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Pop und Kultur

Neonazi macht Buddy-Talk mit migrantischen Influencern

Fabian Peltsch
Musikjournalist

Fabian Peltsch lebt und arbeitet in Peking und Berlin und schreibt regelmäßig für Rolling Stone, Musikexpress, Mint, China Table, RADII, Fluter und die Berliner Morgenpost. Er interessiert sich vor allem für globale Popkultur-Perspektiven jenseits von World-Music-Klischees.

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Fabian PeltschDonnerstag, 10.08.2023

Der Dortmunder Steven Feldmann ist Neonazi-Influencer auf YouTube. Besonders bekannt wurde der rechtsextreme Intensivtäter, der offen den Holocaust leugnet und sich mit NSU-Terroristen wie Ralf Wohlleben solidarisiert, durch Videos, in denen er sich ausgerechnet mit migrantischen YouTubern zusammensetzt, vor allem Rappern – und das auf ausdrückliche Einladung. Dem ehemaligen Drogen-Dealer und Food-Influencer Ahmed „Sharo“ Sharif ("Beast Kitchen") sagt er bei solch einer Gelegenheit direkt ins Gesicht, dass er alle Ausländer ausweisen will. "Auch mich?", fragt Sharo, der libanesische Wurzeln hat und dem auf YouTube 349.000 Menschen folgen. "Auch dich", antwortet der Nazi. Trotz, Zitat Sharo, "Stevens schwer zu ertragender Ideologie" gibt es Handschlag und Respektsbekundungen. Das Video wurde in sieben Monaten 880.000 Mal gestreamt. Auch andere wie die Rapper Bözemann, Manuellsen und Jihado, deren Kanäle sich ebenfalls an ein hauptsächlich junges und migrantisches Publikum richten, haben seitdem Buddy-Talk mit Feldmann gemacht. Liebevoll nennen sie ihn dort „Habibi Steven“. Es gilt offenbar als cool, mit einem "harten" Nazi, einer Art Endboss, "auf Augenhöhe" zu sprechen. Betont kritisch werden sie erst hinterher.

Der Ex-Neonazi Axel Reitz, der in einem "STRG_F"-Beitrag von Funk zu Feldmanns ungewöhnlicher Popularität interviewt wird, erklärt, es gäbe zwischen diesen vermeintlich widersprüchlichen Welten eben doch einige gemeinsame Nenner: Eine Abneigung gegen den Staat, gegen die Bullen, gegen Homosexuelle und Juden. Ihr Selbstbild ist jeweils das von Kämpfern mit einer "unglaublich zur Schau getragenen Maskulinität", die sich von den Mainstream-Medien verleumdet glauben und auf Kanälen wie YouTube ihre eigene Öffentlichkeit schaffen. Auf Interviews mit dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen lassen sich die Neonazis nicht ein, selbst als die Funk-Reporter sie in ihrem Kiez in Dortmund zur Rede stellen wollen. 

Sharo spricht dagegen als einziger länger mit "STRG_F". Auf das gemeinsame Video angesprochen, in dem Feldmann ungefiltert seine braune Soße auskippen darf, erklärt er, dass er es mittlerweile bereue, dem Nazi eine Plattform gegeben zu haben. Noch mal würde er ihn nicht einladen, rechtfertigt aber, dass Steven eben weiß, "wie man auf der Straße spricht". Viele Zuschauer stimmen Feldmann dann auch in der Kommentarspalte "in einigen Punkten" zu, darunter offenbar auch Ausländer der ersten und zweiten Generation. Er sei "ein stabiler Typ" und das Gespräch "von gegenseitigem Respekt" geprägt gewesen, liest man da zum Beispiel. Das Motto des Kanals "Durch Essen Menschen verbinden", wurde ad absurdum geführt. Die Nazis dürften sich ins Fäustchen lachen. 

Der auf Rassismus und Rechtsextremismus spezialisierte Watchblog Belltower sieht sogar "eine unheilige Allianz" heraufdämmern. In Dortmund und in Bochum gehen Neonazis demnach bereits gemeinsam mit Migranten auf die Straße, um politische Feinde anzugreifen.

Vielleicht auch aus Ermangelung an weiß-deutschem Rekrutierungs-Potential versuchen Neonazis mit migrantisch Rechtsextremen ein junges gewaltaffines Publikum anzusprechen. Und da passt es gut in die Strategie, dass Steven Feldmann derzeit wie ein Wanderpokal durch YouTube-Formate gereicht wird. 
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