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Peacebuilding auf dem Prüfstand

Lars Hauch
Researcher. Schwerpunkte: Mittlerer Osten, insbesondere Syrien.
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Lars HauchMontag, 29.11.2021

Sie kommen in Scharen, quartieren sich in den besseren Hotels ein und plündern Buffets. Sie sind professionelle KonferenzteilnehmerInnen. Sie haben eine Mission: Frieden fördern. Ihre Auftraggeber: Internationale Institutionen wie die UN, Think Tanks, INGOs aller Couleur.

Die Rede ist von PeacebuilderInnen, die Joshua Craze in diesem Beitrag auf den Prüfstand stellt. Peacebuilding ist kein klar definierter Begriff. Grundsätzlich fallen darunter allerlei Aktivitäten, die vor, während oder nach Konfliktsituationen die Zustände im jeweiligen Land verbessern sollen. Finanziert und designed werden sie in der Regel im Ausland, implementiert dann vor Ort, oft unter Einbeziehung lokaler PartnerInnen. Ganz konkret reicht das Spektrum von lokalen Initiativen zur Förderung weiblicher Partizipation bis hin zu freundlich vorgeschlagenen Strukturreformprogrammen des Internationalen Währungsfonds (IWF).

Internationale Organisationen und einzelne Regierungen geben Milliarden dafür aus. Die Motive sind unterschiedlich: Aktivismus, Idealismus, Outsourcing, post-koloniale Absichten, Informationsgewinnung, Diplomatieförderung sind allesamt wichtige Stichworte. Und wie überall, wo Milliarden im Spiel sind, entwickelt sich ein Business. Dieses Business unterliegt Trends. Als Gendermainstreaming sich als Konzept durchsetzte, war es beispielsweise recht leicht, Gelder zu akquirieren, wenn man das Projekt entsprechend verkaufte. Auch heute noch ist die „Gender“-Sektion in Projektanträgen relativer Standard. Oft wird sie einfach per copy-paste gefüllt, der Pflicht wegen.

Apropos copy-paste. Der Autor zitiert aus einem Buch von Séverine Autesserre, die selbst Peacebuilderin war und in einigen Werken den Versuch wagt, ihre Arbeit zu reflektieren. Autesserre erzählt von einem UN-Bericht über ein Programm im Kosovo, in dem ganze Sektionen einfach aus einem Report über Liberia kopiert wurden. Er selbst habe im Südsudan, wo er beruflich tätig war, Konzepte für eine neue Verfassung gesehen, in denen häufig Fidschi erwähnt wurde. Untermauern sollen diese Geschichten den Punkt, dass die Peacebuilding-Industrie mit Schema F über den Globus mäht. Beschäftigte wechseln regelmäßig von Land zu Land, von Konflikt zu Konflikt. Expertise baut sich da kaum auf.

An dieser Stelle ein kleiner Einschub von mir: Das mag stimmen, allerdings habe ich regelmäßig erlebt, dass große Organisationen im Bereich Peacebuilding sich für ihre Projekte externe ExpertInnen dazu holen. In diesem Bereich externer BeraterInnen wird zwar auch viel Schindluder getrieben, grundsätzlich gibt es aber durchaus ein Problembewusstsein und entsprechende Sensibilität.

Wie auch immer. Der Autor beschäftigt sich in seinem Beitrag mit drei Büchern von Autesserre, die unter anderem der Frage nachgehen, wieso Peacebuilding denn so oft scheitere. Autesserre kommt in einem ihrer Bücher zu dem Schluss, dass PeacebuilderInnen unter sich bleiben und ihrem Schema F folgend zu wenig Kontakt zu den Menschen vor Ort aufbauen. Der Autor ist da etwas skeptischer. PeacebuilderInnen könnten noch so gute Absichten haben. Das ändere nichts an den strukturellen Grenzen ihrer Tätigkeit als solche.

Was heißt das praktisch? Peacebuilding sei apolitisch und Teil eines Liberalismus, der eine gewisse internationale Ordnung beibehalten will. Kurz gesagt: Mission „Ruhe im Karton“. Krieg und Armut würden als technische Probleme betrachtet, für die es entsprechend technische Lösungen zu finden gelte.

Es lohnt, den gesamten Beitrag zu lesen, der Peacebuilding letztlich als Teil eines globalen Systems kritisiert, dass soziale Kräfte, Wandel, Revolution neutralisiert. Eine spannende Perspektive auf ein wahnsinnig vielfältiges Feld, das — meiner Erfahrung nach — punktuell dennoch wichtige Arbeit leistet. It’s complicated.

Peacebuilding auf dem Prüfstand

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