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Europa

Warum es nötig ist, der Gewaltspirale zu widerstehen

Jürgen Klute
Theologe, Publizist und Politiker
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Jürgen KluteSamstag, 26.02.2022

Für den Moment hat die Diplomatie versagt. Die russische Armee (wir sollten nicht von Russland sprechen, denn zum einen ist das eine geografische Größe und kein handelndes Subjekt und zum anderen steht nicht die ganze russische Gesellschaft hinter diesem Krieg) hat die Ukraine anlasslos überfallen. Für viele ist dieser Krieg etwas, das nicht vorstellbar war.

Aber wie geht es jetzt weiter? Elsa Koester hat auf diese Frage Antworten gesucht. Ich finde, ihre Antworten sind es wert, gelesen zu werden.

Zunächst einmal erinnert Elsa Koester unter Verweis auf Arbeiten des Kulturwissenschaftlers Klaus Theweleit und der Historikerinnen Ute Frevert an die verheerenden gesellschaftlichen Wirkungen von Kriegen – gerade nicht nur im Sinne materieller Zerstörungen:

Gleichzeitig sitzen die Traumata, die im Krieg angesichts dieser Enthemmung von Gewalt erlebt werden, tief. Russische und ukrainische Soldaten sind dieser Gewalt jetzt ausgesetzt, üben sie aus. Ihre Familien sorgen sich um sie, und auf gewisse Weise ist jetzt schon klar, dass ihre Söhne, Töchter, Brüder, Schwestern und Partner*innen nicht so zurückkehren werden, wie sie gegangen sind. Sie werden Ängste erlebt und Brutalität ausgeübt haben, die für Daheimgebliebene nie nachvollziehbar sein werden. Sie werden Dinge erlebt haben, die Einfluss auf die Beziehung zu ihren Kindern haben wird. Dieser Krieg wird das Aufwachsen von Kindern in der Ukraine, in Russland und in Osteuropa brutalisieren, wie es vielleicht schon so viele kriegerische Konflikte nach dem Zweiten Weltkrieg zuvor taten, in Jugoslawien, im Kosovo, in Georgien, in der Türkei.

Was Elsa Koester hier beschreibt, ist aus meiner Sicht das entscheidendste Argument gegen Kriege und dafür, alles zu tun, sie zu vermeiden.

Aber wie kann es weitergehen? Kann und darf mensch mit Politikern verhandeln, die wie Putin ohne Rücksicht und Skrupel einen völkerrechtswidrigen und vollkommen anlasslosen Überfall auf ein Nachbarland befehlen, fragt Elsa Koester?

Ist unsere Generation überhaupt noch in der Lage, mit Gegnern umzugehen? Allzuhäufig machten die politischen Debatten unserer Zeit bei der Feststellung halt, dass ein Antisemit ein Antisemit ist, ein Rechter ein Rechter und ein Sexist ein Sexist. Was dies nun für das gesellschaftliche Zusammenleben bedeutet, wie also ein Umgang mit dem politischen Gegner aussieht, wurde kaum erfragt. „Nazis raus!“, dieser Slogan war prägend für die vergangenen Jahre, und: „Mit Rechten redet man nicht“.

Was aber, wenn man einen Rechten nicht einfach rausschmeißen kann? Wenn man mit ihm einen Umgang finden muss? Geht das?

Um die oben beschriebenen psychischen und sozialen Zerstörungen, die Kriege verursachen und die über Generationen nachwirken, zu vermeiden, votiert Elsa Koester – m. E. völlig zu Recht – dafür, sich nicht in den Strudel von Gewalt hineinziehen zu lassen und weiter nach Auswegen aus der Gewaltspirale zu suchen. Da Empörung keine Lösung eines Konfliktes ermöglicht, heißt das für den Moment, auch mit Menschen wie Putin verhandeln zu müssen und sich für den Augenblick der Macht des Faktischen zu stellen, um der Barbarei dieses von Putin initiierten Krieges ein möglichst schnelles Ende zu bereiten. Fertige Erfolgsrezepte dafür gib es allerdings nicht. Auch das muss gesagt werden. Es ist ein Weg ins Ungewisse. Weshalb es geboten ist, sich darauf einzulassen, hat Elsa Koester m. E. überzeugend dargelegt.

Warum es nötig ist, der Gewaltspirale zu widerstehen

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Kommentare 20
  1. Dirk Liesemer
    Dirk Liesemer · vor 2 Jahren

    Die Tage war noch im Freitag zu lesen, die Ukraine habe eine "bizarre Geschichte" https://www.freitag.de...

    1. Jürgen Klute
      Jürgen Klute · vor 2 Jahren

      Es gab mehrere bizarre Beiträge im Freitag zur Ukraine. Aber es sind halt unterschiedliche Autoren bzw. Autorinnen. Elsa Koester gehört jedenfalls nicht zu dieser Gruppe bizarrer Autoren (sind nach meiner Wahrnehmung durchgängig Männer).

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