem Arbeitsvertrag verpflichtet man sich, die sogenannten Loyalitätsobliegenheiten, "die Grundsätze der katholischen Glaubens- und Sittenlehre", zu befolgen.

Zehn Jahre haben die Filmemacher Hajo Seppelt, Katharina Kühn, Marc Rosenthal und Peter Wozny an dieser Dokumentation gearbeitet, die hoffentlich viele Zuschauer:innen finden wird.