Kanäle
Jetzt personalisiertes
Audiomagazin abonnieren
Log-in registrieren
forum verwendet Cookies und andere Analysewerkzeuge um den Dienst bereitzustellen und um dein Website-Erlebnis zu verbessern.

handverlesenswert

Kluge Köpfe filtern für dich relevante Beiträge aus dem Netz.
Entdecke handverlesene Artikel, Videos und Audios zu deinen Themen.

Du befindest dich im Kanal:

Technologie und Gesellschaft

Todestrieb auf Twitter

Jannis Brühl
Redakteur
Zum picker-Profil
Jannis BrühlDonnerstag, 18.04.2024

Die Aggressionen im Netz sowie die immer wiederkehrende, immer dämliche Selbstdemontage vieler Prominenter und Nicht-Wirklich-Prominenter werfen eine Frage auf: Warum tun sich Menschen das an, besonders wenn sie eben eigentlich keine Trolle sind? Sind sie wirklich dazu gezwungen und wenn ja: Von wem?

Der Autor und Social-Social-Web-Versteher Max Read schrieb 2020, er habe eine Antwort in Richard Seymours Buch "The Twittering Machine" gefunden. Die Rezension fügt dem gängigen Diskurs, laut dem Social-Media-Konzerne "mit Algorithmen" unsere Gehirne manipulieren und uns zum ständigen Scrollen verführen, einige kluge Gedanken hinzu. Seymour versucht, unsere Gier nach den Handybildschirmen psychoanalytisch zu erklären - und zwar mit dem Todestrieb. Anders gesagt: Wir selbst sind es, die an die Geräte wollen. Und zwar, um uns selbst zu vergessen, um dem analogen Leben zu entfliehen, vor allem aber dem quälenden Verstreichen der analogen Zeit.

Das klingt esoterisch und ist es an einigen Stellen auch. Aber der Text taugt als Versuch, jenseits von simplen technisch-biologischen Erklärmustern wie "Dark Patterns" und "Manipulation" durch die behavioristische Sekte der Silicon-Valley-Programmierer zu blicken. Zwar wurde die Buchbesprechung auf dem Höhepunkt des wilden politischen Gepostes während der Corona-Einschränkungen 2020 geschrieben (diese Phase war in den USA durch die Diskussion um Black LIves Matter und Gewalt auf den Straßen noch brisanter und brutaler als in Deutschland). Doch die Grundfrage, die Rezensent Read und Buchautor Seymour stellt, bleibt auch in Zeiten des Abstiegs von Social Media relevant: Was, wenn wir die Bildschirme lieben, einfach weil sie uns betäuben, um uns selbst aus dem Weg zu gehen?

Seymour’s book suggests something worse about us, their Twitter and Facebook interlocutors: That we want to waste our time. That, however much we might complain, we find satisfaction in endless, circular argument. That we get some kind of fulfillment from tedious debates about “free speech” and “cancel culture.” That we seek oblivion in discourse

Wobei es noch genauer gesagt gar nicht um "Realität" geht, sondern um Zeit, Lebenszeit:

Seymour compares the Twittering Machine to the chronophage, “a monster that eats time.” We give ourselves over to it “because of whatever is disappointing in the world of the living"

Es ist Tatsache, dass das Leben viele Menschen so ermüdet, dass sie Doomscrollen und Rumdaddeln bevorzugen, quasi als kleineres Übel. Hauptsache keine Zeit im Analogen verbringen. Und weil dieser Gedanke zu einigen unangenehmen Fragen über uns selbst führt, ist er viel unheimlicher als die Geschichte von der supermanipulativen Trickmaschine aus Kalifornien.


Todestrieb auf Twitter

Möchtest du kommentieren? Dann werde jetzt kostenlos Mitglied!

Kommentare 1
  1. Cornelia Gliem
    Cornelia Gliem · vor 13 Tagen

    Interessant auch den der Begriff todestrieb doch arg übertrieben sein dürfte und vorallem falsche Erwartungen weckt.

    Nein jedem Literaturwissenschaftler ist das Phänomen bekannt: es nennt sich Eskapismus :-).

Bleib immer informiert! Hier gibt's den Kanal Technologie und Gesellschaft als Newsletter.

Abonnieren

Deine Hörempfehlungen
direkt aufs Handy!

Einfach die Hörempfehlungen unserer KuratorInnen als Feed in deinem Podcatcher abonnieren. Fertig ist das Ohrenglück!

Öffne deinen Podcast Feed in AntennaPod:

Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.

Öffne deinen Podcast Feed in Apple Podcasts:

Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.

Öffne deinen Podcast Feed in Downcast:

Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.

Öffne deinen Podcast Feed in Instacast:

Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.

Öffne deinen Podcast Feed in Apple Podcasts:

Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.

Öffne deinen Podcast Feed in Podgrasp:

Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.

Bitte kopiere die URL und füge sie in deine
Podcast- oder RSS-APP ein.

Wenn du fertig bist,
kannst du das Fenster schließen.

Link wurde in die Zwischenablage kopiert.

Öffne deinen Podcast Feed in gpodder.net:

Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.

Öffne deinen Podcast Feed in Pocket Casts:

Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.