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Interview mit dem Amerikanisten Michael Butter: "Die Verschwörungstheorien werden nicht weggehen"
Autor und Journalist
picker für: Fundstücke Zeit und Geschichte
Seit der ersten Stunde als Kurator bei Piqd dabei: Dirk Liesemer arbeitet als Journalist für Magazine wie mare und G/Geschichte. Er hat Politik, Philosophie und Öffentliches Recht studiert, die Henri-Nannen-Journalistenschule besucht, immer mal wieder in Redaktionen gearbeitet und ehrenamtlich eine Reihe von Recherchereisen mitorganisiert und begleitet. Bisher fünf Bücher, darunter "Café Größenwahn" (2023), ein Ausflug zu den großen Kaffeehausliteraten des Fin de Siècle. Foto: Andreas Unger
Vor seinem Attentat in Hanau hat Tobias R. seine Ideen und Vorstellungen in einem "Manifest" und zwei Videos verbreitet. In diesem ausführlichen Interview mit dem Amerikanisten Michael Butter geht es um die Frage, welche Verschwörungstheorien darin zum Vorschein kommen und welche darüber hinaus in unserer Gesellschaft kursieren. Michael Butter hat 2018 das laut ZEIT "bislang wohl beste deutschsprachige Buch" zum Thema vorgelegt: Nichts ist, wie es scheint.
Zur Vorstellungswelt des Attentäters sagt Butter: "Man findet darin Versatzstücke von Verschwörungstheorien, das aber in deutlich geringerem Umfang als bei den Schriftstücken der Täter von vergleichbar schlimmen Ereignissen zuletzt." Es existierten auch keine Bezüge zu den derzeit populärsten Annahmen, die etwa unter Rechtsextremen zirkulieren, weshalb man von einer Art privaten Verschwörungstheorie sprechen könne. Dies sei jedoch ein widersinniger Befund, weil solche Theorien üblicherweise sozial geteilt werden.
Es geht nur anfangs um die Person des Attentäters und schon bald wird die Perspektive geöffnet, was schon deshalb wichtig ist, weil es laut Butter hierzulande "einen signifikanten Anteil an der Bevölkerung" gibt, der diversen an den Haaren herbeigezogenen Spinnereien anhängt. Früher seien solche Theorien jedoch deutlich einflussreicher gewesen, begründeten denn auch den Aufstieg des Nationalsozialismus, aber dass sie einmal verschwinden könnten, glaubt er nicht. Man kann also sagen: Wir sind alles andere als aufgeklärt.
Quelle: Dirk Peitz zeit.de
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