Heute beginnt die Münchener Sicherheitskonferenz, international eine der wichtigsten geopolitischen Veranstaltungen. Ihr Chef, Wolfgang Ischinger, ist dieser Tage auf allen medialen Kanälen präsent, erklärt uns Deutschen und Europäern die Welt und wie man sie besser, sicherer und berechenbarer macht. Ischinger schreibt auch flammende Artikel darüber, warum die Welt korruptionsfreier und werteorientierter werden muss und wie das funktionieren kann. Er betont gern, dass der Vorsitz der Münchener Sicherheitskonferenz ein Ehrenamt ist und er nichts daran verdient. Tatsächlich vergoldet Ischinger sein Telefonbuch. Er ist Mitbegründer und bis heute Mitbeteiligter an der Firma Agora Strategy Group, die Staatslenker aus aller Welt mit Investoren und Rüstungsfirmen zusammenbringt, unter anderem beim nicht-öffentlichen Teil der Münchener Sicherheitskonferenz. Wobei Ischinger selbst im Aufsichtsrat eines Rüstungskonzerns sitzt. Agora bietet – laut streng vertraulichen Unterlagen – an, Waffendeals in Krisen- und Kriegsgebieten mit einzufädeln, was unter Umständen ein Verstoß gegen das deutsche Kriegswaffenkontrollgesetz sein könnte. Außerdem veranstaltet Agora exklusive Events in so exklusiven Etablissements wie dem China Club Berlin, bei denen mitunter Autokraten wie der ehemalige mazedonische Herrscher Nikola Gruevski mit Größen der deutschen Politik zusammengebracht werden. Meine Kollegen Sven Becker, Rafael Buschmann, Nicola Naber und Christoph Schult vom SPIEGEL sowie meine Wenigkeit haben über Wolfgang Ischinger und seine anrüchigen Deals recherchiert. Es ist eine Geschichte über Doppelmoral, die Niederungen des Lobbyismus in Deutschland und den Zynismus selbsternannter Weltverbesserer.